Cargobikes gibt es mittlerweile in allen Rad-Kategorien. Vor allem geht es den Herstellern darum, das Rad flexibel nutzen zu können. Dabei spielt auch Gewichtseinsparung beim Fahrrad eine wichtige Rolle. Ein Überblick über Neuheiten und Trends von der Velo Berlin.

Für Hersteller und Händler ist die Velo Berlin, die vergangenen Monat stattfand, der Auftakt ins Fahrradjahr. Das riesige Ausstellungsgelände befindet sich auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof. Die familienfreundliche Messe lässt das Herz eines jeden Radfans höherschlagen – mit vielen Teststrecken, Radrennen, Shows und Mitmach-Angeboten für jedes Alter. Im Hangar 4 gibt es Workshops und Vorträge rund um das Thema Radreisen und Abenteuer. Brandneue Trends sind auf der Messe noch nicht zu beobachten.
Der Einstiegspreis liegt bei 2.700 Euro
Was aber nach wie vor angesagt ist, ist das Cargobike, das es jetzt in allen Rad-Kategorien zu geben scheint: Unter anderem wird das superleichte und schnelle Lastenrad „Iumentum 1890“ zum Rennrad. Das sportliche Lastenrad der Iumentum-Marke gibt es ab einem Gewicht von 17,6 Kilogramm bei einer zulässigen Gesamtlast von 185 Kilo. Laut Hersteller ist der Rahmen einer der weltweit leichtesten Lastenradrahmen mit langem Radstand. Er bringt nur ab 6,4 Kilogramm auf die Waage. Damit ist das Komplettrad nicht viel schwerer als andere normale Stadträder. Die Seilzuglenkung hat den Vorteil, dass die fehlende Lenkstange mehr Platz für die Ladefläche freigibt. Das Rad ist erhältlich in einer Bio- und E-Bike-Version. Wer sich nicht entscheiden kann, dem erlaubt der Hersteller, die muskelbetriebene Version auszuprobieren und nach der Testzeit das Rad gegebenenfalls nachzurüsten. Der Einstiegspreis für das Rad ohne Motor liegt bei 2.700 Euro.

Ein spezielles Cargobike ist auch das Offroad-Modell „X-Radlader“ der Firma Cargo Bike Monkeys aus Münster. Das Bike eignet sich sowohl zur Gravel-Tour als auch zum Bikepacking. Es ist gemacht für ein Rad-Abenteuer, auch mit großem Gepäck. Einsteigerpreis: 6.999 Euro. Vor allem bei Familien ist ein flexibler Einsatz des Lastenrads wichtig. Das „Carrie“ von Riese und Müller hat 20-Zoll-Reifen und auch sonst in etwa die Größe eines E-Bike-Faltrads, ist selbst aber nicht faltbar. Es bietet eine sogenannte Flexbox, die sich ganz nach Bedarf an den Lasten- oder Kindertransport anpasst. Die kleineren Räder machen das Rad auch bei voller Beladung agil. Unterstützung kommt vom Bosch-Performance-Line-Motor mit 545-Watt-Akku. Preis: ab 5.799 Euro.
Wem auch für ein kompaktes Lastenrad wie dem Carrie der Stellplatz fehlt oder das nötige Kleingeld, kann sein Lieblingsrad leicht zum Lastesel aufpeppen. Dafür gibt es vom Fahrradzubehör-Hersteller „Fahrer Berlin“ die „Carrier Platform“ aus Aluminium. Die lässt sich mit Adapterplatten längs oder quer auf fast auf jedem Gepäckträger befestigen und vergrößert so die Ladefläche. Auf die Plattform passen handelsübliche Kartons und Faltboxen, die mit einfachen Spanngurten an den umlaufenden Löchern verzurrt werden können. Kostenpunkt: 69,90 Euro.
110 Dezibel lauter Alarmton

Sicherheit ist auf praktisch jeder Fahrradmesse ein Thema: Seit Juni 2024 sind Blinker, wie man sie vom Motorrad kennt, am Fahrrad erlaubt. Seit dieser Änderung des Paragrafen 67 der Straßenverkehrsordnung (StVZO) sind Blinkersets ein Verkaufsschlager. Laut Pressedienst-Fahrrad sind Busch und Müller hier marktführend mit dem Turntec E-Bike-Blinker. Dass man Handzeichen beim Abbiegen künftig durch Blinker ersetzen darf, betrifft explizit nicht Beleuchtungselemente an Körper und Kleidung. Trotzdem sorgen die auf der Messe ausgestellten Blinker namens „Flasher“, die am Oberarm getragen werden, laut Hersteller für eine optimale 360-Grad-Sichtbarkeit, bei Tag und besonders nachts. Eine Bremslichtfunktion bringt zusätzlich Sicherheit.
Ein weiteres Sicherheitsthema ist der Kopf- und Nackenschutz. Aus bayerischer Herstellung kommt der Fahrradairbag „Airtour“ der Firma Minerva-AS. Der Airbag ist integriert in einen ultraleichten 1.100 Gramm schweren Rucksack und schützt Gesicht, Halswirbelsäule, Schlüsselbeine und Oberkörper bei Stürzen. Der Rucksack-Airbag versteht sich ausschließlich als Ergänzung zum Helm. Der Airbag ist auch nach einem Unfall mehrmals wiederverwendbar. Man tauscht einfach eine Kartusche aus. Der Kostenpunkt der Kartusche liegt bei knapp 50 Euro. Der Airbag ist ab 749 Euro zu haben.

