40 Jahre, das ist schon etwas mehr als eine Generation. Wer heute seine 40. Geburtstag feiert, für den waren Grenzkontrollen bis vor Kurzem ein merkwürdiges Wort aus alten Zeiten.
Manche mögen es ganz lustig gefunden haben, wenn wir ältere Generation Anekdoten von damals und den Grenzen erzählten, viele ärgerliche, manche aber auch lustig. Was halt so erzählt wird beim Glas Wein. So haben es sich wohl auch die vorgestellt, die schon länger eine große Geburtstagsparty in Schengen planen: Ein paar Reden mit netten Anekdoten und Erinnerung daran, was wir in Europa damals geschafft haben. Und das war nicht weniger als eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Offene Grenzen auf einem Kontinent, der über viele Jahrhunderte ständig damit beschäftigt war, Grenzen mit Kriegen zu verschieben.
So lange ist das noch gar nicht, dass die Tinte unter den Dokumenten getrocknet ist, die damit Schluss machen sollten, und den kleinen Luxemburger Grenzort Schengen zu einem einzigartigen Symbol machten.
Und jetzt wird im kleinen Weinort Schengen bei der bevorstehenden Feier Mitte Juni ziemlich viel Wasser im Jubiläumswein sein. Weil einige der Meinung sind, mit immer schärferen Grenzkontrollen würden die Probleme der Welt gelöst und eine goldene Zukunft hereinbrechen.
Es ist müßig, an dieser Stelle noch mal die Debatten nachzuerzählen, die dazu geführt haben, dass über dem Jubiläum so eine merkwürdige Dämmerung schwebt. Die Würdigungen, an denen derzeit wohl noch gefeilt wird, haben den bitteren Beigeschmack, dass nicht nur auf anderen Erdteilen Wahlkämpfe mit dem Versprechen geführt werden, gleich am ersten Tag der Amtszeit irgendetwas anzuordnen, was mit verschärften Kontrollen und Zurückweisungen an Grenzen einhergeht.
Von den Nachbarn in Europa hagelt es vielfältigen Protest gegen das deutsche Vorgehen. Aber auch dort werden die Kräfte stärker, die ein Grenzregime als Schlüssel zur Lösung aller Probleme propagieren.
40 Jahre, mehr als eine Generation, ist eine kurze Zeit für Errungenschaften, die nun wirklich das Wort „historisch“ verdienen. Was für eine Generation eine pure Selbstverständlichkeit war, ist noch sehr fragil.
Feiern wir 40 Jahre Schengen mit einem großen Fest – und dem Bewusstsein, dass es einige Anstrengung und Auseinandersetzungen erfordern wird, wenn wir auch noch den nächsten runden Geburtstag feiern wollen.