Tausende nordkoreanische Soldaten sollen gegen die Ukraine kämpfen
Nun ist es also heraus: Nach Angaben der Vereinigten Staaten stehen bis zu 8.000 nordkoreanische Soldaten in der russischen Region Kursk. Sie wurden entsandt, um russische Verbände im Krieg gegen die Ukrainer zu unterstützen, die seit August einen Teil des Kursker Gebiets besetzt haben. Insgesamt sollen bis zu 12.000 nordkoreanische Kräfte in Russland trainiert werden, um auch in der Ukraine zu kämpfen. Die nordkoreanische Außenministerin Choe Son Hui wurde am Montag vom russischen Präsidenten Wladimir Putin in Moskau empfangen. Nordkorea werde Russland im Ukraine-Krieg bis zum Sieg helfen, verkündete Choe.
Kremlchef Wladimir Putin streitet die Militär-Kooperation nicht einmal ab und quittiert dies kalt lächelnd mit dem Satz „Das ist unsere Sache.“ Er verweist auf den im Juni unterzeichneten Vertrag über die russisch-nordkoreanische Partnerschaft. Dieser sieht gegenseitige Militärhilfe vor, wenn eines der beiden Länder angegriffen wird.
Bis zu 12.000 nordkoreanische Soldaten entscheiden zwar nicht den Ukraine-Krieg. Aber möglicherweise handelt es sich nur um eine Vorhut. Eine nordkoreanische Interventionsarmee von zum Beispiel 100.000 Mann oder mehr könnte die ohnehin von den Ukrainern nur noch mit Mühe gehaltene Front zum Zusammenbruch bringen. Aktuell soll Russland 600.000 bis 700.000 Kräfte in der Ukraine und im Grenzgebiet Kursk im Einsatz haben. Mehr als 100.000 sollen bereits gefallen sein.
Das nordkoreanische Kontingent passt in Putins Kanonenfutter-Strategie. Menschliche Verluste zählen für ihn ebenso wenig wie für den Steinzeit-Kommunisten Kim Jong-un in Pjöngjang. Das Zurückholen russischer Erde, Vormarsch bis zum Sieg, lautet sein Mantra. Im Gegensatz zur Ukraine, deren Kräfte nach mehr als zweieinhalb Jahren Krieg erschöpft sind, kann er auf deutlich mehr personelle Ressourcen zurückgreifen.
Putins Plan scheint aufzugehen. Im Donbass schreiten seine Truppen langsam, aber sicher voran. Dies liegt daran, dass der Westen „rote Linien“ gezogen hat, die die Verteidigungskraft der Ukraine blockieren. Solange die Ukraine die Raketensilos, Kampfjets und Militärdepots tief im russischen Hinterland nicht mit westlichen Waffen zerstören kann, ist sie den Angriffen schutzlos ausgeliefert.
Dennoch ist Putins Waffenkammer nicht auf ewige Zeiten gefüllt. Er ist auf Bündnispartner angewiesen. So bekommt Russland Artilleriemunition und Raketen aus Nordkorea. Der Iran liefert Drohnen und Raketen– auch wenn Teheran dies bestreitet. China stattet Moskau mit Dual-Use-Gütern aus, die militärisch und zivil genutzt werden können. Durch diese Militärachse der Autokraten ist der Ukraine-Krieg längst zu einem verdeckten Weltkrieg geworden.
Bei der Allianz handelt es sich allerdings um keine Benefiz-Veranstaltung für Putin. Sie wird durch knallharte Interessen definiert. Nordkorea erhofft sich im Gegenzug russisches Knowhow bei Technologien für taktische Atomwaffen und U-Boot-Raketensysteme. Darüber hinaus bekommen nordkoreanische Soldaten Kampferfahrung für eine mögliche militärische Auseinandersetzung mit Südkorea. Der Iran baut auf Moskaus Nuklear- und Raketentechnologie. Angesichts der militärischen Unterlegenheit gegenüber Israel und der Eskalation im Nahen Osten werden in Teheran die Stimmen lauter, die ein Programm für den Bau einer Atombombe fordern. Die aufstrebende Supermacht China profitiert von den billigen Rohstoffpreisen des Juniorpartners Russland.
Möglicherweise hat die Achse der Autokraten auch eine Terrorismus-Dimension. Nach einem Bericht des „Wall Street Journal“ erhielt die schiitische Huthi-Miliz im Jemen über iranische Mittelsmänner russische Satellitendaten, um Schiffe im Roten Meer mit Raketen und Drohnen ins Visier zu nehmen. Sollte dies zutreffen, wäre dies eine besorgniserregende Zuspitzung des Konflikts im Nahen Osten.
Nicht wenige in Deutschland ignorieren diese Entwicklungen. Den Mit-Verhandlungen-wird-alles-gut-Pazifisten von BSW-Chefin Sahra Wagenknecht bis zum SPD-Fraktionsvorsitzenden Rolf Mützenich sei empfohlen: Augen öffnen! Die geopolitischen Realitäten sind hart. Russland hat mit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine die Nachkriegsordnung verletzt, die die Unantastbarkeit von Grenzen festschrieb. Sich Frieden zu wünschen schafft noch keinen Frieden.