Wenn Weltkindertag und globaler Klimastreiktag zusammenfallen (wie am 20. September), könnte daraus eigentlich ein starkes Signal im Blick auf Lebensbedingungen und Zukunft der jungen Generation werden. Aber wer erinnert sich heute noch an die Forderungen zum Weltkindertag? Und die Beteiligung bei den Klimaprotesten von Fridays for Future und Ablegern ist auch längst nicht mehr so wie in den ersten Jahren. Überhaupt ist Klima im Ranking wichtiger Themen längst von den ersten Plätzen verschwunden. Andere Krisen und Kriege bestimmen die Agenda. Die Menschen haben andere Sorgen.
Schlimmer noch: Klimaschutz ist zum absoluten Reizthema geworden, das die Gesellschaft spaltet.
Der Dauerstreit um den Ausbau von Windkraft ist dabei zwar nur ein Aspekt, aber hier zeigt sich besonders intensiv die Kontroverse, bei der sich Weltuntergang und Weltrettung ein munteres Stelldichein geben. Für die einen steht schlicht das Überleben von Flora und Fauna auf dem Spiel, für die anderen generell das Leben auf diesem Planeten.
Unmittelbare Betroffenheit und globale Überlebenssorge sind Teil der Kontroverse, mit Aspekten von Eigeninteresse und Gemeinwohlorientierung. In den Auseinandersetzungen spiegeln sich aber auch eine ganze Reihe anderer gesellschaftlicher Konflikte und grundlegender Veränderungen. Studien zeigen: Windkraftgegner halten zu großen Teilen wissenschaftliche Studien nicht für glaubwürdig, Befürworter dagegen vertrauen der Wissenschaft.
Damit treffen Weltbilder unversöhnlich aufeinander, das Phänomen zieht sich wie ein roter Faden durch. Wenn die Verständigung auf eine allgemein akzeptierte Basis wie wissenschaftliche Fundierung nicht mehr funktioniert, werden Konflikte zwangsläufig emotional und unerbittlich.
Der künftige „Bürger:innenrat Klima“ im Saarland ist ein Versuch, wieder mehr zu einer gemeinsamen Basis und Verständigung zu finden. Auch wenn ein (formalisierter) „Bürger:innenrat“ allein nicht alle Konflikte befrieden kann, ist es allemal einen Versuch wert. Vielleicht auch als Vorbild für ganz viele gar nicht so streng formalisierte Bürgerräte, in denen nicht nur wortstarke Aktivisten, sondern auch die sonst eher zurückhaltenden Bürger und Bürgerinnen ein gewichtiges Wort haben.