Nach dem Pokal-Rausch folgt der Alltagsfrust. Der 1. FC Saarbrücken tritt in Duisburg erschreckend auf und Kapitän Manuel Zeitz findet deutliche Worte.
Rüdiger Ziehl meinte es gut mit seiner Mannschaft. „Ich kann ihr keinen Vorwurf machen. Wir hätten nach zehn Minuten führen können, wir hätten nach 20 Minuten führen können“, sagte Ziehl nach der 0:2-Niederlage seines Teams beim abstiegsbedrohten MSV Duisburg. Es war eine arg beschönigte Sicht der Dinge. Zwar hätte der FCS wie von Ziehl angesprochen in Führung gehen können. „Dann wäre vielleicht eine gewisse Euphorie aufgekommen, die wir gebraucht hätten, damit ein paar Sachen von alleine funktionieren“, sagte der Trainer. Gefährlich wurde es, weil eine Eckball-Variante zweimal funktionierte. Zweimal köpfte Kapitän Manuel Zeitz den Ball Richtung Fünfer zu Luca Kerber, der jeweils den Ball nicht richtig traf. Es waren keine wirklich großen Chancen und es waren noch die besten des FCS, sieht man von einer verunglückten Flanke von Calogero Rizzuto ab, die elf Minuten vor dem Ende auf die Latte des Duisburger Tores klatschte.
Verkettung von Fehlern
20 Minuten nahmen die DFB-Pokalhelden an der Partie teil, danach ließen sie sich von aufopferungsvoll kämpfenden Gastgebern den Schneid abkaufen. Nahezu jeden Zweikampf gewannen die Gastgeber. Gleich drei waren es in der 23. Minute, als der FCS den Ball nicht klären konnte und Niklas Kölle am langen Pfosten Calogero Rizzuto übersprang und den Ball über die Linie köpfte. „Eine Verkettung von Fehlern, die so nicht passieren dürfen“, sagte Torwart Tim Schreiber, der bei dem Treffer vielleicht ein wenig zu sehr auf der Linie klebte. Doch der 21-Jährige hatte noch die geringste Schuld an dem folgenden Trauerspiel – im Gegenteil. In der zweiten Hälfte hielt Schreiber sein Team gleich mehrfach im Spiel, war nur gegen Kolja Puschs Freistoß nach einer Stunde machtlos. Zu diesem Zeitpunkt hätten die „Zebras“ allerdings schon viel deutlicher führen müssen, was auch ihr Trainer Boris Schommers anschließend bemängelte: „Saarbrücken ist eine starke Mannschaft, die bis dahin eine gute Rückrunde gespielt hat. So etwas kann sich ganz böse rächen, da müssen wir viel konsequenter werden.“
Doch es rächte sich nicht an diesem grauen Vorfrühlingstag im Ruhrgebiet, weil der FCS vier Tage nach dem Pokal-Coup gegen Borussia Mönchenglabdach keine Einstellung zu dieser Partie fand. Bereits vorher hatte Trainer Ziehl vor einem Konzentrationsabfall gewarnt und angekündigt, bis nach dem nächsten Heimspiel gegen Rot-Weiß Essen nicht mehr über das anstehende DFB-Pokal-Halbfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern sprechen zu wollen. Nach dem Erfolg gegen Bayern München erkämpfte sich der FCS ein 2:2-Unentschieden beim SV Sandhausen, nach dem Sieg gegen Eintracht Frankfurt siegte er souverän bei der U23 des SC Freiburg. „Wir haben gezeigt, dass wir den Schalter umlegen können“, sagte Ziehl vor dem Spiel. Nach den nächtlichen Feierlichkeiten und einem wenig intensiven Stelldichein am folgenden Tag gab Ziehl außer der Reihe noch einen Tag frei. Erst am Freitagvormittag traf sich das Team wieder und fuhr nach dem Vormittagstraining in den Westen. Zur gleichen Zeit brachte der FCS Kleiderstücke mit dem Brandenburger Tor in den Verkauf. Die Frage sei erlaubt, ob es schon zu viel um Berlin und zu wenig um Duisburg ging. „Man nimmt sich viel vor, aber es funktioniert nicht alles. Am Ende stehen halt auch nur Menschen auf dem Feld“, nahm Ziehl sein Team in Schutz. Kapitän Manuel Zeitz wurde da schon deutlicher. Die Pokal-Strapazen wollte er nicht als Ausrede gelten lassen. „Es ist kein Geheimnis, dass wir uns leichter tun, wenn wir überhaupt nicht das Spiel machen müssen. Und es ist ja nicht das erste Mal, dass wir in dieser Saison solch eine Leistung abliefern. Vielleicht sind wir einfach zu schlecht“, sagte der Kapitän. Dass die Müdigkeit nach dem Pokalspiel und der darauffolgenden Sause ein Thema war und der kleine Kader keine allzu großen Rotationsmöglichkeiten bietet, ist länger bekannt. Auf der anderen Seite waren Spieler wie Julius Biada und Kasim Rabihic, die von der Bank kamen, noch schlechter als die, die beginnen durften – oder mussten? Kabinettstückchen gegen ein Team, das ums nackte Überlegen kämpft, wirken überheblich, vor allem wenn sie in aller Regel nicht funktionieren.
„Absoluter Durchschnitt“
Ein Spiel hat der FCS noch vor der größten Partie der letzten Jahre zu absolvieren. Doch danach folgen immerhin noch acht. Die Aussicht einer möglichen Finalteilnahme im DFB-Pokal lässt den Liga-Alltag gern vergessen. Zwölf Punkte sind es bis zu einem Abstiegsplatz, elf Punkte fehlen nach oben. „Absoluter Durchschnitt“, sagt Kapitän Zeitz und warnte davor, die Saison auslaufen zu lassen. „Wenn man auf dem Platz steht, will man gewinnen. Wir sagen die ganze Zeit, dass wir eine Serie starten müssen. Aber das ist uns nicht gelungen und es bringt nichts, wenn wir immer nur erklären, dass wir von Spiel zu Spiel schauen wollen. Wir müssen einfach noch ein paar Spiele gewinnen“, sagte der 32-Jährige.