Minimalistisch und äußerst stilvoll: Shoji, japanische Schiebetüren, verleihen jedem westlich eingerichteten Zuhause einen exotischen Touch. Die fragil wirkenden Elemente sind dabei stabiler, als man vermutet.
Als "Spanische Wand" ist der Raumteiler seit über 100 Jahren in Deutschland bekannt, und in vielen Wohnungen auch heute noch sehr beliebt. Meist sind es dreiteilige, klappbare Wände in Mannshöhe, die großen Räumen Gestalt geben, Sichtschutz für eine Sitzecke bieten oder einfach den Raum strukturieren.
Mit dem Trend der asiatischen Wohnraumgestaltung und des Feng Shui kam die "Japanische Wand", auch Shoji genannt, nach Deutschland. Sie ist meist im nüchternen, typisch japanischen Stil gehalten und wesentlich universeller einsetzbar als der klassische Raumteiler. Durch die ausgeklügelte Sprossenbauweise und das Prinzip des Goldenen Schnittes wirken selbst große Shoji immer leicht und harmonisch. Unter Goldenem Schnitt versteht man, wenn eine Strecke so geteilt wird, dass der größere Abschnitt sich zur gesamten Strecke in seiner Länge so verhält wie der kleine Abschnitt zum Größeren. Es ist die weltweit am häufigsten angewandte Gestaltungsregel, in der Antike auch als das Maß aller Dinge bezeichnet.
"Unsere Produkte verbinden die Ästhetik traditioneller japanischer Schiebetüren mit moderner Technologie", sagt Peter Oppermann, der in seinen Werkstätten in Berlin und New York die Shoji-Elemente produziert und sie in ganz Deutschland ausliefert und fachgerecht installieren lässt. Neben der Funktion als Raumteiler sind die Objekte auch als Schrankwände im Schlafzimmer, Arbeitszimmer oder auch im Wohnzimmer zu verwenden. Der Rahmen des Shoji besteht aus feingemaserter nordischer Kiefer in bester Qualität oder aus kanadischer Hemlock-Fichte. In Japan, wo man seit 300 Jahren Shoji baut, wird das beste Holz für dieses Handwerk angebaut.
Die Oberfläche des Holzes kann entweder naturbelassen bleiben dann wird sie lediglich biologisch geölt und gewachst , oder sie wird weiß lasiert, oder schwarz gebeizt. Stabilität erhält die Shoji-Wand durch die Bespannung. Dazu verwendet Oppermann ein "Hightech"-Produkt aus Japan: durchscheinendes, strapazierfähiges, kunstfaserverstärktes Gewebe. Dieses wird in feuchtem Zustand auf die Rahmen geklebt, und wenn es getrocknet ist, spannt es auf dem Rahmen und verleiht ihm somit Stabilität. "Weil das Material milchig-weiß durchscheinend ist, eignet es sich auch hervorragend für eine indirekte Beleuchtung".
Gewebe eignet sich auch für Lampen
So erzielen beispielsweise Deckenpaneele, die von oben beleuchtet werden, eine stimmungsvolle Lichtarchitektur für den Flur. Auch Lichtobjekte wie Stehlampen oder Hängelampen können aus Shoji-Quadraten nach Maß gefertigt werden. Gerne zeigt Oppermann die Vorher-Nachher-Fotos von Büroregalwänden, aus denen ein Chaos an Ablagen, Aktenordnern und Büchern hervorquillt. Eine weiße Shoji-Wand vor der Regalwand lässt die ganze Unordnung verschwinden, und durch die Schiebetechnik der Elemente bleibt der schnelle Zugriff auf die Utensilien gewahrt. Eine ähnliche Technik kommt bei Schlafzimmern zum Tragen: Hier findet hinter der Shoji-Wand ein begehbarer Kleiderschrank seinen Platz. Kleiderstangen oder Regale für Wäsche werden ästhetisch "versteckt", und das Schlafzimmer bietet gleichzeitig eine ruhigere, harmonischere Atmosphäre, wie sie auch Feng-Shui-Experten empfehlen. Die Anwendungsmöglichkeiten sind fast unbegrenzt: Fenster, die nicht geöffnet werden müssen, können hinter Shoji versteckt werden, sogar hohe Betten oder Nachttische können in den Shoji-Stil integriert werden. Bei Raumteilern, etwa zwischen Esszimmer und Wohnzimmer, werden an Fußboden und Decke Gleitschienen befestigt, sodass die Wände auf- und zugeschoben werden können.
Viele Kunden, besonders Eigenheimbesitzer, mögen die Wände auch, weil sie passgenau angefertigt werden. Wenn der Kunde die gewünschten Maße der Wand an das Shoji-Atelier sendet, bekommt er in der Regel mehrere kostenlose Vorschläge für eine Gestaltung der Shoji-Wand, als Entwurf gezeichnet. Die Produktion dauert rund sechs Wochen. Wer übrigens befürchtet, die transparenten Wände seien labil und könnten leicht reißen, braucht sich in dieser Hinsicht keine Sorgen machen. Oppermann: "Solange die Shoji-Wand nicht als Fußballwand genutzt wird, braucht man keine Befürchtungen wegen Beschädigungen haben." Oppermann gibt generell ein Jahr lang Garantie, falls danach etwas passiert, bekommt der Kunde ein Reparaturset, mit dem ein beschädigtes Quadrat einfach überklebt werden kann.
Dirk Engelhardt