Borreliose ist inzwischen weit verbreitet. Eine der bekanntesten Forscherinnen zur Krankheit ist die Professorin Dr. Heidelore Hofmann, die im vorigen Jahr für die Deutsche Dermatologische Gesellschaft die aktuelle Leitlinie zur Borreliose koordinierte.
Als 1986 Dr. Heidelore Hofmann als Dermatologin und Borreliose-Forscherin zur Uniklinik des Saarlandes in Homburg kam, war die Krankheit noch für viele Ärzte ein Fremdwort. 1975 wurde die rätselhafte Infektion zum ersten Mal in den USA im Örtchen Lyme beschrieben, als sich dort in der Bevölkerung Gelenkschmerzen und grippeähnliche Symptome nach Zeckenstichen häuften. 1981 gelang es dem amerikanischen Bakteriologen Willy Burgdorfer, den Übertragungsweg durch Zecken nachzuweisen, während die „neue“ Krankheit den Namen „Lyme Disease“ oder in Deutschland Borreliose bekam.
Das Thema ließ Dr. Hofmann nicht los; sie forschte weiter und stellte nach einem Bericht über Borreliose im SR fest: „Sie haben mir auf diese Weise jede Menge interessante Fälle beschert.“ Dr. Heidelore Hofmann habilitierte sich in Homburg, ging dann als Professorin an die Technische Universität München und nahm eine führende Rolle in der Borreliose-Forschung ein. Im vorigen Jahr koordinierte sie die aktuelle Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft zur Borreliose.
Inzwischen rechnet man mit bis zu 200.000 Erkrankungen pro Jahr in Deutschland, da die Infektion in allen Regionen in freier Natur möglich ist. Im Gegensatz zur FSME, der Frühsommer-Meningoenzephalitis, die nur in bestimmten Gebieten vorkommt. Auch hier sind Zeckenstiche die Ursache. Allerdings gibt es dagegen eine Impfung, was bei der Borreliose nicht der Fall ist. Sie gilt als besonders heimtückisch, weil sie selbst heute noch von Medizinern oft nicht erkannt wird und gravierende Folgen haben kann.
Nach dem Zeckenstich passiert erst mal sehr wenig. Ähnlich wie bei einem Mückenstich juckt es, während die Zecke häufig bereits wieder abgefallen ist. Die Frühsymptome zeigen sich etwa ein bis drei Wochen nach dem Stich, wenn sich an der Einstichstelle ein roter Fleck bildet, der langsam weiterwandert. Deshalb spricht man auch von Wanderröte. Oft ohne Beschwerden, manchmal aber auch verbunden mit Gelenk- oder Kopfschmerzen.
Für die Betroffenen ist das ein Warnzeichen, denn jetzt sollte man auf jeden Fall zum Arzt gehen, um abzuklären, ob eine Borrelien-Infektion vorliegt. Sollte das der Fall sein, lässt sich die Erkrankung mit Antibiotika gut behandeln, um Spätfolgen zu vermeiden. Von einer rein prophylaktischen Behandlung mit Antibiotika rät allerdings die Deutsche Dermatologische Gesellschaft ab, bevor eine gesicherte Diagnose vorliegt.
Heimtückischer Krankheitsverlauf
Das Heimtückische an der Borreliose ist jedoch, dass Beschwerden abklingen und oft eine längere Ruhepause eintritt. Danach taucht sie dann plötzlich wieder auf, verbunden mit Gelenkschwellungen, Nervenentzündungen und Lähmungserscheinungen. Spätestens jetzt ist eine Behandlung mit Antibiotika angezeigt, denn die Heilungschancen sind immer noch recht gut. Aber dieser Verlauf ist noch nicht das Ende, falls keine Behandlung erfolgt. Denn die Ruhephase kann zehn Jahre und länger dauern. Übrigens ähnlich wie bei der Syphilis, deren Erreger mit den Borrelien verwandt ist.
Professorin Heidelore Hofmann hat die Spätphase so beschrieben: „An der Haut sieht man wieder ein ganz charakteristisches Krankheitsbild, die sogenannte Akrodermatitis chronica atrophicans. Sie ist für den Laien dadurch erkennbar, dass an einer Extremität die Haut immer dünner wird und sich verfärbt, wobei es zu Gefühlsstörungen kommt. Das kann so weit gehen, dass das ganze Unterhautgewebe verschwindet und man dann so eine zigarettenpapierdünne Haut sieht.“
Es gibt noch viele weitere Krankheitsbilder, die mit der Borreliose verbunden sind, was aber nicht heißt, dass man jetzt in Panik verfallen sollte und sich im Sommer nicht mehr ins Freie traut. Noch mal die gute Nachricht: Borrelien werden häufig, wenn die übertragene Menge noch gering ist, durch das körpereigene Immunsystem abgetötet. Außerdem sind Antibiotika bei einer Infektion äußerst wirkungsvoll.
Dazu gehört allerdings, dass man nach einem Stich die betroffene Stelle noch etwa bis zu sechs Wochen beobachtet, um im Zweifelsfall zum Arzt zu gehen. Außerdem sollte man im Freien, besonders in Wiesen oder im Wald, lange Hosen tragen und nach einem Spaziergang die Kleidung kontrollieren. Besonders die Hosenbeine, denn die Zecken lauern bevorzugt im Gras oder in niedrigen Sträuchern. Auch Insektensprays gelten als hilfreich.
Sollte man dennoch von einer Zecke „erwischt“ werden, empfiehlt es sich, den Übeltäter mit einer Pinzette vorsichtig herauszuziehen, ohne sie zu zerquetschen. Je früher, desto besser. Eine Impfung gegen die Borreliose gibt es übrigens noch nicht, auch wenn in diesem Bereich nach einigen Rückschlägen weiter geforscht wird. Deshalb ist Aufklärung besonders wichtig, denn in vielen Ländern leiden Tausende Menschen an den Spätfolgen der Infektion.