Sie verkörpert schrillen Pop, begeistert mit ihrer Stimme und zeigt sich seit Jahren als Gesamtkunstwerk. Natürlich überlässt Gwen Stefani dabei nichts dem Zufall.
Ein bisschen Madonna, ein bisschen Marilyn Monroe und ein bisschen Catwoman. Wenn man es hinbekommt, dass man gleich mehreren Ikonen ähnelt, ist das wunderbar. Sonderbar hingegen ist, wenn man vor einem TV-Auftritt beim Beauty-Doc zu exzessiv nach Hyaluron und Co. verlangt, so geschehen bei Gwen Stefani im Herbst 2022. Die Frage, ob das wirklich sein muss, erübrigt sich im Dunstkreis der Superstars. Madonna ist da auch kein gutes Vorbild. Egal, das Katzenfrauen-Gesicht wird inzwischen wieder verschwunden sein und die Sängerin tritt wieder als Künstlerin in den Vordergrund. Man hat kaum ihren Namen ausgesprochen, da hat man bereits die Songs „Don’t Speak" und „Just a Girl" im Ohr. Es ist übrigens kein Künstlername, sondern sie wurde von ihren Eltern Dennis Stefani und Patti Flynn so genannt: Gwen Renée Stefani. Die Songs jedenfalls fallen fast schon in die Kategorie Oldies, sie wurden 1996 veröffentlicht, also vor 27 Jahren. Da war Gwen Stefani schon zehn Jahre Mitglied bei No Doubt.
Gwen Stefani wurde in Fullerton im Orange County im US-Bundesstaat Kalifornien geboren und wuchs ganz in der Nähe auf, in Anaheim. Keine schlechte Wahl, liegen beide Städte doch vor den Toren von Los Angeles. In Anaheim gibt es ein großes Disneyland, und die Region bringt viele Musiker, Schauspieler und Sportler hervor. Weniger internationale Stars wie Gwen Stefani, aber doch zumindest in den USA bekannte.
Ihre Mutter hat schottisch-irische Wurzeln und hat als Buchhalterin gearbeitet, ihr Vater, ein Italoamerikaner, war Marketingmanager bei Yamaha. Geboren im Oktober 1969 ist sie das zweitälteste von vier Kindern. Sie hat zwei jüngere Geschwister, einen Bruder und eine Schwester sowie einen älteren Bruder. Letzterer heißt Eric Matthew und legte den Grundstein für ihre Karriere. Der Musiker war 1986 Mitbegründer der Band No Doubt und holte seine damals 16-jährige Schwester als Background-Sängerin mit an Bord. Zwei Jahre später wurde Gwen zur Leadsängerin. Eric Matthew stieg Mitte der 1990er-Jahre aus der Band aus. Dennoch schrieben die Geschwister zusammen „Don’t Speak". Der Song wurde zwei Jahre nach Erscheinen für einen Grammy nominiert. Der erstgeborene Stefani blieb der Kunst treu. Er arbeitete anschließend als Zeichner für die weltbekannte US-amerikanische Zeichentrickserie „Die Simpsons".
Erste Grammy-Nominierung
In der Zeit, als Eric die Band verließ, lernte die Bandleaderin ihren zukünftigen Ehemann Nummer eins, den britischen Musiker, Songwriter und Frontmann der Rockband Bush kennen, Gavin Rossdale. 2002, also sieben Jahre später, folgte die Hochzeit mit gleich zwei Feiern, einer in London und einer in Los Angeles. Nach 13 gemeinsamen Jahren und drei Söhnen folgte 2015 die Trennung.
Zwei Monate später machte sie die neue Beziehung zu Countrysänger Blake Shelton bekannt, mit dem sie gemeinsam in der Jury der Castingshow „The Voice" saß. Es folgte die Scheidung von Gavin Rossdale und 2021 dann die Heirat zwischen ihr und Blake auf dessen Ranch in Oklahoma.
Neben No Doubt startete die Kalifornierin Ende der 1990er-Jahre auch eine Solokarriere beziehungsweise arbeitete mit anderen Künstlern und Künstlerinnen wie Moby zusammen. Mit der Rapperin Eve veröffentlichte sie 2001 den Song „Let Me Blow Ya Mind" – ein weltweiter Hit, der den beiden ein Jahr später einen Grammy einbrachte.
Die Erfolgswelle hält an. Ihr Solodebüt, das Album „Love. Angel. Music. Baby." von 2004 erobert ebenfalls die Charts, verkauft sich millionenfach, ebenso wie mehrere Auskopplungen daraus. Die nächsten Grammy-Nominierungen folgen ab 2005, unter anderem in der Kategorie „Best Female Pop Vocal Performance". Mit 42 Jahren gibt sie das Ende ihrer Solokarriere bekannt, meldet sich aber nur drei Jahre später mit den Singles „Baby Don’t Lie" und „Spark the Fire" sowie einige Zeit später mit einem dritten Studioalbum zurück. Zu ihrem Comeback gehört auch ein gemeinsames Album mit Ehemann Nummer zwei: das Weihnachtsalbum „You Make It Feel Like Christmas" von 2017. Den gleichnamigen Song singt sie natürlich im Duett mit Blake Shelton.
Wenn schon Comeback, dann aber richtig. Mehr als zwei Jahre gibt sie in Las Vegas zahlreiche „Just a Girl"-Konzerte. 2020 folgt die nächste Koproduktion mit ihrem Gatten, die Single „Let Me Reintroduce Myself", und die Ankündigung, dass dieser ein weiteres Studio-Album folgen soll. Mit No Doubt allerdings, so die Sängerin, sei nun Schluss.
Musik ist nur eine der Leidenschaften der heute 53-Jährigen, die sich auch für soziale Projekte engagiert. 2004 macht sie einen Ausflug ins Filmbusiness, direkt in die Top-Liga. Sie spielt im Film „Aviator" unter der Regie von Martin Scorsese und an der Seite von Leonardo DiCaprio und Cate Blanchett. Ihre Mini-Rolle: Jean Harlow, Hollywood-Diva und blonde Sexbombe der 1930er-Jahre. Auch bei der erfolgreichen TV-Serie „Gossip Girl" spielt sie mit. Im Jahr 2005 kam ein weiteres Metier hinzu, die Mode. Unter dem Label „L.A.M.B." – die Abkürzung des Titels ihres Solodebüts – stellt sie eine eigene Damenkollektion vor. So wie bei der platinblonden Sängerin Songs und Alben aufeinanderfolgen, so auch Fashionlabels: Es folgen „Harajuku Lovers" mit Alltagsmode für Damen sowie „DWP (Design with Purpose)" für Jeans und Shirts als Kooperation mit Michael Glasser, dem Gründer von „7 for all Mankind".
Bei ihren vielen Talenten verwundert es kaum, dass sie auf Instagram 15,3 Millionen Follower hat. Das Interesse der Klatschpresse an ihr konnte sie früher nur bedingt verstehen. Ihren Alltag findet sie nicht berichtenswert. Doch seit sie während ihrer ersten Schwangerschaft anfing, selbst Promiblätter zu lesen, bekennt sie sich zur Klatsch-Fraktion. Und sie verrät auch, dass sie es nicht so mit Sport hat, lieber auf der Couch vor dem Fernseher lümmeln oder mit den Kids spielen würde. Dennoch schwimmt und joggt die Popsängerin. Man darf gespannt sein, mit welchen Schlagzeilen sie künftig für Gesprächsstoff sorgen wird. Vielleicht ein Comeback mit No Doubt? Oder weiterer Familienzuwachs? Es bleibt spannend.