Der Mensch ist ein widersprüchliches Wesen, das alles ganz gerne eindeutig hätte. Was an sich wiederum ziemlich widersprüchlich daherkommt.
Außerdem will der Mensch am liebsten in Ruhe ein gutes Leben leben und stürzt sich doch leidenschaftlich auf alles, was an negativen Botschaften zu ergattern ist, auch wenn das die schöne Ruhe in ziemliche Unruhe versetzt.
Es braucht keinen launische Aprilauftakt für derlei Betrachtungen über das Wesen des Menschen. Es reicht eigentlich, wenn an einem Tag ziemlich gleichzeitig erste Zahlen über Kriminalitätsentwicklungen bekannt werden und gleichzeitig die Wirtschaft eine große gemeinsame Aktion für Weltoffenheit und Vielfalt startet.
Schon auf die ersten Zahlen zur Kriminalitätsstatistik folgten die Reaktionen reflexhaft mit den bekannten Forderungen, wenn es um Ausländerkriminalität geht, frei nach der Faustformel: Weniger Ausländer = weniger Ausländerkriminalität. Problem, wenn schon nicht erledigt, dann zumindest drastisch eingedämmt. Klingt logisch. Logisch wäre dann auch der nächste Schritt: Weniger Inländer = weniger Inländerkriminalität. Und in einem Land ganz ohne Einwohner wäre es dann so richtig sicher.
Das ist vielleicht etwas viel Vereinfachungs-Logik. Aber war da nicht kürzlich was mit Ideen zu massenhaften Abschiebungen nach dem Motto: Ab und weg damit? So um die 30 Prozent Menschen mit Migrationshintergrund weniger im Land, das sollte der Kriminalitätsstatistik gut tun.
Wäre halt nur ein bisschen schade, weil ohne diese Menschen noch einiges mehr an Statistiken den Bach runter gehen würde.
27 Prozent der Erwerbstätigen haben eine Migrationshintergrund. Und nicht nur für die haben die Industrie- und Handelskammern mit Unternehmen die Aktion „27 Prozent von uns“ gegen rechtsextreme Tendenzen, für Weltoffenheit und Vielfalt gestartet.
Hinter jeder dieser statistischen Zahlen stehen Menschen. Nicht nur deshalb verbietet sich so manche Diskussion. Zumal die eigentliche Trennlinie nicht die zwischen Herkunft und Pässen ist, sondern die zwischen Kriminellen, die auf einen konsequenten Rechtsstaat treffen müssen, und allen anderen, die in bunter Vielfalt zusammen leben wollen.