Der spanische Schauspieler und Hollywoodstar Javier Bardem ist seit 20 Jahren Mitglied von Greenpeace und engagiert sich öffentlich für den Klimaschutz. Besonders am Herzen liegen ihm die Ozeane. Über seine abenteuerliche Expedition in die Antarktis hat er einen packenden Film gedreht.

Als Javier Bardem von Greenpeace gefragt wurde, ob er als Botschafter ein Projekt unterstützen würde, um in der Antarktis das weltgrößte Meeresschutzgebiet entstehen zu lassen, hat er ohne zu zögern zugesagt. Sein Bruder Carlos war schon einige Jahre zuvor in die Antarktis gereist und hatte ihm oft vorgeschwärmt, wie einzigartig diese majestätische Eislandschaft ist. „Ich war wirklich sehr gespannt, was mich bei dieser Expedition erwarten würde. Und es war – mit einem Wort: fantastisch! Diese von uns Menschen unberührte Natur mit ihren gigantischen Eisbergen, die mal blendend weiß, mal in den unbeschreiblichsten Blautönen schimmerten, hat mich wirklich ehrfürchtig gemacht. Ich bin zwar nicht religiös, aber dort habe ich etwas gefunden, das mir heilig war – und das man unbedingt beschützen muss.“
Über seine Erlebnisse in der Antarktis drehte Javier Bardem, gemeinsam mit seinem Bruder und dem spanischen Regisseur Álvaro Longoria, den Dokumentarfilm „Sanctuary“ (2019), was ja sowohl „Heiligtum“ als auch „Schutzzone“ bedeutet. Die Crew ging in der chilenischen Stadt Punta Arenas an Bord des Greenpeace-Schiffes Arctic Sunrise, das sie dann sicher in die Antarktis brachte. Dort schmilzt das Eis schon seit Jahren schneller als vorhergesagt. Was nicht nur sehr negative Auswirkungen auf die Natur und auf die dort lebenden Tierarten hat, sondern auch auf das gesamte Weltklima.

„Überrascht, wie bunt der Meeresboden war“
„Während dieser Reise habe ich viel gelernt. Besonders erschüttert hat mich, wie dramatisch sich dort alles ändert. Manchmal habe ich nachts, wenn alles still war, gehört, wie ein Eisberg nach dem anderen abgebrochen ist und ins Meer stürzte. Diese Brocken schmelzen dann und sind unwiederbringlich verloren. Unsere Expedition hat auch gezeigt, dass dort massiv Krill-Fischerei stattfindet, und so den Walen, Robben und Pinguinen die Nahrung entzieht. In diesem früher kaum berührten Lebensraum werden im Wasser nun auch schon jede Menge Schadstoffe gefunden, die von Outdoor-Kleidung, Essensverpackungen und anderem Plastikmüll stammen. Für dieses sensible Ökosystem ist das natürlich der Killer. Mit unserer Online-Kampagne ‚Schützt die Antarktis‘ haben wir auf diesen Missstand aufmerksam gemacht und konnten bereits Millionen von Unterschriften sammeln. Unser Ziel ist es, das Weddellmeer im südlichen Ozean am antarktischen Kontinent zum Meeresschutzgebiet erklären zu lassen.“
Ein weiterer Höhepunkt der Antarktis-Expedition war, als die beiden Brüder in einem kleinen U-Boot ganze 300 Meter tief auf den Meeresgrund abtauchten. „Ich war total überrascht davon, wie bunt die Welt am Meeresboden war“, schwärmt Javier Bardem. „Wir haben dort gelbe, grüne und rosafarbene Korallenriffe und Schwämme gesehen. Und auch die vielen Fische, Krabben und Krebse schillerten in den exotischsten Farben.“

