Die VSG Altglienicke hat im Winter auf dem Transfermarkt zugeschlagen. Dabei setzt der Regionalligist insbesondere auf Stürmer, die bereits bei der VSG zu Hause waren.

Auf diese Art von „Eindruck“ beim ersten Spiel nach seiner Rückkehr hätte Johannes Manske gern verzichtet: In der Vorbereitungspartie der VSG Altglienicke beim Oberligisten SV Tasmania zur Pause eingewechselt, prallte er mit dem gegnerischen Torwart zusammen, ging bewusstlos zu Boden und musste minutenlang stabilisiert werden. Erst dann konnte der Notarzt den 24-Jährigen vom Platz führen – doch immerhin konnte er sich bald schon via Social Media für die zahlreichen Genesungswünsche bedanken. Die Untersuchungen ergaben dazu keine Auffälligkeiten, sodass der Angreifer schon wenige Tage später im nächsten Test wieder dem Ball hinterherjagen konnte. Schließlich galt es angesichts von bis dahin fünf Neuzugängen im Winter, sich für das zweite Halbjahr der Regionalliga Nordost einzuspielen – dass vier in dieser Kategorie aber getrost in Anführungszeichen geschrieben werden können, dürfte das Vorhaben durchaus erleichtern.
Für Trainer Keskin keine Unbekannten
Denn mit Ausnahme von Julien Friedrich, einem Talent aus der U19 des 1. FC Union, haben alle Verpflichtungen des Winters schon einmal für die VSG die Schuhe geschnürt – oder mit dem im vergangenen Sommer gekommenen Trainer Semih Keskin zusammengearbeitet. Der vielleicht wichtigste Rückkehrer ist dabei nicht einmal ein Neuzugang: Denn Philip Türpitz (33), Kapitän der VSG Altglienicke, brachte es im ersten Halbjahr 2024/25 verletzungsbedingt lediglich auf rund 70 Minuten in zwei Einsätzen. Beim erwähnten Testspiel wurde er so aus Gründen der Belastungssteuerung ebenfalls erst zur Halbzeit eingewechselt – um Mitte des zweiten Durchgangs wie vorher abgesprochen den Platz wieder zu verlassen. Welche Rolle der frühere Zweitligaprofi (59 Spiele für Magdeburg und Sandhausen) bei den Berlinern spielt, zeigte er aber bereits vor dem Wiederanpfiff. Mit breiter Brust und lauter Ansprache schwor er seine Mitstreiter auf die zweiten 45 Minuten ein – so scheint Türpitz zumindest als Anführer schon wieder ganz der Alte zu sein, wie man ihn bei den Altglienickern vermisst hat. Dort weiß man allerdings nicht nur um die Qualitäten des Mittelfeldspielers – da es in der ersten Saisonhälfte vor allem in der Offensive klemmte (nur 1,1 Tore pro Partie), waren vor allem Verstärkungen für den Angriff das erklärte Ziel. Und weil die Einarbeitung neuer Spieler im Winter besonders schwierig ist, erklärte Trainer Keskin das Altglienicker Anforderungsprofil: „Wir haben gezielt Spieler gesucht, die schnell integrierbar sind.“ Heißt im konkreten Fall: Spieler mit VSG-Vergangenheit, die ihr Glück andernorts nicht unbedingt gefunden haben.

