Martin Bambach startete am 1. Mai 2014 mit seinem Unternehmen Erlebnis-Wandern-Saarland einen mutigen Schritt in die Selbstständigkeit. In diesem Jahr feiert er zehnjähriges Bestehen. Sein Erfolgskonzept versteht man am besten, wenn man mitwandert.

Seit sieben Jahren wandert Gabi mit. Das erfahre ich von ihr, kurz nach meiner Ankunft am Treffpunkt, dem Parkplatz in der Ortsmitte Stennweiler an der St. Barbara Kirche. Bereits drei Wanderer warten hier auf den zertifizierten Wanderführer Martin Bambach, darunter Gabi und Manfred, Senioren im besten Wanderalter. Die beiden sind mit am längsten dabei, genauer, seit ihrer ersten Wanderung am Itzenplitzer Weiher. Später, beim gemeinsamen Kaffee unserer „Go-to-Coffee“-Wanderung“ erinnert sich Martin Bambach gut an Gabis Aussage. „Wenn uns das gut gefällt, kriegen Sie uns nicht mehr los“. Inzwischen ist Gabi 300 Touren und mehr als 3.500 Kilometer mitgewandert.
„Jede Wanderung soll für meine Teilnehmer ein besonderes und schönes Erlebnis sein, an das sie noch lange und gerne denken.“ Das ist der Anspruch, den Martin Bambach an sich stellt und seit zehn Jahren als selbstständiger Wanderführer erfüllt. Jede seiner Wanderungen hat ein Highlight – Erinnerungsfaktor garantiert.
Wir starten an der St. Barbara Kirche, gehen vorbei zum „Café Maria“, sozusagen dem Start und Endpunkt der 11,8 Kilometer langen Wanderung mit 260 Höhenmetern. Martin Bambach teilt der Inhaberin die Anzahl der Wanderer mit, die anschließend dort ihre verloren geglaubten Kalorien ersetzen werden. Das Nostalgiecafé in dem ältesten Haus von Stennweiler (aus dem Jahr 1710) mit köstlichen, selbst gemachten Kuchen ist die Belohnung dafür, dass sich alle, auch bei nicht so sonnigem Wetter und drohendem Regen, auf den Weg gemacht haben.
Nach kurzer Zeit liegt der Ort Stennweiler hinter uns und wir wandern zwischen Wiesen und Feldern aufwärts. Dabei haben wir einen schönen Ausblick auf den Ort und die Umgebung.
Martin Bambach schneidet immer wieder für seine Teilnehmer mit einer Gartenschere den Weg frei. So mancher Weg ist mit Brombeeren und Brennnesseln zugewachsen. Er geht jede Tour vor und ist mit seinen digitalen Karten, die übrigens auch offline funktionieren, bestens für Planänderungen und Ausweichwege gerüstet.

Martin Bambach wandert seit vielen Jahren mit Leidenschaft. Von Beruf ist er Elektriker. „Der saarländischen Familientradition folgend wurde ich bei den Saarbergwerken als Elektriker ausgebildet“, erzählt er. „In diesem Beruf arbeitete ich dann über Tage bis 1993. Zwischenzeitlich hatte ich die berufsbegleitende Weiterbildung zum Elektrotechniker abgeschlossen und wirkte ab 1993 als Technischer Leiter und später als Senior Produktmanager in einem kleinen Unternehmen der Solarbranche. Nach rund zwölf Jahren war das Unternehmen eine AG und hatte 1.500 Mitarbeiter weltweit. Nur acht Jahre später kam die Insolvenz und ich stand, mit knapp 50 Jahren, ohne Job da“, berichtet er von dem bedeutenden Wendepunkt in seinem Leben. Martin Bambach stand dann vor der Entscheidung, sich selbstständig zu machen. Nach gut 20 Jahren in der Solarbranche, die ihm auch „viel Spaß gemacht hat“, jedoch auch mit einer regelmäßigen stressigen 60- bis 70-Stunden-Woche stark gefordert hat, war seine Überlegung, sich als Berater im Solaranlagenbau und Gutachter selbstständig zu machen oder als Wanderführer.
„In zehn Jahren nicht einmal krank“
Für ihn war innerhalb kurzer Zeit klar: „Ich versuche es – als Wanderführer. Da ich seit vielen Jahren Wanderungen im In- und Ausland organisiere und durchführe, beschloss ich, das Hobby zum Beruf zu machen und mein eigenes Unternehmen Erlebnis-Wandern-Saarland zu gründen. Gleich am Anfang habe ich mich im Schwarzwald zum Wanderführer (DWV) und European Hiking Guide ausbilden und vom Deutschen Wanderverband zertifizieren lassen.“
Die 60- bis 70-Stunden-Woche blieb ihm anfangs jedoch erhalten. Zwar konnte er seine Zeit mehr einteilen, für die Planung und das Angebot seiner Touren war er ständig unterwegs oder arbeitete im Homeoffice. Heute kann Martin Bambach das zehnjährige Bestehen seines Unternehmens feiern. Für ihn war es die richtige Entscheidung. Hätte er noch ein halbes Jahr länger den Stress seiner früheren Arbeit ertragen, wäre es wohl auf einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder Burn-out“ hinausgelaufen, resümiert der Wanderführer. So aber war er in den letzten zehn Jahren nicht ein einziges Mal krank.“ Dank der ständigen Bewegung in der Natur.
Nach einem kurzen Steilabstieg überqueren wir einen Bach und gehen danach am Waldrand sachte aufwärts. Oben angekommen wandern wir durch hohes Gras und können wunderbar weite Ausblicke genießen. Manchmal wird es still in der Gruppe – jeder genießt die Aussicht oder einfach die Natur, die diese abwechslungsreiche Wanderung bietet: die üppigen Wiesen mit Blumen, die Felder, in denen das Korn schon weit gereift ist. Dann fordert auch der unbefestigte Weg unsere Aufmerksamkeit. Nach 5,2 Kilometer Wandern ist eine kleine Unterbrechung geplant. Und wie bestellt gibt es ausreichend Bänke für die gesamte Gruppe. Die Wegzehrung wird an diesem idyllischen Ort ausgepackt, eine Stärkung für die anschließende Steigung – von unserem Wanderführer nett als „Wadentraining“ bezeichnet –, die uns an den Ortsrand von Ottweiler führt.

