Ein witziger und gut aufgelegter Uwe Ochsenknecht berichtet im Interview über sein Promi-Leben und den letzten Berliner Dreh zu „Die Drei von der Müllabfuhr“.

Im Kultfilm „Das Boot“ tauchte er 1981 zwar ab. Doch mit dem Streifen ging sein Stern erst richtig auf: Schauspieler Uwe Ochsenknecht profilierte sich in deutschen Kino-Klassikern wie „Männer“ und „Schtonk!“, überzeugte aber auch am Theater. Bislang wirkte er in fast 180 Filmen mit.
Dass Ochsenknecht ein witziger Typ sein muss, konnte man in Film-Reihen wie „Familie Bundschuh“ schon erahnen. Als Spaßvogel entpuppt er sich aber auch im Interview im richtigen Leben. Etwa bei der Frage, ob er als populärer Mime überhaupt noch unerkannt ein Kino betreten kann: „Das geht durchaus. Ich komm’ ja erst rein, wenn es schon dunkel ist und alle sitzen.“ Gern nimmt er dann in der letzten Reihe Platz. Man dürfe auch nicht vergessen: „Live seh’ ich noch viel besser aus als im Film. Deshalb erkennt mich oft keiner“, scherzt der gut gelaunte Wahlberliner mit Feriensitz auf Mallorca.
Praktikum bei der Stadtreinigung

Dort, wo er im Prenzlauer Berg wohnt, seien Promis eh nichts Besonderes. Da gehe er in der Masse unter. Was Bars und Cafés anbetrifft, sei er kein Schicki-Micki-Typ. Da mag er es einfach. Ausgehtipps kommen oft von seinen Kindern, von denen einige in der Nähe leben. Eine Zeitung titelte mal, eine Ecke im Berliner Helmholtzkiez sei der reinste „Ochsenstall“. Die oft zitierte „große Schnauze“ der Hauptstädter begegne ihm eher selten: „Ich treffe meist freundliche Leute.“ Das könnte allerdings auch an seinem Promi-Status liegen. Wer wird einem der größten deutschen Filmkünstler gegenüber schon pampig?
Dass Uwe Ochsenknecht auch schauspielerisch mit dem Berliner Milieu viel anfangen kann, zeigte er kürzlich wieder in seiner Rolle als Müllmann Werner Träsch in „Die Drei von der Müllabfuhr“ (ARD-Mediathek). Bevor die TV-Reihe 2019 startete, absolvierte der Star sogar ein Praktikum bei der Berliner Stadtreinigung. „Ich bin mehrmals morgens ab sechs Uhr mit den Mülljungs – richtig heißen sie ja Müllwerker – mitgefahren und erlebte deren Alltag hautnah. Das hat mich tief beeindruckt und lernen konnte ich auch was: Beispielsweise, dass der Job an der Schütte, also dort, wo hinten am Müllfahrzeug die Tonnen entleert werden, nicht ganz ungefährlich ist“, so der gebürtige Hesse.

„Ich ziehe den Hut und habe Respekt davor, was die Jungs leisten. Trotz ihrer schweren Arbeit sind sie meist auch gut gelaunt.“ Für die Hunde von Hausbewohnern gebe es von den Müllmännern manchmal sogar ein Leckerli und umgekehrt von der Kundschaft vor Weihnachten kleine Geschenke. Diese zwischenmenschlichen Gesten zeige auch die TV-Reihe „Die Drei von der Müllabfuhr“. Unbekannt war das Thema dem Barden jedoch nicht. Schließlich wohnt er selbst in einem alten Berliner Kiez, wenn auch in einem äußerst schicken. Aus den früheren Arbeiterquartieren im „Prenz’lberg“ wurden mittlerweile Vorzeigeviertel, in denen sich einfache Leute das Wohnen allerdings längst nicht mehr leisten können.
Gedreht wurden die zwei neuen Folgen nach Ochsenknechts Worten vor allem im Mai und Juni des Vorjahres. Da sich ein Großteil der Crew bereits kennt und Neulinge meist gut ins Team finden, sei es ein angenehmes Arbeiten gewesen. „Wir haben sehr gute Caster und mit Doris Zander eine hervorragende Produzentin. Sie finden stets talentierte Schauspieler und besetzen so, dass sie gut zum Team passen“, so der Mime, der 2024 auch für „Die Ironie des Lebens“ (unter anderem mit Corinna Harfouch) vor der Kamera stand (aktuell auf Amazon Prime). Ob es mit „Die Drei von der Müllabfuhr“ weitergeht, werde von Jahr zu Jahr entschieden: „Oder sagen wir besser: Es wird von Quote zu Quote entschieden“, ergänzt Ochsenknecht mit erkennbarer kleiner Kritik am offenbar alles entscheidenden Kriterium Einschaltquote.
Wahl-Berliner mit Haus auf Mallorca

In der bundesdeutschen Hauptstadt fühlt sich Uwe Ochsenknecht sehr wohl, wie er betont. Das Berliner Umland in Brandenburg kennt er dagegen nicht so gut. Zum Osten gebe es aber durchaus Bezüge. „Meine Mutter kommt aus Arnstadt in Thüringen, mein Vater aus Königsberg, dem heutigen Kaliningrad“, so der gefragte Schauspieler, Jahrgang 1956. Die Eltern lebten später im thüringischen Saalfeld, von wo aus sie Anfang der 50er-Jahre die DDR Richtung Westdeutschland verließen. Einige Onkel und Tanten blieben. „In den Sommerferien fuhren wir als Kinder bis zum Mauerbau noch oft hin. Nach 1961 schickten wir Pakete mit Nylonstrümpfen und Kaffee“, erinnert sich Uwe Ochsenknecht an die frühere Ostverwandtschaft.