Johannes Manske ist in dieser „Disziplin“ gewissermaßen ein Spezialist: Im Sommer 2020 heuerte der damals 20-Jährige erstmals bei der VSG an und hat zwischen den folgenden Stationen beim SC Freiburg II (RL Südwest, Leihe), dem SV Meppen (2022/23 ein Jahr Dritte Liga) oder dem Ligarivalen Greifswalder FC (Januar bis Dezember 2024) stets wieder für die Berliner gespielt. Dazu ist er nun erneut mit seinem Bruder Paul (23) vereint, der schon bei der VSG und in Meppen als Verteidiger an seiner Seite agierte. Eine starke Saison erlebte Ali Abu-Alfa 2023/24 bei den Altglienickern: Nach zuvor einem Jahr in Cottbus konnte er zurück in der Hauptstadt (spielte dort schon bei Hertha BSC II, Berliner AK) seine beste Statistik vorweisen. In 28 Partien waren ihm am Ende sieben Tore und fünf Vorlagen gelungen – gerade der erste Wert ist für einen Flügelspieler dabei durchaus ungewöhnlich. Trotzdem kam es vergangenen Sommer zur Trennung, Abu-Alfa „folgte“ quasi Johannes Manske nach Greifswald – bat dort aber aus familiären Gründen nach einem halben Jahr bereits um Auflösung seines Vertrags. Zurück bei der VSG hofft der in Berlin geborene Palästinenser dabei, nun wieder an die starke Vorsaison anknüpfen zu können. „Wir sind stolz, einen Spieler mit seiner Qualität und seinem Einsatz wieder bei uns zu haben“, erklärte Sportdirektor Torsten Mattuschka zur Rückkehr Abu-Alfas.
Sechs Tore im ersten Halbjahr

Auch Shean Mensah hat bereits 2022/23 eine Saison für die VSG Altglienicke in der Regionalliga Nordost gespielt– zuvor wurde sein Talent bei Blau-Weiß 90 (Oberliga Nord) vier Saisons lang gefördert. Dann war der Ghanaer reif für den nächsten Schritt, doch mit drei Treffern bei 27 Einsätzen wurde er bei den Treptowern zunächst nicht glücklich. So schloss er sich nach einem Jahr dem Ligakonkurrenten Viktoria Berlin an, wo der aus dem dortigen Nachwuchsbereich gekommene Semih Keskin damals für das blutjunge Regionalligateam verantwortlich war. Zu dieser Saison aber steckte sich der Trainer der Himmelblauen ein neues Ziel und wechselte zur VSG Altglienicke – nachdem die Mannschaft es im ersten Halbjahr 2024/25 jedoch an Offensivkraft vermissen ließ, führte die doppelte Verbundenheit nun auch Mensah wieder zurück. Einerseits kannte der 25-Jährige eben bereits den Verein, andererseits schätzt er den Trainer aus der gemeinsamen Zeit in Lichterfelde – so kam gewissermaßen wieder zusammen, was auseinandergerissen wurde. Mit Abdulkadir Beyazit konnte man dazu einen spielenden Mittelstürmer verpflichten, der beim Aufsteiger FC Hertha 03 durch sechs Tore im ersten Halbjahr auf sich aufmerksam machen konnte – außerdem verfügt der 28-Jährige mit 114 Einsätzen über reichlich Regionalligaerfahrung. Beyazit hat zwar keine „Vorgeschichte“ bei der VSG, aber: „Ich kenne ihn noch aus der A-Jugend bei Viktoria, da hatten wir gemeinsam eine erfolgreiche Zeit“, gibt Trainer Keskin zu erkennen, dass auch bei dieser Verpflichtung das Motto „Da weiß man, was man hat“ eine Rolle gespielt hat.
Vergangene Saison war die VSG mit im Schnitt zwei erzielten Treffern pro Spiel noch gemeinsam mit dem Meister aus Cottbus die „Torfabrik“ der Liga – nach den Abgängen von unter anderem Tolcay Cigerci (alleine 20 Tore, zu Energie Cottbus) im Sommer 2024 und der folgenden Flaute soll diese nun mit den bei der VSG bereits bewährten Neuzugängen abgestellt werden. Die vor dieser Saison verpflichteten Angreifer Manassé Eshele (15 Einsätze/3 Tore) oder John Gruber (3/0) hatten jedenfalls nicht eingeschlagen und wurden inzwischen bereits wieder abgegeben. Allerdings hatten die beiden auch noch keine Vergangenheit in Altglienicke –
ihre spätere Rückkehr wäre somit also nicht mehr völlig auszuschließen.