Die Städtische Kunstsammlung umfasst rund 1.700 Kunstwerke, die teilweise im Rathaus St. Johann zu sehen sind. Einige Werke von Saarbrücker Ehrenbürgern sind darunter, zwei porträtieren den Saarbrücker Willi Graf.
Gleich zwei Porträts, eine Bronzebüste und ein Gemälde, erinnern im Rathaus St. Johann an den Widerstandskämpfer der „Weißen Rose“ Willi Graf. Der gläubige Katholik wurde 1918 in Kuchenheim geboren, seine Familie zog 1922 nach Saarbrücken. Schon als Jugendlicher verweigerte er seine Pflicht, der Hitlerjugend beizutreten. Nach dem Abitur 1937 begann er ein Medizinstudium in Bonn. 1940 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und nahm als Sanitäter an verschiedenen Kriegseinsätzen teil, wo er mehrfach Zeuge von begangenen Gräueltaten wurde. Als Mediziner kam er 1942 an die Universität München. Da sich seine christliche Überzeugung nicht mit der NS-Ideologie vereinbaren ließ, schloss er sich aktiv der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ an. Nachdem Hans und Sophie Scholl beim Auslegen von Flugblättern an der Münchener Universität 1943 gefasst und inhaftiert worden waren, wurde er wenige Stunden später ebenfalls festgenommen. Er wurde zum Tode verurteilt, jedoch wurde das Urteil nicht sofort vollstreckt, da die Gestapo hoffte, Namen weiterer Widerstandskämpfer aus ihm herauszupressen. Willi Graf wurde am 12. Oktober 1943 enthauptet, seine sterblichen Überreste wurden auf Wunsch seiner Familie auf dem Alten Friedhof St. Johann beigesetzt. In Saarbrücken gibt es mehrere Gedenkstätten, darunter auch eine Tafel am Johanneshof, den sein Vater 1922 übernahm.
Die Würdigung der Menschlichkeit

Zu seinem 60. Todestag im Jahr 2003 wurde ihm postum die Ehrenbürgerwürde verliehen. Aus diesem Anlass wurde 2004 eine durch Spenden finanzierte Büste von Willi Graf im Treppenhaus des Rathauses von St. Johann aufgestellt. Diese Bronzebüste stammt von dem im Jahr 2010 verstorbenen Saarbrücker Bildhauer Hans Schröder. Sie zeigt in Lebensgröße Kopf und Andeutung der Schulterpartie von Willi Graf, die Gesichtszüge weisen eine Ähnlichkeit zu bekannten Fotografien des Widerstandskämpfers auf. Willi Graf schaut den Betrachter direkt und sehr ernst an. Auffällig ist, dass die Gesichtszüge trotz Vereinfachung klar und erkennbar bleiben, die Oberfläche der Bronze im Gesicht ist glatt. Der Gesichtsausdruck ist entschlossen, aber ruhig und in sich ruhend. Der Kopf steht in einem starken Kontrast zu der angedeuteten Schulterpartie, denn hier hat Hans die Oberfläche rau, aufgerissen und zerklüftet gearbeitet. Der Kontrast zwischen den glatten Gesichtszügen und der rauen Schulterpartie beleben die Büste und stellen auch seinen inneren Kampf dar. Hans Schröder, geboren 1930, fühlte sich schon früh zur Kunst hingezogen. Er studierte Anfang der 1950er-Jahre Goldschmiedekunst in Hanau, ging 1953 nach Paris, arbeitete im Atelier Cartier und besuchte daneben die Académie de la Grande Chaumière. Danach studierte er an der Saarbrücker Schule für Kunsthandwerk in der Bildhauerklasse von Theo Siegle. Schröder erschuf zahlreiche Plastiken, die auch den öffentlichen Raum prägen.
Ganz anders und doch auch ähnlich hat die Saarbrücker Künstlerin Juliana Hümpfner in ihrem Gemälde 2017 Willi Graf dargestellt. Juliana Hümpfner wurde in Buchenbach, Schwaben, geboren und studierte ab dem Jahr 2000 Malerei an der Hochschule der Bildenden Künste, HBKsaar, legte 2005 ihr Diplom ab, war Meisterschülerin. Sie hat sich im Laufe der Jahre einen ganz unverwechselbaren Stil mit ausdrucksstarkem Pinselstrich erarbeitet, bei dem sie sich auf die Figur konzentriert und Räume und Hintergründe vermeidet.
Sie zeigt Willi Graf sitzend, die Arme aufgestützt, mit Pfeife und leicht erhobenem Kopf. Auch sie konzentriert sich auf das Gesicht, stellt ihn ebenfalls vereinfacht dar. In diesem Gemälde schaut Willi Graf den Betrachter jedoch nicht direkt an, sondern er schaut am Betrachter vorbei, blickt ernsthaft und würdevoll in die Zukunft. Juliana Hümpfner war es wichtig, den Widerstandskämpfer nicht wie üblich in Uniform abzubilden. Die Fotografie in ziviler Kleidung setzte sie farblich und motivisch reduziert, aber sehr intensiv um.
So unterschiedlich die Porträts als Bronzebüste und Gemälde sind, beide würdigen Willi Graf als einen Mann, der seinen Glauben und seine Menschlichkeit über sein eigenes Leben stellte. Daher wäre er sicherlich stolz darauf, dass das Erzbistum München und Freising die Möglichkeit eines Seligsprechungsverfahrens seit dem Jahr 2017 in Betracht zieht.