Im Meisterrennen der Regionalliga Nordost abgeschlagen, stehen nicht nur die Spieler des BFC Dynamo unter Beobachtung für die kommende Saison. Auch auf Trainer Dennis Kutrieb hat manch einer ein Auge geworfen.

Der SV Babelsberg 03 war in diesem Winter ein gern gesehener Gegner beim BFC Dynamo: Gleich dreimal trafen die beiden Regionalligisten innerhalb von nur fünf Wochen aufeinander – und die Berliner behielten in jeder Partie die Oberhand. Doch nur die erste Mitte Dezember war ein Pflichtspiel, die anderen beiden Begegnungen liefen als kurzfristig vereinbarte Tests ab, weil der Winter den Ansetzungen beider Teams in der Nordost-Staffel jeweils einen Strich durch die Rechnung machte. Doch obwohl die Absagen noch keinen richtigen Rhythmus zuließen, sah die Startbilanz der Hohenschönhauser im neuen Jahr mit zwei Punktspielen binnen fünf Tagen angesichts von vier Zählern recht ordentlich aus – zusammen mit dem Unentschieden in Jena und eben dem Sieg gegen die Babelsberger im Dezember belief sich die „Serie“ übergreifend sogar auf vier Partien ohne Niederlage bei acht Punkten. Das hat auch dafür gesorgt, dass der BFC in der Tabelle Ende Februar immerhin auf Platz vier vorgerückt war – auch wenn sich das Klassement durch die vielen Spielausfälle im Gesamtbild noch arg ungerade präsentierte.
Ordentliche Startbilanz
Dazu kommt, dass die Meisterschaft und die daraus resultierende Teilnahme an der Aufstiegsqualifikation gegen den Sieger der Regionalliga Nord längst kein Thema mehr sind in Hohenschönhausen. Denn Tabellenführer Lokomotive Leipzig (56 Punkte nach 23 Spielen) ist nicht nur der unmittelbaren Konkurrenz wie dem Halleschen FC (44 Punkte) enteilt – der BFC lag bei zwei Spielen weniger sogar bereits 23 Zähler zurück. Schon das erste Halbjahr lief aufgrund eines Umbruchs im Sommer und einem frühzeitigen, unfreiwilligen Trainerwechsel – der erst wenige Monate im Amt arbeitende Andreas Heraf zog sich aus gesundheitlichen Gründen zurück und wurde durch Dennis Kutrieb ersetzt – sportlich nicht rund und ließ etwaige Ambitionen auf die höchsten Ziele bald am Horizont verschwinden. Die Verantwortlichen beim BFC nutzten die Situation für eine zukunftsweisende Maßnahme: Im Winter wurde bekannt gegeben, dass Ex-Profi Enis Alushi ab sofort die neu geschaffene Position des Geschäftsführers Sport einnehmen und damit im Sommer den aus beruflichen Gründen ausscheidenden Sportdirektor Angelo Vier als Hauptverantwortlichen für den Bereich Fußball ablösen wird. Im zweiten Saisonabschnitt 2024/25 soll sich Alushi einarbeiten und obendrein beobachten, wo es Änderungsbedarf gibt.
So besitzen dem Vernehmen nach nur vier Spieler im Kader einen Vertrag über diesen Sommer hinaus. „Über die Größe des Umbruchs können wir nur spekulieren, da gilt es, die nächsten Wochen abzuwarten“, erklärte der 39-Jährige im Februar gegenüber der „Fußball-Woche“ noch zurückhaltend, „es wird aber Bewegung geben.“ Davon ist auszugehen, denn Alushi dürfte als neuer starker Mann im sportlichen Bereich mit der Aufgabe bedacht worden sein, den BFC spätestens bis zur Saison 2026/27 zu einem ernsthaften Aufstiegsanwärter umzubauen. Dann darf der Meister der Regionalliga Nordost nämlich turnusgemäß (erst) wieder direkt in die 3. Liga aufsteigen – gut vorstellbar also, dass der Kosovare im Sommer noch mal einen klaren Schnitt vollzieht und dafür auf ihm vertraute Spieler aus seinem Netzwerk setzt. Dann könnte sich das neu formierte Team gewissermaßen eine Saison einspielen, bevor es richtig ernst wird. Die Situation stellt sich aktuell so aber natürlich auch schwierig für Dennis Kutrieb dar – der Trainer, der sein Amt erst im September antrat, hatte mit der Kaderumstellung vor der Spielzeit nichts zu tun, und auch im Winter gab es keine nennenswerten Veränderungen bei Zu- und Abgängen. Möglicherweise wollte man bereits Ausgaben vermeiden, die im Hinblick auf den zu erwartenden Umbruch kommenden Sommer den Handlungsspielraum unnötig beschränken könnten.
Stammspieler im Fokus

So stellt sich die Frage, wie fokussiert die Spieler ohne ein konkretes Ziel in der Liga und eine klare Perspektive für 2025/26 auftreten werden. Wie erwähnt, griffen die Maßnahmen Kutriebs zuletzt dabei durchaus – so wechselte er im neuen Jahr von der bis dahin (und auch von seinem Vorgänger) erprobten Viererkette hin zu einer Dreierreihe auf der hintersten Linie. Mit einem Spieler vor der Abwehr und einer Viererlinie im Mittelfeld kann die Abwehr so gegen den Ball auf fünf Spieler aufgestockt werden, wenn es erforderlich ist. Und mit Rufat Dadashov (33) und Kevin Lankford (26) bilden zwei abschlussstarke Stürmer die „Doppelspitze“ – allerdings läuft es beim Aserbaidschaner dieses Jahr (21 Einsätze/sechs Tore) nicht ganz so rund wie etwa 2023/24 (26/14). Dadurch dürfte Dadashov ebenso besonders unter Beobachtung stehen wie andere Stammspieler, deren Vertrag im Sommer ausläuft. Dazu zählen etwa Torwart Leon Bätge (27), Abwehrchef David Haider (32), Kapitän Chris Reher (30) oder Eigengewächs und Identifikationsfigur Joey Breitfeld (28). Und natürlich ist die Situation auch für Kutrieb selbst nicht einfach – schließlich ist er zwar erst Ende September dazugestoßen, aber der neue Geschäftsführer wurde noch einmal drei Monate später vorgestellt. Womit auch der Trainer auf dem Prüfstand steht und die Frage ist, ob Alushi den Umbruch im Sommer nicht auch mit einem Coach angehen will, der aus seinem Netzwerk stammt – auch, wenn Kutrieb gute Arbeit leistet und sein Vertrag bis 2026 Gültigkeit besitzt. Der Trainer wird sich davon jedoch nicht beirren lassen, hat er doch durch seine beinahe vier Jahre beim englischen Club Ebbsfleet United (6. und nach Aufstieg im Jahr 2023 5. Liga) nochmal eine Menge an Erfahrung und Professionalität hinzugewonnen. Ein „kleines Ziel“ bleibt für den BFC dabei zumindest noch der Berliner Landespokalwettbewerb – hier könnte man die Saison immerhin noch mit einem Titel krönen, der dem Selbstverständnis des Vereins und seiner Anhängerschaft guttun würde. Im Viertelfinale ist man Mitte März gegen den zwei Klassen tiefer spielenden SD Croatia klarer Favorit, dazu ist mit der VSG Altglienicke nur noch ein weiterer Regionalligist im Wettbewerb – die Chancen stehen also nicht schlecht, dass Dynamo die Trophäe holt und dadurch, mehr als ein schöner Nebeneffekt, auch am DFB-Pokal 2025/26 teilnehmen würde.