Nintendo hat kürzlich in Paris seine neue Konsole vorgestellt. Die Switch 2 soll mit besserer Technik und mehr Online-Features überzeugen. Fans müssen dafür allerdings tiefer in die Tasche greifen als beim Vorgänger – auch bei den Spielen.
Einen grandiosen Ort hat sich Nintendo da ausgesucht, um seine neue Konsole Switch 2 erstmals der Öffentlichkeit zu zeigen. Im Grand Palais in Paris, einem Bau, der so aussieht, wie er sich anhört. Dutzende Anspielstationen sind hier aufgebaut, an denen Besucher den Switch-Nachfolger ausprobieren können. Und die Switch 2 macht auf den ersten Blick eine gute Figur.
Zunächst die harten Fakten: Die Switch 2 kommt am 5. Juni auf den Markt und wird rund 470 Euro kosten. Sie ist etwas größer als ihr Vorgänger, der LCD-Bildschirm hat eine Diagonale von 7,9 Zoll. Damit ist der Screen sogar etwas größer als beim Steam Deck, einer weiteren Handheld-Konsole. Im sogenannten Handheld-Modus löst der LCD-Screen mit Full HD (1.080p) auf und zeigt bis zu 120 Bilder pro Sekunde (fps) an. HDR, Raytracing und DLSS sind möglich. Welche Chips in der Konsole genau verbaut sind, teilte Nintendo noch nicht mit. Allerdings werden sie deutlich leistungsstärker sein als im Vorgänger. Über das neue Dock, das auch einen Lüfter hat, kann die Handheld-Konsole an Fernseher oder andere Bildschirme angeschlossen werden. Hier skaliert die Konsole auf eine Auflösung von bis zu 4K hoch. Bei der ersten Switch ist bei Full HD Schluss.
Endlich auch Gamechat möglich
Und auch die Joy-Con 2 genannten Controller sind etwas größer. Sie werden nun nicht mehr in eine Schiene an der Geräteseite geschoben, sondern docken magnetisch an der Switch an. Der Mechanismus fühlt sich gut und stabil an: Mit einem kleinen Knopf auf der Rückseite lassen sich die Joy-Cons lösen.
Bei der ersten Präsentation der Switch 2 gab es in der Community reichlich Bedenken, dass der Connector zwischen Controller und Konsole, der als dünner Pin etwas hervorsteht, zur Sollbruchstelle werden könnte. Doch in der Hand wirkt er stabil und ist nur schwer zu erreichen, wenn die Joy-Cons nicht verbunden sind. Beim Andocken der Controller wirke außerdem nur wenig Kraft auf den Pin, sagen die Entwickler im Gespräch vor Ort.
Darüber hinaus sagen sie, dass die Switch 2 und auch ihre Controller von Grund auf neu designt wurden. Deswegen sei auch ein leidiges Thema des Vorgängers, der sogenannte Joy-Con-Drift, kein Problem mehr. Die Sticks der Nintendo hat kürzlich in Paris seine neue Konsole vorgestellt. Die Switch 2 soll mit besserer Technik und mehr Online-Features überzeugen. Fans müssen dafür allerdings tiefer in die Tasche greifen als beim Vorgänger – auch bei den Spielen. Switch-1-Controller verhielten sich teilweise durch die Ansammlung von Staub und Dreck erratisch, was zu falschen Eingaben in den Spielen führte und so das Spielerlebnis deutlich trübte.
Neu ist auch, dass sich Nintendos Ansatz zur Online-Verbindung der Spielenden stark verändert hat. Ein „Gamechat“ genanntes Feature verbindet befreundete Menschen mit einem kostenpfl ichtigen Online-Abo über das eingebaute Mikrofon sowie eine separat erhältliche Kamera (rund 60 Euro) miteinander. Das Mikrofon soll auch über größere Distanzen, etwa von der Couch zum Fernseher, funktionieren und gleichzeitig Nebengeräusche ausblenden. Verbindet man sich über den Gamechat mit anderen, teilt sich der Screen neu auf. Unter dem Spielgeschehen erscheinen neue Fenster, die den Kamera-Feed, den geteilten Bildschirm oder eine Kombination aus beidem anzeigen. Besonders keck wird die Funktion, wenn die Gesichter auch im laufenden Spiel eingeblendet werden, etwa bei „Mario Party Jamboree“. Das Interface erinnert etwas an die Plattform Discord.
„Die Idee von Nintendo war ja eigentlich schon immer, dass die Menschen im Wohnzimmer zusammenkommen“, sagt Silja Gülicher-Dütsch von Nintendo Deutschland. Die Welt sei jedoch mobiler geworden, Freunde und Familien lebten nicht selten weit voneinander entfernt. „Daher lag es nahe, Gamechat einzuführen, in dem bis zu zwölf Menschen miteinander chatten können.“ Bis zu vier Personen gleichzeitig können im Videochat sein. Die Sicherheit für Minderjährige soll durch zusätzliche Einstellungen für Eltern ermöglicht werden.
