Erst merkwürdige Ballons über der halben Welt und dann noch grüne Männchen in Saarbrücken. Da wird man (und frau) doch mal über Aliens nachdenken dürfen. Erst recht, weil die Zeiten ohnehin danach aussehen, als würde so gar nichts mehr nach rechten Dingen zugehen. Es wäre allerdings ziemlich unfair gegenüber Aliens, ihnen gleich alles in die Schuhe zu schieben. Die grünen Ampelmännchen und -frauen in Saarbrücken sind menschengemacht. Wer dahinter böse Mächte am Werk wittert, ist eher selbst nicht ganz von dieser Welt.
So viel Diskussion wie über grünleuchtende Pärchen wünschte ich mir bei so manch anderem Thema.
Die Aktion „Wintercafés“ hat einmal mehr gezeigt, was wir eigentlich schon lange wissen: Verfestigte Armut und Armutsgefährdung bei uns im Saarland ist ein ernsthaftes Problem. Die Aktion habe offengelegt, wie groß die Not tatsächlich ist, bilanziert auch der zuständige Minister. Wohlfahrtsverbände, Kirchengemeinden und soziale Initiativen, die die Wintercafés organisieren, kennen die Situation schon lange – und zeigten sich trotzdem erstaunt, wie groß die Nachfrage in den letzten Monaten war. Alleinerziehende mit Kindern wären in Sommerklamotten zu einer warmen Mahlzeit gekommen. Statistisch wissen wir längst, dass sie zu denen mit besonders hohem Armutsrisiko gehören. Wie auch Menschen mit unzureichender Rente und Menschen mit Migrationshintergrund. Rund 160.000 hierzulande.
Wir wissen, dass die Preissteigerungen seit einem Jahr diese Menschen besonders treffen und dass es mehr werden, die Mühe haben, über die Runden zu kommen. Für die ist die Diskussion, dass mit steigenden Preisen Bioläden Kundschaft an Discounter verlieren, eher nicht von dieser Welt. Wie etliche andere Diskussionen. Der Koalitionsstreit um eine Kindergrundsicherung gehört dazu.
Eine quartiersbezogene Armutsbekämpfung, wie sie das saarländische Sozialministerium angekündigt hat, ist ein richtiger Ansatz. Das Dilemma: viele Akteure, alle mit bestem Willen, dazu viele Rechtskreise mit unterschiedlichen Hilfen, viele Projekte – so gut wie alle befristet. Das so zusammenzubringen, dass es strukturell hilft, ist eine Herausforderung für sich, aber dringend geboten.