Zum endlosen Thema Fahrraddiebstahl gibt es immer Innovationen. In einer Stadt wie Berlin registrierte die Polizei laut Statistik des Senats im vergangenen Jahr 24.209 Diebstähle. Teure E-Bikes sind bei den Langfingern besonders beliebt. Ein speziell für dickere E-Bike-Reifen optimiertes Radschloss ist das „ilockitpro“ mit 110 Dezibel lautem Alarmton und GPS. Das Besondere ist: Wird das Rad gestohlen, kann der GPS-Tracker feststellen, wo es sich gerade befindet. Wird das Rad auf einem Radparkplatz unter Hunderten Rädern geortet, ist es schwer zu finden. Jetzt kann über die Bluetooth-Verbindung ein zusätzliches akustisches Signal am Schloss ausgelöst werden. Das „ilockitpro“ bietet somit auch eine günstige GPS-Tracker-Nachrüstung, wie sie für teure E-Bikes immer beliebter wird. Dazu sagt David Koßmann vom Pressedienst-Fahrrad: „Bisher lag die Quote der aufgeklärten Raddiebstähle bei unter zehn Prozent. Dass Versicherungen nun für Räder mit Trackern explizite Tarife anbieten, die oft 20 Prozent günstiger sind, lässt darauf schließen, dass sich Versicherer langfristig eine deutlich höhere und quantifizierbare Aufklärungsquote versprechen. 50 oder 60 Prozent sind da im Gespräch.“
Ein anderes Hightech-Schloss kommt von der deutschen Firma Abus. Die Sicherheitstechniker aus Wetter an der Ruhr haben das „Yardo“ entwickelt, das man per Fingerabdruck öffnet. Das leidige Problem des Schlüsselvergessens oder -verlierens ist damit passé. Besonders praktisch: In der zugehörigen App können bis zu 20 Nutzer hinterlegt werden, sodass das Schloss von der gesamten Familie oder von mehreren Mitarbeitern eines Unternehmens genutzt werden kann. Preis: 99,95 Euro.
Ideal für ältere Menschen geeignet

Immer öfter drängen Spezialräder, die bis dato eher ein Nischendasein fristeten, in den Massenmarkt. Aktuelles Messe-Beispiel: Das Sesseldreirad „Delta tx“ wurde von der Liegerad-Manufaktur HP Velotechnik aus dem hessischen Kriftel besonders für ältere Fahrradfans entwickelt. Das standsichere Elektro-Sesseldreirad bietet großen Komfort, sicheres Vorankommen und einen guten Überblick im Verkehr. Es lässt sich platzsparend hochkant parken und hat mit einer maximalen Zuladung von 150 Kilogramm viel Platz für Gepäck. Für den besonders leichten Einstieg und komfortables Sitzen sorgen die stufenlos von 48 bis 71 Zentimeter einstellbare Sitzhöhe, 80 Millimeter Federweg hinten, der höhen- und längenverstellbare Chopper-Lenker mit den ergonomisch angeordneten Bedienfeldern sowie der individuell polsterbare Netzsitz.
Unterstützung, inklusive Anfahrhilfe bis 6 km/h, bietet der Shimano-Steps-Antrieb. Das Klappgelenk im Lenkervorbau erleichtert das Ein- und Aussteigen. Mit dem vierteiligen Aufstellfüße-Set plus den Kippschutzrollen lässt sich das Rad trotz seiner rund 35 Kilogramm Gewicht in wenigen Sekunden schnell und kraftsparend hochkant aufstellen. Auf diese Weise nimmt es beim Abstellen nur wenig Platz ein. Beim „Delta tx“ kann man anstelle des Shimano EP801 Cargo, der für den Viellast-Transport ausgelegt ist, auch den Bafang-Motor M300 verwenden. Der sorgt – unabhängig von der Tretkraft – vom Start weg für reichlich Schubunterstützung und ist bewusst mit einer Anschiebehilfe (bis 6 km/h) versehen. Das kommt gerade Älteren sehr entgegen oder Menschen, die eine schwache Muskulatur haben. Mit den Neuheiten Klappvorbau plus Aufstellfüße kostet das „Delta tx“ mit Bafang-Motor 6.804 Euro.
Die Velo Berlin bewirbt das Fahrrad in seiner Rolle als wichtigen Schlüssel für ein zukunftsträchtiges und umweltfreundliches Mobilitätskonzept im Stadtbereich. Und vor allem für die jüngere urbane Generation nimmt das Rad zunehmend die Rolle des Autos ein. Fahrräder in allen Variationen sind als tägliches Transportmittel, als Teil des Lifestyles oder des Freizeitabenteuers nicht mehr wegzudenken.