„Nimm ein Glas Wasser, sage Donald Trump hinein, friere es ein. Unterm Mikroskop siehst du gefrorenes Chaos und Hakenkreuze." Solche markanten Sätze sind in Melles Buch nicht gerade Mangelware. Schließlich hat Melle lange Jahre in Berlin als Chef einer der renommiertesten Werbeagenturen gearbeitet. Von ihm stammt die Bierwerbung „Berlin, Du bist so wunderbar!" Das war in den 90er-Jahren, da lief Werbung noch ein wenig anders als heute. Doch Manipulation wurde auch damals schon großgeschrieben, und um nichts anderes geht es in dem flüssig und streckenweise anregend zu lesenden Roman des Agenturchefs.
Weil Melle in seinem Berufsleben wahrscheinlich öfter als ihm lieb war, Strategien für Produkte, die nicht zu seinen persönlichen Lieblingsprodukten zählte, entwerfen musste, geht es jetzt im Buch ausschließlich um die Wurst. Wurst im wortwörtlichen Sinne, ehrliche, deutsche Bratwurst. Die füllt Meester, der Wurstmacher, ein Nerd natürlich, in einem Spreespeicher in Berlin in Därme.
„Wurst ist Wahrheit" dichtet Frederic, der Wurst-Erfinder, den dazugehörigen Slogan. Und tatsächlich läuft die Wurstbude auf einem Edel-Wochenmarkt in Prenzlauer Berg, dank einer hübschen Wurstverkäuferin, wie geschmiert. Melle will mit „seiner" Wurst dem Vegan-Wahn, der die Hipster seit einiger Zeit befallen hat, entgegentreten, und sein wurstiger Held tut dies mit allerlei markigen Sprüchen, die natürlich alle druckreif und semi-philosophisch angehaucht sind.
Sex gibt es dann auch noch, denn Lise, die hübsche Wurstverkäuferin, will beim Wurstchef Frederic einziehen. Frederic ist Mitte 40 und gibt als Lieblingsbeschäftigung Pornos gucken an.
Da passt es gut ins Bild, dass Lise auf Dreier steht, und dazu immer mal eine hübsche Wurstkundin abschleppt oder auch mal einen knackigen Kerl. „Ich überlege, eine Leine zu kaufen", resümiert der Held am Ende des Kapitels. Im Wurst-Vermarkten ist Frederic eindeutig besser als in Beziehungsfragen.