Das Wanderangebot von Martin Bambach ist vielseitig und auch individuell. Eines seiner besonderen Angebote ist das Wandern mit Hörunterstützung. Im Jahr 2017 wurde das Unternehmen mit dem Qualitätssiegel „Hören mit Herz“ ausgezeichnet und Martin Bambach zum „Wanderführer für Menschen mit Höreinschränkungen“ zertifiziert. „Durch die ständigen Fort- und Weiterbildungen kann ich noch besser auf die Wünsche und Bedürfnisse meiner unterschiedlichen Teilnehmer eingehen“. Ob Wanderungen für Singles und Alleinwanderer, Wandern und Genießen, Biber-Exkursionen, Wandern für Körper und Seele, Wandern nach der Arbeit, Wandern mit Hunden oder nach Kundenwunsch gestaltete Veranstaltungen für Unternehmen, Touristen oder Privatpersonen, wie beispielsweise Geburtstagsfeiern in der Natur, sowie Veranstaltungen für Schulklassen. Der erfahrene Guide kann (fast) alle Wünsche seiner Kunden erfüllen.
Sehr gern gestaltet er Kindergeburtstage im Wald. Martin Bambach möchte besonders Kindern die Natur nahebringen, sie den Wald erfahren und begreifen lassen – im wahrsten Sinne des Wortes. „Es ist eine Möglichkeit, Kinder mit natürlichem Material in Berührung zu bringen. Holz, Fichtenzapfen und Pflanzen anzufassen und zu riechen.“
Jährlich zwischen 100 und 150 Touren
Im Juli und August steht vor allem das Kinderferienprogramm, beauftragt vom Kulturamt der Landeshauptstadt Saarbrücken, auf seinem Wanderplan. Hier ist der nächtliche Ausflug ins Biberrevier ganz besonders beliebt.
Einige Wanderungen bietet Martin Bambach in Kooperation an; mit „jemandem, der Ahnung hat“. Beispielsweise mit der Entspannungspädagogin Jutta Klein zum Wandern und Entspannen inklusive einer Klangreise oder Wandern und Qigong mit der Qigong- Lehrerin Annabella Bohr. „Die Themenwanderungen sind für alle gedacht, die sich gerne draußen bewegen und dabei etwas Neues entdecken wollen. Sei es der Besuch in einer Senf-Manufaktur, im Wolfspark, im Garten der Fayencen, nachts im Biberrevier oder, oder, oder. Dabei sind die Wanderungen so konzipiert, dass Teilnehmer mit normaler Kondition und auch Familien mit Kindern daran teilnehmen können.“ Zu seinem bestehenden Angebot kommt auch immer wieder Neues hinzu, so ab Juli das „Wandern mit Hund“. Einmal jährlich gibt es auch kurze Wanderurlaube, beispielsweise in der Luxemburger Schweiz, der Eifel, den Vogesen oder den belgischen Ardennen.

Martin Bambach führt je nach Saison zwischen 100 und 150 Wanderungen jährlich durch. Jede Wanderung kreiert er zunächst thematisch. „Ich überlege ein Thema, dann geht es um 6 Uhr morgens los, ich wandere bis zu 30 Kilometer und 1.000 Höhenmeter. Danach weiß ich die finale Strecke und bin gegen 22 Uhr wieder zu Hause. Die Strecke wird so lange geplant bis sie ‚rund‘ ist“, beschreibt der Wanderführer seine Vorgehensweise. Danach geht er die Wege nochmals ab, mit dem Fokus auf Sicherheitsaspekte. Wo gibt es Schutzhütten? Wo befinden sich Rettungspunkte? Welche Stellen sollten bei feuchter Witterung umgangen werden? Wie wäre die Situation mit einem Verletzten? Nun ist die Wanderung reif für seine Kunden. Jedes Jahr entwickelt er neue Touren.
Unsere „Go-to-Coffee“-Wanderung führt nun neben einem munter sprudelnden Bachlauf abwärts. 7,5 Kilometer haben wir hinter uns. Wir lassen nach kurzer Strecke den Wald hinter uns, um nun gut gelaunt und in Vorfreude auf Kaffee und Kuchen, die letzten Schritte über Wiesen zur Ortsmitte zu gehen. Die „Go-to-Coffee“-Wanderungen sind beliebt. Im „Café Maria“ empfängt uns neben besonderem Ambiente ein köstlicher Kaffeeduft. Auf dem großen Tisch in der urig umgebauten Scheune stehen schon die Kaffeekannen bereit.