Wenn jemand mit Widersprüchlichkeiten ganz gut umgehen kann, dann wir Saarländerinnen und Saarländer. Wir kriegen sogar problemlos hin, uns zu verbessern und gleichzeitig zu verschlechtern, wie der neue Glücksatlas zeigt. Wer mag, kann deprimiert feststellen: In Sachen Lebenszufriedenheit sind wir auf dem vorletzten Rang im Ländervergleich, ein Platz schlechter als voriges Jahr. Wer’s freundlicher will, sieht: Seit zwei Jahren steigt die Zufriedenheit, 2024 noch deutlich, 2025 etwas weniger, aber immerhin geht es nach oben.
Nun können sich selbst die Autoren des SKL Glücksatlas manches in Bezug auf unser Land nicht so recht erklären. Was soll’s. Ich weiß auch ohne Studie, wie es mir geht.
Im Moment bin ich einigermaßen irritiert: Da wirft die AfD im Landtag der CDU „Populismus“ vor, weil die das „Stadtbild“ durch Rückführungen und Grenzkontrollen wieder aufpolieren will. Mehrheitlich findet der Kanzler Zustimmung, dass er mal das „Thema angesprochen“ hat.
Ein Phänomen, das seit einiger Zeit um sich greift: Es gibt Zustimmung, wenn jemand „ein Thema anspricht“. Schön, dass wir mal drüber gesprochen haben, ließe sich lästern, wenn die Folgen nicht so ernst wären.
In Kommunen, um deren „Stadtbild“ es schließlich geht, mag der ein oder andere mehr Abschiebungen befürworten. Dass damit heruntergekommene Viertel saniert wären und die Lebensqualität freundlicher wäre, wird niemand ernstlich annehmen.
Auch nicht, dass damit das schon seit Jahren angesprochene Problem der finanziellen Altlasten hochverschuldeter Kommunen gelöst wäre, was bislang am Widerstand vor allem aus der Union nicht zustande kam. Oder dass das ebenfalls immer wieder angesprochene Thema ständig zunehmender Aufgaben, für die es keine ausreichenden Mittel gibt, mal strukturell verlässlich geklärt wäre.
Der kommunalen Ebene wird man nicht übelnehmen können, wenn sie die Debatte nutzt, um auch diese Dinge anzusprechen. Obwohl es eigentlich um viel grundsätzlichere Fragen auch des Menschenbildes geht, wie nicht nur die Demos („Wir sind die Töchter“) zeigen.
Aber mal angenommen, all die, denen Stadtbilder nicht gefallen, würden Kommunen so ausstatten, dass sie ihr Stadtbild so gestalten könnten, wie sie das wollen: Ich bin sicher, der Glücksatlas würde anders aussehen.
Eine Wette drauf würde ich – auch ohne allzu viel Glück – gewinnen.