Karstadt bleibt. Zumindest für die Landeshauptstadt war das eine gute Botschaft. Eine potenzielle Großbaustelle weniger. Und ein schöner Anlass, einmal mehr über die Zukunft unserer Innenstädte zu diskutieren.
Da war dann wieder viel von einem Mix aus Einkaufen, Arbeiten, Wohnen, Erlebnis- und Aufenthaltsqualität zu hören. Vieles davon richtig, fast alles nicht neu. Nur will es sich einfach nicht einstellen.
Eine Studentin hat mir kürzlich begeistert von einem Studienkonzept erzählt, auf das sie gestoßen war. Ein Konzept, wie eine lebendige Innenstadt der Zukunft aussehen könnte. Sie fand das einigermaßen genial. Mich hat es daran erinnert, wie Städte zu meiner Studienzeit ausgesehen haben. Da gab es noch kleine Geschäfte, die sich spezialisiert hatten, wo so ziemlich alles zu kriegen war, und falls nicht, war jemand da, der mir fachkundige Tipps gegeben hat. Heute muss ich zwangsläufig im Internet bestellen. Auch Bücher mit schönen Ideen über die Zukunft der Innenstädte.
Fragt sich bei so viel ideenreichem Sachversand, warum sich nicht wirklich was bewegt, dass es sogar ausweislich etlicher Stellungnahmen schon fast wie ein Zukunftsprojekt klingt, dass es wenigstens so bleibt, wie es ist, im konkreten Fall mit Karstadt. So wichtig die Entscheidung auch ist, sie mindert nicht den Druck zur Veränderung.
Vielleicht hat sich das ein wenig herumgesprochen. Zumindest ließe sich der Eindruck derzeit beim Anblick der Wahlplakate gewinnen. Ohne eine valide Statistik geführt zu haben, ist gefühlt das Wort des Wahlkampfs in diesem Jahr: „Tatkraft“. Kaum ein Kandidat, eine Kandidatin, die das nicht für sich reklamieren würde. Und ein erheblicher Anteil davon würde gern erst mal damit anfangen, die Containerstellplätze sauber zu halten und mit mehr Ordnungsdienst für Sicherheit zu sorgen. Alles gewiss wichtig. Wobei schon schön wäre, wenn sich auch für die anderen Herausforderungen nach der Wahl die geballte „Tatkraft“ in den Räten mit voller Energie entfaltet.