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WAS MACHT EIGENTLICH...

1978 mit Hansjörg Felmy im „Tatort – Rechnung mit einer Unbekannten“
Foto: imago/United Archives

Nicole Heesters?

Als Theaterschauspielerin war sie an allen renommierten deutschsprachigen Bühnen tätig, wurde 1978 erste „Tatort“-Kommissarin. Auch als Sprecherin von Hörbüchern machte sie sich einen Namen. Noch heute steht die 88-Jährige auf der Bühne, derzeit in „Frau Yamamoto ist noch da!“

Dass Nicole Heesters heute mit 88 Jahren immer noch auf der Theaterbühne steht, bezeichnet sie als Glück: „Theaterspielen hält jung“, betonte sie 2014 in einem Fernsehinterview. „Das Alter ist für mich eine wunderbare Erfahrung“, was sie vor allem einer guten Gesundheit und guten Genen verdanke. Immerhin wurde ihr Vater „Jopi“ 108, und ihre Schwester ist mit 94 noch Pianistin in Wien. Auf der Bühne erfahre sie, dass sie noch lebe: „Ich kann mich weiter unter Menschen bewegen und immer noch lernen.“ Seit 2024 spielt sie am Stuttgarter Kammertheater in dem Stück „Frau Yamamoto ist noch da!“. Es sei nur eine kleine Rolle „mit drei wunderschönen kurzen Szenen“, aber trotzdem bereite sie sich auf ihre Auftritte so präzise, konzentriert und diszipliniert vor, wie sie dies ihr ganzes Berufsleben lang getan habe. Besonders schätzt Heesters an der Rolle, dass sie mal eine warmherzige Frau spielen kann, die viel lacht und sie selbst „nicht so harsch und streng wie sonst oft“ daherkommt.

Denkt nicht ans Aufhören

Schon mit 16 Jahren hat Heesters mit der Schauspielerei angefangen und steht deshalb inzwischen schon seit über 70 Jahren auf der Bühne. In einem Interview verriet sie aber kürzlich, dass ihre „Karriere“ eigentlich sogar schon mit neun Jahren begonnen habe. Als Neunjährige sei sie von dem Märchen „Die goldene Kugel“ so fasziniert gewesen, dass sie es in der ländlichen Dorfkneipe unbedingt nachspielen wollte. Sie konnte anfangs ein paar Bauernkinder als Darsteller gewinnen, die aber dann nach und nach wieder absprangen: „Am Schluss habe ich fast alle Rollen selbst gespielt.“ Die Faszination der Theaterbühne hat sie seitdem eigentlich nie mehr losgelassen, auch wenn sie ab 1953 ihre ersten Erfolge in Kinofilmen feiern konnte. 1978 schaffte sie sogar eine kleine Fernseh-Revolution. Sie war drei Folgen lang die erste „Tatort“-Kommissarin Marianne Buchmüller, habe dann aber freiwillig aufgehört. „Ich wollte in der Bäckerei nicht immer als Frau Buchmüller angesprochen werden.“ Obwohl sie immer wieder gute TV-Rollen bekam, beispielsweise zwischen 2010 und 2023 öfter in der Serie „Großstadtrevier“ zu sehen war, steht Heesters lieber auf der Bühne als vor der Kamera. „Ich mag das immerwährende Weiterlernen am Theater, man kann viel ausprobieren und sich entwickeln“, sagte sie 2021 der „Augsburger Allgemeinen“. Bei der Filmarbeit müsse man nur funktionieren. Und von der „lustigen Gaudiwelt im Fernsehen“ halte sie ohnehin nicht viel.

Die 88-Jährige steht heute noch auf der Bühne, derzeit in „Frau Yamamoto ist noch da!“
Die 88-Jährige steht heute noch auf der Bühne, derzeit in „Frau Yamamoto ist noch da!“ - Foto: imago images/Andre Lenthe

Während der Corona-Pandemie hat Heesters fast eineinhalb Jahre nicht mehr arbeiten können und schon das Gefühl gehabt: „Meine Zeit des Theaters ist vorbei.“ Umso mehr freut es sie, dass sie danach wieder Beschäftigung fand und 2021 trotz ihrer Theaterpräferenz in dem Film „Das weiße Haus am Rhein“ mitwirken konnte. „Ich war froh, dass so ein Angebot kam. Da habe ich nicht lange nachgefragt.“ In der vierteiligen Improvisationsserie „Ein Fest der Liebe“ stand sie auch 2023 wieder vor der Fernsehkamera, weil sie diese Arbeit ohne festes Drehbuch spannend fand. Ans Aufhören denkt Heesters ohnehin nicht: „Solange mein Kopf funktioniert, ich noch gesund bin und man mich noch sehen will, gibt es keinen Grund aufzuhören“, verriet sie 2023 der „Hörzu“. Besonders viel Freude machen Heesters auch Lesungen, bei denen sie dem Publikum selbst ausgewählte Texte präsentieren kann.

Verzichten können ist Luxus

Außerhalb ihres Berufes genießt Heesters die schönen kleinen Momente ihres Lebens, sie erfreue sich an einer grünen Wiese, an ihren vielen gesammelten Büchern oder an einer herrlichen Tasse Tee. Die Schauspielerin lebt heute in einer Hamburger Altbauwohnung, die sie am liebsten bis zu ihrem Tod nicht mehr verlassen würde. „Ich fühle mich wohl zwischen den Dingen, die ich im Laufe meines Lebens gesammelt habe.“ Ansonsten hält sie sich aber gerne in der Natur auf: „Ich genieße ganz bewusst Blumen, Tiere, beobachte Vögel und den Himmel. Das ist mir wichtig!“ Von Mode hält sie dagegen nicht sehr viel, obwohl sie gerne gut gekleidete Leute sieht und die „wunderbaren Fantasien“ der Modemacher bewundert. „Ich bin aber eher langweilig angezogen. Und mich zieht es nicht zum Einkaufen.“ Zwar werde sie öfter noch auf der Straße angesprochen, aber beobachtet fühlt sie sich nur auf der Bühne: „Da stelle ich mich zur Schau. Aber das mache ich doch nicht im Leben.“ Dass man heute Schauspieler mit KI noch über den Tod hinaus am Leben halten könnte, lehnt Heesters für ihre Person ab: „Bitte nicht mit mir. Wenn die Lebensqualität nicht mehr stimmt, dann soll es bitteschön auch zu Ende gehen.“ Bis es soweit ist, genieße sie die Alterssouveränität: „Auf vieles verzichten zu können, nicht mehr überall dabei sein zu müssen, stattdessen Stille und Einsamkeit – das nehme ich als Luxus wahr. Ich bin mir selbst ein guter Partner geworden.“ 

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