„Mario Kart World“ kostet ab 80 Euro
Insgesamt hat Nintendo in seiner Videobotschaft Nintendo Direct mehr als 50 Spiele für die Switch 2 vorgestellt. Davon sind aber nicht alle direkt zum Start im Juni verfügbar. Der wohl größte Starttitel ist „Mario Kart World“, der je nach Ausführung ab 80 Euro kosten soll. Die ersten Preise zeigen, dass Nintendo künftig einen Unterschied macht zwischen digitalen und physischen Spielen Die eigenen Titel „Mario Kart World“ und „Donkey Kong Bananza“ (Veröffentlichung 17. Juli) kosten jeweils zehn Euro mehr, wenn man sie als Modul haben möchte.
„Mario Kart World“ hat im Konzept eine offenere Welt und neue Spielmodi. Bis zu 24 Spielende können gleichzeitig in Rennen gegeneinander antreten. Das macht vor allem im beim Event in Paris vorgestellten K.o.-Modus enorm viel Spaß: Eine Gruppe von 24 Menschen fährt ein lineares, gemeinsames Rennen. An mehreren Checkpoints werden die hinteren Plätze ausgesiebt, bis im letzten Segment nur noch die besten übrig bleiben und um den Sieg kämpfen. Das Spielerlebnis ist hier am Anfang recht chaotisch, weil das Feld nah aneinander bleibt und viele Items durch die Gegend fliegen. Schnell landet man vom vordersten auf einem der hinteren Plätze, kann sich aber auch schnell wieder an die Spitze durchkämpfen. Gerade kurz vor den Checkpoints wird es dann besonders spannend.
Ebenfalls spielbar war „Donkey Kong Bananza“. Der Platformer hat als zentrales Feature, dass der freundliche Gorilla große Teile des Levels zerstören kann. Unter der Oberfl äche gräbt er so nach Schätzen, goldenen Bananen und geheimen Verstecken. Mit großer Zerstörungswut wird es auch hier etwas chaotisch auf dem Bildschirm. Beim ersten Anspielen konnte die In-Game-Kamera nicht immer mithalten. Darüber hinaus gab es einige weitere Titel anderer Hersteller zu sehen, die zum Start der Konsole verfügbar sein werden: „Cyberpunk 2077“ etwa ließ sich auf der Switch 2 gut und flüssig spielen. Gegenüber Versionen für PC oder für stärkere Konsolen müssen jedoch schon deutliche Abstriche in Kauf genommen werden.
Ebenfalls zum Start erscheinen sollen die bereits auf anderen Plattformen veröffentlichten Hits „Fortnite“, „Sid Meier’s Civilization VII – Switch 2 Edition“, „Split Fiction“ und „Street Fighter 6“. „Drag x Drive“ ist ein Spiel, das vor allem für die neue Maus-Eigenschaft der Joy-Con 2 gedacht ist. Indem man die Controller wie eine Maus über eine Oberfläche zieht – was laut Entwicklern auch auf der Hose und nicht nur auf einem Tisch funktionieren soll – bewegt man im Spiel einen Rollstuhl. Linker Joy-Con für das linke Rad, rechter Joy-Con für das rechte Rad. So spielt man im Drei-gegen-drei-Modus Basketball. Das Spiel soll im Sommer erscheinen.
Einige bereits für die Switch 1 erschiene Spiele wurden für die neue Konsole aufgehübscht und um Inhalte erweitert. Dafür kann man kostenpflichtige Upgrade-Packs erwerben. Diese gibt es beispielsweise für die beiden „The Legend of Zelda“-Titel „Breath of the Wild“ und „Tears of the Kingdom“. Beide Spiele machen beim Event einen deutlich hübscheren und flüssigeren Eindruck, als man es auf der Switch 1 gewohnt ist.
Der lang erwartete Nachfolger für Nintendos Erfolgskonsole gibt bei dem rund vierstündigen Event ein gutes Bild ab. Auch der Preis erscheint gerechtfertigt, wenn man ihn mit dem Start der Switch 1 vergleicht und die Inflation mit einberechnet. Schwerwiegender sind allerdings die Spielepreise: „Mario Kart World“ für mindestens 80 Euro setzt einen neuen Meilenstein für Spielehersteller, dem sich vermutlich einige Publisher mit großen Titeln anschließen werden.
In den USA verschiebt Nintendo angesichts des ständigen Hin und Her um neue Zölle Vorbestellungen für die Switch 2. Es bleibe aber derzeit bei dem Plan, die Konsole am 5. Juni auch auf den US-Markt zu bringen, hieß es seitens Nintendo.