Nach Thüringen ziehe es ihn heute nicht mehr, eher nach Mallorca, wo er seit vielen Jahren ein Ferienhaus besitze, in dem er die wenige freie Zeit verbringe. „Hier können wir’s uns schön machen, übrigens nicht nur in der warmen Jahreszeit.“ Wird es in der Saison zu voll, geht’s eben gleich frühmorgens zum Strand. In Santanyi ist Uwe Ochsenknecht seit einiger Zeit auch Mitinhaber eines Cafés. Manchmal tritt er dort als Sänger auf. Schließlich ist er auch Musiker. In den vergangenen 30 Jahren veröffentlichte der Schauspieler mehrere Alben. Zu seinen musikalischen Mitstreitern zählen unter anderem die beiden Gitarristen Thomas Blug und Mick Rogers (Manfred Mann’s Earth Band).

Uwe Ochsenknecht ging in seiner Jugend keinen geraden Weg. In Mannheim aufgewachsen, wurde er am Gymnasium Berichten verschiedener Medien zufolge dreimal nicht versetzt. Dennoch absolvierte er die Westfälische Schauspielschule Bochum später erfolgreich. Schon während dieser Ausbildung wurde das Talent zunächst in kleineren Rollen besetzt. Später folgten Rollen in „Der Untertan“ (Schauspielhaus Bochum) sowie in „Romeo und Julia“ (Schauspielhaus Wuppertal). Als sein Durchbruch gilt die Rolle des Bootsmanns Lamprecht in „Das Boot“ von Wolfgang Petersen 1981.

Uwe Ochsenknecht, der am Mannheimer Nationaltheater als Komparse anfing und dort auch im Chor sang, heimste für seine Rollen zahlreiche Preise ein. Geehrt wurde er unter anderem mit dem „Filmband in Gold“ für „Männer“ (1986), mit dem „Deutschen Filmpreis in Gold“ als bester Hauptdarsteller in „Fußball ist unser Leben“ (2000), mit dem „Deutschen Fernsehpreis“ für „Vera Brühne“ (2001, bester Nebendarsteller) sowie mit dem „Hessischen Fernsehpreis“ für seine Rolle in „Labaule und Erben“ (2019).
Uwe Ochsenknecht wirkte darüber hinaus auch in 20 Hörspielen mit und arbeitete als Synchronsprecher, unter anderem als Stimme von Nicolas Cage in „Die Croods“. 2003 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Filmakademie. Im Herbst 2013 veröffentlichte der Verlag Bastei Lübbe Ochsenknechts Biografie „Was bisher geschah“.
Auch als Sprecher und Musiker aktiv
Zu seinen schönsten Filmen zählt Ochsenknecht „Kaspar Hauser“ und „Nena“. Darüber hinaus überzeugte er aber auch in vielen „Tatort“-Folgen, etlichen Krimiformaten, Komödien sowie am Theater. Hier ist unter anderem seine Mitwirkung bei den Nibelungenfestspielen in Erinnerung. Im Film spielte er oft mit seinem Kollegen Heiner Lauterbach, neben der Komödie „Männer“ beispielsweise auch in der Satire „Die Udo Honig Story“ (2015) sowie als Reisejournalist Tom Gruber in „Ihr letzter Wille kann mich mal!“ (2019). Für einen großen deutschen Lebensmittelhändler waren Ochsenknecht und Lauterbach 2021 auch Werbebotschafter. Einer seiner populärsten Filme war die Satire „Schtonk!“ unter anderem mit Götz George, Harald Juhnke, Veronica Ferres, in der er Fritz Knobel, den Fälscher der Hitler-Tagebücher, spielte.

Uwe Ochsenknecht hat mehrere Kinder aus verschiedenen Beziehungen. In den 1980er-Jahren war er mit der Künstlerin Rosanna della Porta liiert. Aus dieser Liaison entstammt Sohn Rocco Stark, der auch als Schauspieler arbeitet. Etwa 20 Jahre war er mit Natascha Ochsenknecht zusammen, davon von 1993 bis 2012 verheiratet. Mit ihr hat er drei Kinder, die Söhne Wilson Gonzales und Jimi Blue (ebenfalls Schauspieler) sowie Tochter Cheyenne Savannah, die als Model arbeitet. Seit 2017 ist Uwe Ochsenknecht mit seiner langjährigen Partnerin Kirsten Viebrock verheiratet.
Zum Schluss überrascht der Schauspieler mit der Info, dass es mit der Filmreihe „Familie Bundschuh“ für ihn vorerst nicht weitergeht: „Ich hab’ davon nichts mehr gehört. Falls wieder gedreht wird, dann ohne mich.“ Die Dreharbeiten zur neuen Folge „Wir machen Camping“ fanden 2024 offenbar ohne Uwe Ochsenknecht statt. Die Ausstrahlung der Folge ist für 2025 geplant. Seit 2015 mimte er in der ZDF-Komödienreihe den Therapeuten Herrn Mussorkski.