Nach der Pleite in Elversberg sollte Hertha BSC trotz aller Planungen für 2024/25 diese Saison zu einem versöhnlichen Abschluss bringen.
Pal Dardai muss also keine Gulaschsuppe ausgeben – die hatte er im Fall von fünf Treffern seiner Mannschaft bei der Partie letzten Sonntag in Elversberg auf der Pressekonferenz vor der Partie allen Medienvertretern in Aussicht gestellt. Bekanntermaßen gewann Hertha BSC das Hinspiel gegen den Aufsteiger im Olympiastadion mit 5:1, und im Fall einer Wiederholung der Torausbeute wollte sich der Trainer erkenntlich zeigen. Klar war dabei nach den Ergebnissen vom Samstag, dass es für die Gastgeber auch nur noch um die Ehre geht, denn der Klassenerhalt war ihnen bereits sicher. Diesen schwierigen Zustand zum Ende einer Saison hatte Dardai auch bereits in der angesprochenen Medienrunde thematisiert: „Egal, wie komisch es sich anhört: Du musst die Spieler bei Laune halten, damit sie weiter mit dem richtigen Elan trainieren und alles geben.“ Gewünscht hätte sich der Ungar dabei einen Sieg im Saarland auch deshalb, weil er gern die Spielzeit noch mit drei Siegen beendet hätte. Diese Statistik ging schließlich zuletzt immer wieder durch die Hauptstadtmedien – zuletzt war Hertha BSC diese Bilanz vor knapp fünf Jahren unter Ante Covic gelungen. Doch auch in diesem Fall braucht sich der Coach keinen Kopf mehr zu machen über eine etwaige Belohnung für sein Team, denn das erste Pflichtspiel bei der Sportvereinigung Elversberg verloren die Berliner am Ende mit 2:4. Nach zwei Rückständen war Hertha BSC dabei jeweils noch zurückgekommen: Zunächst gelang Reese im ersten Durchgang das zwischenzeitliche 1:1, bei dem SVE-Spieler Le Joncour den Ball noch abfälschte. Dann war es nach der Pause Palko Dardai, der das 2:2 erzielte – Haris Tabakovic, der seine Führung in der Torschützenliste nicht ausbauen konnte, war noch an Elversbergs Schlussmann Kristof gescheitert, aber der älteste Sohn des Hertha-Trainers nickte den Abpraller ein. Doch nur vier Minuten später handelten sich die Berliner den dritten Rückstand des Nachmittags ein, als man von den Elversbergern defensiv ausgehebelt wurde und Wanner die erneute Führung markieren konnte. Da brachte auch die Einwechslung von Florian Niederlechner in der Schlussphase nichts mehr – der 33-Jährige hatte im Hinspiel mit drei Toren noch maßgeblichen Anteil am hohen Sieg, über die glänzende Form wie zum Jahresende 2023 verfügt er allerdings aktuell nicht mehr. Die Berliner mussten nach einem Konter vielmehr noch das 2:4 hinnehmen – der wackere Aufsteiger kann so bei nur noch zwei Punkten Rückstand sogar Hertha BSC im Endklassement noch überrunden. Die Berliner bekommen es dabei im letzten Heimspiel der Saison 2023/24 am Sonnabend (13 Uhr, Olympiastadion) mit dem 1. FC Kaiserslautern zu tun – auch hier wird die größere Motivation am Ende der springende Punkt sein. Denn die Pfälzer kämpfen noch um das sportliche Überleben in der Zweiten Liga, während Hertha BSC zumindest die Revanche für das verlorene Pokal-Viertelfinale gegen die Lauterer Ende Januar als Ansporn bleibt.
Der wertvollste Kader der Zweiten Liga
Gut möglich dabei, dass seit dem vergangenen Wochenende der Name Luca Schnellbacher auf dem Zettel der Hertha-Verantwortlichen steht: Der Kapitän der SV Elversberg traf schließlich zweimal gegen die „Alte Dame“ – und die castet gerade neues Personal für den Kader 2024/25. Dabei ist der Verbleib von Tabakovic in Berlin noch nicht endgültig geklärt, und (mindestens) ein treffsicherer Stürmer ist so für kommende Spielzeit sicher ein Thema. Unverkäuflich ist der bosnische Nationalspieler dabei nicht, ließ zumindest Trainer Dardai wissen – hängte seinem Toptorjäger aber auch mit einem Augenzwinkern ein dickes Preisschild um: „Wenn jemand kommt und 30 Millionen für Haris bietet, dann müssen wir reden: ich glaube, er hat keine Absicht, von hier wegzugehen – aber am Ende spielt auch das Geld eine Rolle.“ Zu jenen Kandidaten, die man bei einem guten Angebot ziehen lassen würde, gehört auch Fabian Reese. Der 26-jährige Außenbahnspieler ist der herausragende Vorlagengeber der Liga (bislang 17 Assists), hatte seinen Vertrag sogar im Frühjahr bis 2028 verlängert und könnte seinem Verein somit also eine stattliche Ablösesumme einbringen. Die schwierige Balance zwischen wichtigen Einnahmen und einem schlagkräftigen Kader für kommende Saison zu finden, ist die Hauptaufgabe der Verantwortlichen. Auch zu diesem Thema steckte Dardai vergangene Woche seinen Standpunkt ab: „Wir versuchen alle Spieler, die hier sind, zu behalten“, schrieb er gewissermaßen den handelnden Personen dabei ins Poesiealbum – immerhin, so das Internetportal transfermarkt.de, verfügt Hertha BSC aktuell über den wertvollsten Kader der Zweiten Liga.
Und damit nicht genug, denn der Übungsleiter sprach auch davon, noch „drei, vier Spezialisten für die Zweiten Liga“ als Verstärkung zu holen. Was den Angriff betrifft, waren erste Kandidaten auf der „Wunschliste“ offenbar nicht realisierbar: so kommen die Verpflichtungen von Nick Woltemade (Werder Bremen, Kandidat bei VfB Stuttgart) oder Cedric Teuchert (Hannover 96, vor Wechsel in die USA) nicht zustande. Auch der Transfer von Teucherts Teamkollegen Havard Nielsen könnte sich als schwierig gestalten, da der Norweger gerade erst bis 2026 beim Ligakonkurrenten verlängert hat. Dazu sollen die Verantwortlichen mit Baris Atik (29, Außenbahn links), Herbert Bockhorn (29, Rechtsverteidiger) sowie Luca Schuler (25, Mittelstürmer) gleich ein Trio vom 1. FC Magdeburg im Visier haben, auch der Pole Przemyslaw Placheta (26, Swansea City/Zweite Liga England) wird für den linken Flügel gehandelt. Auf der anderen Offensivseite wiederum geisterte zuletzt der Name von Oleksiy Kashchuk (23, Shakhtar Donezk) durch die Medien, auch Josh Bowler (25, Cardiff City/2. Liga England) oder Christian Conteh (24, VfL Osnabrück) sollen für die Position ein Thema sein. Immerhin konnte man in einer ganz wichtigen Personalie abseits des Rasenvierecks bereits Vollzug melden: Wunschkandidat Ralf Huschen (45, aktuell SC Paderborn) wird ab 1. Juli für den Bereich Finanzen, Sanierung und Restrukturierung die Geschäftsführung an der Seite von Thomas Herrich erweitern. Weiterhin im Unklaren lassen die Verantwortlichen jedoch die Öffentlichkeit in Bezug auf eine andere zentrale Position – verbunden mit der Frage: Bleibt Pal Dardai Cheftrainer oder gibt es ab Sommer einen neuen Mann auf der Bank von Hertha BSC?