Wenn Dinge gleichzeitig passieren, neigen wir dazu, das für bloßen Zufall zu halten. Oder wir vermuten irgendwelche Zusammenhänge, weil es ja keine rein zufälligen Zufälle gibt.
Dass genau zu der Zeit, als sich der Bundeskanzler (und viel andere) immer wieder Gummistiefel anziehen mussten, um sich von Flutkatastrophen persönlich ein Bild zu machen, Wissenschaftler, Diplomaten und Politiker in Bonn zur Vorbereitung der nächsten Weltklimakonferenz zusammen kommen, ist sicher Zufall. Obwohl die Hochwasserbilder wie bestellt die passenden Vorlagen für die internaÂtionale Großkonferenz geben. In deren Mittelpunkt: Die (globale) Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen. Im berühmten Pariser Abkommen war von jährlich etwa 100 Milliarden (global) die Rede, Experten gehen nun eher von einer Billion (1.000 Milliarden) aus.
Da sieht ein dreistelliger MillionenÂbetrag fast überschaubar aus. Vermutlich in dieser Größenordnung dürfte sich bewegen, was nötig wird, um im Saarland nach der Flut Privatpersonen zu helfen, Firmen zu unterstützen und die massiven Schäden an Infrastruktur zu beheben. Ein genauer Betrag stand zu RedaktionsÂschluss noch nicht fest.
Die SPD-Landesregierung zieht einen Nachtragshaushalt in Betracht, also neue Schulden. Die CDU-Opposition kritisiert eine „falsche Reihenfolge“. Erst müsste mal der Bund angegangen werden, schließlich habe der Kanzler persönlich in Gummistiefeln in den Straßen von Kleinblittersdorf (und seinen anderen Stationen) Hilfen zugesagt. Natürlich muss der Bund die zugesagte Solidarität mit mehr als nur einem symbolischen Beitrag einlösen. Und natürlich muss das Land seine Möglichkeiten für schnelle Maßnahmen ausschöpfen. Beides wird nach Lage der Dinge nicht ohne neuen Schulden gehen, und egal ob Bund oder Land oder beide, am Ende kommen wir Steuerzahlende dafür auf. Neben der Behebung der Schäden geht es aber – gleichzeitig – auch um Investitionen in weiter verbesserte Schutzmaßnahmen, und, Bonn lässt grüßen, in Klimaschutz.
Dass der Klima-Expertenrat davon ausgeht, dass Deutschland seine Klimaziele 2030 kaum erreichen wird, passt zu den Gleichzeitigkeiten. Und ist kein Zufall.