Dr. Peter Wettmann-Jungblut (65)
Mitarbeiter Landesarchiv | Saarbrücken-Scheidt
„Im Inneren schlummern oft noch unentdeckte, unbezahlbare und ungemein fesselnde Schätze“, schwärmt der Archivar. In dem einstigen Kurhaus Lauer und dem später als Druckerei genutzten sechsstöckigen Hochhaus in Scheidt ist seit 26 Jahren das Landesarchiv untergebracht. Die eher schmucklosen Räumlichkeiten beheimaten stolze 17 Regalkilometer an Archivalien. Deren älteste stammt aus dem Jahr 1154 und ist eine Pergamenturkunde aus dem Augustinerinnenstift Fraulautern. Den Überlieferungsschwerpunkt bilden Akten saarländischer Ministerien und Behörden sowie anderes Schriftgut und Fotos aus dem 20. Jahrhundert. „Das Landesarchiv wurde erst 1948 gegründet.“ Neben Nachlässen prominenter Politiker, etwa von Johannes Hoffmann oder Heini Schneider, lagern hier auch Archivalien aus der NS-Zeit sowie im Bestand „Staatsanwaltschaft“ dickleibige Prozessakten zu spektakulären Kriminalfällen. „Für mich besitzen Gerichtsakten nicht nur eine Krimilesern bekannte Faszination, sondern gewähren uns Einblicke in die – oft tragischen – Schicksale der Protagonisten sowie den Alltag und die Konflikte vergangener Epochen.“ Letzteres kommt der Leidenschaft des Literatur- und Geschichtswissenschaftlers entgegen, der über Kriminalität im frühneuzeitlichen Baden promoviert hat und seinen Forschungsschwerpunkt in der Rechts- und Sozialgeschichte sieht.