Javier Bardem war sehr davon beeindruckt, mit wie viel Engagement die Aktivisten von Greenpeace ihre Arbeit verrichteten: „Ich schätze es wirklich sehr, wie sich Greenpeace schon seit vielen Jahren für die Erhaltung der Umwelt einsetzt. Und uns alle vor den schrecklichen Folgen des Klimawandels warnt und vor dem Raubbau, den wir an unserem Planeten tagtäglich begehen. Nehmen wir zum Beispiel nur mal den Kapitän der Arctic Sunrise: Er macht diesen Job schon seit 30 Jahren und hat sich in dieser Zeit nicht nur mit Herz und Verstand gegen die Überfischung der Ozeane und den illegalen Walfang eingesetzt, sondern auch dem Tiefseebergbau den Kampf angesagt. Wie oft er dafür schon ins Gefängnis musste, kann er gar nicht mehr sagen. Die Leute, die bei Greenpeace arbeiten, sind keineswegs weltfremde Spinner oder versprengte Hippies, die nichts als Kiffen im Sinn haben – sondern verantwortungsvolle Mahner, die versuchen, den Wahnsinn zu stoppen und uns eindringlich darauf aufmerksam machen wollen, dass es JETZT gilt, unsere Umwelt zu retten. Dieser Weckruf macht mir auch Mut. Jeder von uns kann doch etwas dazu beitragen, um die Erde vor dem Kollaps zu bewahren. Denn sonst“, meint er mit einem bittersüßen Lächeln, „sieht unser Blauer Planet in zehn, 20 Jahren so aus wie in dem apokalyptischen Film ‚Dune‘: total verwüstet.“

Javier Bardem wurde 1969 in Las Palmas auf der Insel Gran Canaria geboren. Er stammt aus einer hochangesehenen Schauspielerfamilie, die bis zu den Anfängen des spanischen Films zurückreicht. Bevor er Schauspieler wurde, war er Mitglied der spanischen Rugby-Nationalmannschaft und studierte Malerei an der Escuela de Artes y Oficios in Madrid. Erste Aufmerksamkeit in der Filmwelt erregte Bardem 1991 in Pedro Almodóvars Familiendrama „High Heels“. Ein Jahr später hatte er, an der Seite der blutjungen Penélope Cruz, in dem Erotik-Melodram „Jamón Jamón“ seinen Durchbruch in Spanien. Seine erste Oscarnominierung bekam er 2001 für die Rolle des homosexuellen kubanischen Schriftstellers Reinaldo Arenas in „Before Night Falls“ – eine Ehre, die ihm als erster spanischer Schauspieler zuteilwurde. 2008 bekam er den Oscar dann als Bester Nebendarsteller in „No Country For Old Men“ unter der Regie der Coen-Brüder. Als vielseitiger Schauspieler war er außerdem in Filmen zu sehen wie Woody Allens „Vicky Cristina Barcelona“ (2008), „Eat Pray Love“ (2010) und „Biutiful“ (2010). Er war der Bösewicht in „James Bond 007 – Skyfall“ (2012), der grimmige Käpt’n Salazar in „Pirates of the Caribbean – Salazars Rache“ (2017), König Triton in der Live-Action-Verfilmung von „Arielle, die Meerjungfrau“ (2023) und der Anführer des Wüstenvolks der Fremen von Arrakis in den beiden Sci-Fi-Movies „Dune 1 + 2“ (2021 und 2024).
„Es gibt in Madrid keine vier Jahreszeiten mehr“

Mit der spanischen Schauspielerin Penélope Cruz ist er seit 2010 verheiratet. Die beiden haben einen Sohn (Leonardo, 14) und eine Tochter (Luna, 12). Den Kindern zuliebe sind sie auch von Los Angeles wieder in ihre Heimat Spanien zurückgekehrt, weil es ihnen wichtig war, dass die Kids im Kulturkreis ihrer Eltern aufwachsen. „Deshalb haben Pe und ich Madrid als unseren Lebensmittelpunkt gewählt. Denn da leben unsere Familien, Verwandte und Freunde.“ Die beiden nehmen die Erziehung ihrer Kinder sehr wichtig. Für die Familie stellen sie ihre Karrieren auch schon mal in den Hintergrund. „Unsere Kinder sollen sich vor allem geliebt fühlen. Wir versuchen, ihnen die Fähigkeit zur Empathie mitzugeben. Für ihre Mitmenschen und für die Welt, in der wir alle leben.“

