Die Städtische Kunstsammlung umfasst rund 1.700 Kunstwerke, die teilweise im Rathaus St. Johann zu sehen sind. Einige Porträts, die Saarbrücker Ehrenbürger zeigen, darunter Max Braun, gemalt von Armin Rohr, und Nathanael Schmitts Bildnis des Karl Karcher, hängen in der Flurgalerie.
Max Braun schaut kritisch, aber auch zuversichtlich auf dem Gemälde. Seine Gesichtszüge sind deutlich zu erkennen, das Porträt ist fast schon realistisch und nach einer historischen Fotografie gemalt. Wäre da nicht die außergewöhnliche, knallbunte und ausdrucksstarke Farbgebung. Denn der saarländische Künstler Armin Rohr, der dieses Porträt des Ehrenbürgers von Saarbrücken erschaffen hat, hat tief in den Farbkasten gegriffen. Der lila-, rosa- und orangefarbene Hintergrund wurde in verschieden breiten Streifen gestaltet, die Figur hebt sich davor als Dreiviertel-Porträt ab. Und der gelbe Mantel, das lilafarbene Hemd und die türkisfarbene Krawatte kontrastieren einerseits mit dem farbigen Hintergrund, anderseits wiederholen sich genau diese Farben im Hut und sogar im Gesicht. Das Gemälde ist eine Auftragsarbeit von 2016, mit der die Stadt Saarbrücken den deutschen Politiker und Journalisten Max Braun ehrt.
Max Braun, geboren 1892 in Neuss, wandte sich als Volksschullehrer im Jahr 1919 dem Journalismus zu. Zu Beginn der 1920erJahre begann er, sich politisch in der SPD zu betätigen, und wurde 1923 Chefredakteur einer sozialdemokratischen Zeitung in Saarbrücken. Er gehörte dem Saarländischen Landesrat als Abgeordneter an, seit 1932 auch dem Stadtrat von Saarbrücken. Brauns Absicht, Hitler anlässlich der Saar-Abstimmung eine Niederlage beizubringen, scheiterte jedoch am Abstimmungsergebnis vom Frühjahr 1935. Unmittelbar nach der Saarabstimmung floh Braun, der nun in Lebensgefahr schwebte, über Forbach nach Paris, 1940 nach Großbritannien.

St. Johann von 1862–1868; Nathanael Schmitt, Öl auf Leinwand, 1908 - Foto: Landeshauptstadt Saarbrücken / Adrian Scheuer
Er bekämpfte weiterhin die NS-Propaganda, so war er auch beim Soldatensender Calais tätig. Wenige Tage vor seiner geplanten Rückkehr aus seinem Exil in London starb er am 3. Juli 1945. Der Stadtrat der Landeshauptstadt Saarbrücken beschloss am 21. Juli 2015, Max Braun die Ehrenbürgerwürde zu verleihen. Max Braun ist erst der zweite Bürger der Stadt, der diese Auszeichnung postum erhalten hat.
Über der Realität stehende Farbgebung
Das Gemälde von Armin Rohr ist einerseits eine würdige Darstellung von Max Braun, andererseits zeigt die kräftige, über der Realität stehende Farbgebung eine ganz eigene Interpretation des typischen Ehrenbürgerporträts. Armin Rohr, aktuell einer der bekanntesten Künstler des Saarlandes, hat hier ein modernes, auffälliges und ausdruckstarkes Kunstwerk erschaffen.
Neben den Porträts anderer Ehrenbürger der Stadt wie Willi Graf, Gustav Bruch oder Tzvi Avni befindet sich auch ein Gemälde von Karl Karcher in der ersten Etage der Ehrenbürgergalerie des Rathauses.
Karl Friedrich Ludwig Karcher, geboren 1818 im damals noch eigenständigen St. Johann, entstammte einer begüterten und wohlhabenden Saarbrücker Kaufmannsfamilie. Im März 1859 erhielt Karcher seine Ernennung zum St. Johanner Beigeordneten, im Mai 1862 wurde er zum Bürgermeister von St. Johann gewählt. Nach seinem Tod, nur wenige Tage nach seinem 50. Geburtstag 1868, hinterließ er ein beträchtliches Vermögen.
Das Porträt ist undatiert und stammt von Nathanael Schmitt, der 1847 in Heidelberg geboren wurde. Nathanael Schmitt gehörte zu einer Malerdynastie, die vier bedeutende Künstler hervorbrachte. Er besuchte die Kunstschule Karlsruhe, lebte lange Zeit in Rom. Anfang der 1880er-Jahre zog er nach Saarbrücken und schuf hier weitere Porträts von Großindustriellen. Der Künstler strebte in seinen Porträts eine gewisse Monumentalität an, die Dargestellten zeigten ihren Stand in der Gesellschaft. So auch in dem Porträt von Karl Karcher, das ein Frühwerk des Künstlers ist. In lässiger Haltung zeigt es den Großbürger, der auf einem kaum wahrnehmbaren roten Samtstuhl Platz genommen hat. Neben dem Luxus der Kleidung fallen insbesondere der goldene Ring und die goldene Uhrenkette auf, die durch die aufgestützte Hand auf dem Oberschenkel freigelegt wird. Die Würde des Dargestellten wird durch eine auf das Wesentliche konzentrierte Wiedergabe verdeutlicht, es sind keinerlei weitere Details abgebildet. Auch die offene, sehr direkte Physiognomie ist seinem Status angepasst. Das Porträt von Karl Karcher ist ein typischer Vertreter der Porträtkunst des späten 19. Jahrhunderts. Wer das Gemälde in Auftrag gegeben hat und wie es in Besitz der Stadt Saarbrücken gekommen ist, ist unbekannt.