Ein weiterer Grund, weshalb sich Javier Bardem so für den Umweltschutz engagiert, ist sehr persönlich: „Ich habe eigentlich schon immer umweltbewusst gelebt, aber seit ich Kinder habe, ist mir das noch wichtiger als zuvor. Ich will meinen Kindern und Enkeln ja eine Welt hinterlassen, auf der es sich zu leben lohnt. Und die negativen Auswirkungen des Klimawandels erleben wir seit vielen Jahren auch hier in Madrid. Es gibt schon lange keine vier Jahreszeiten mehr. Als ich Kind war, gab es Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Jetzt ist es nur noch unerträglich heiß oder bitterkalt. Das kann doch nicht so weitergehen! Und wenn wir nicht jetzt endlich unsere Meere schützen, wird unsere wunderschöne Erde sehr bald unvorstellbaren Schaden nehmen. Ich möchte aber auf keinen Fall, dass meine Kinder mich mal fragen: Warum habt ihr nichts unternommen? Ich bin nun wirklich kein Aktivist – aber mein Herz schlägt schon seit Langem grün. Und ich mache mir extrem große Sorgen darüber, was die Zukunft wohl bringen wird.“
Brandrede auf der UN-Klimakonferenz

Für Javier Bardem ist es wichtig, seinen Celebrity-Status – genau wie es zum Beispiel seine Schauspiel-Kollegen Leonardo DiCaprio, Emma Thompson, Cate Blanchett tun – auch dafür zu nutzen, bei den Menschen das Umweltbewusstsein zu schärfen und sie zu ermutigen, sich selbst für den Schutz des Klimas einsetzen. Das macht er unter anderem auf dem roten Teppich im Gespräch mit seinen Fans, in Interviews oder auch bei öffentlichen Auftritten, wie 2019, als er auf der UN-Klimakonferenz eine Brandrede hielt, in der er die verantwortlichen Politiker scharf angriff. Und er appellierte an die UN: „Sie stehen derzeit vor richtungsweisenden Entscheidungen. Sie haben die historische Chance: Bitte unterstützen Sie unsere Ozeane. Nicht nur die Meereslebewesen, sondern auch unseren blauen Planeten als Ganzes. Für uns. Für unsere Kinder. Und lassen Sie uns endlich mit einer Stimme sprechen. Die Klimaerwärmung passiert doch viel schneller als prognostiziert. Es könnten 2030 bald statt zwei Grad sogar mehr als fünf Grad werden. Auch deshalb ist es unser Ziel, dass bis dahin mindestens 30 Prozent der Weltmeere unter Schutz gestellt werden. Immerhin sind über eine Milliarde Menschen für ihre Ernährung auf das Meer angewiesen.“
Trotz seiner großen Sorgen um die Zukunft gibt Javier Bardem die Hoffnung nicht auf, dass die Mächtigen dieser Welt endlich aufwachen und sich mehr als bisher für einen starken und effizienten Schutz der Umwelt einsetzen. Und dass jeder von uns eben auch seinen Teil dazu beiträgt. Die Welt, in der wir leben, ist doch nach wie vor voller Wunder. Und wer sich Javier Bardems abenteuerliche Antarktis-Expedition einmal anschauen will, kann das im Netz tun, wo „Sanctuary“ gestreamt wird (unter anderem auf Amazon Prime Video, Netflix und Youtube). Dem Schauspieler und Aktivisten Javier Bardem bleibt zu wünschen, dass er auch noch seinen Enkeln in ferner Zukunft seine Lieblingstiere zeigen kann – und zwar genau dort, wo sie in natürlicher Umgebung leben: nämlich die Pinguine in der Antarktis.