Durch die Fernsehsendung „Einfach hairlich" bei RTL II wurden Sebastian und Andreas Hintz einem großen Publikum bekannt. Im Interview sprechen die beiden über Friseur-Klischees, No-Gos, Trends, Extensions sowie bunte und grau gefärbte Haare und geben einige Tipps.
Warum trägt Ihr Salon den Namen „Pompadur"?
Sebastian Hintz: Ursprünglich wollten wir den Namen „Pompös". Doch dieser ist geschützt. Da wir einen riesigen Kronleuchter und einige Barockelemente im Salon haben, entschieden wir uns dann für „Pompadur". Die Entscheidung fiel eine Stunde, bevor die Visitenkarten und Einladungen in den Druck gingen.
Andreas Hintz: Natürlich hat niemand Korrektur gelesen und es fiel keinem auf, dass bei Pompadur das „O" fehlte. Wir haben es dann ohne „O" belassen, denn dadurch ist der Name einzigartig. Madame Pompadour war im 18. Jahrhundert die schönste Frau der Welt. Nicht nur schön, sondern auch unglaublich klug.
Sebastian Hintz: Wir möchten jeder Frau das Gefühl geben, die schönste Frau der Welt zu sein.

Sie waren 2018 regelmäßig in der Styling-Dokusoap „Einfach hairlich" zu sehen. Wie sind Sie zur Sendung gekommen?
Sebastian Hintz: Wir haben 2017 in Amsterdam als Hair- und Make-up-Stylisten „Curvy Supermodel" betreut. Hinter der Kamera.
Andreas Hintz: Peyman Amin aus der Jury hatte eine superwitzige Frau als Begleitung. Keiner wusste, wer sie war. Fakt war aber, dass ihre Haare eine Katastrophe waren. Sebastian hat ihr mit seiner direkten und sehr speziellen Art klargemacht, dass man so wirklich nicht auf die Straße gehen kann. Die Kritik an ihren Haaren nahm über den ganzen Tag keine Ende. Zum Drehschluss machte uns eine Aufnahmeleitung klar, dass die Frau mit den katastrophalen Haaren eine leitende Position bei RTL II hat – ups.
Sebastian Hintz: Am selben Abend sprach sie uns dann an, dass eine Friseur-Show in Planung sei. Ihre Worte waren: „Ich will euch nicht hinter, sondern vor der Kamera."
Andreas Hintz: Somit waren wir schlagartig in dem Format „Einfach hairlich" vertreten. Unser Produzent steht im Moment in Verhandlungen mit dem Sender, und wir sind guter Hoffnung, dass demnächst die zweite Staffel gedreht wird.
Sebastian Hintz: Es macht uns mit dem Team von RTL II sehr viel Spaß, und wir hoffen sehr auf weitere Folgen, damit wir den Zuschauern unsere Haarphilosophie näherbringen können. Das, was euch erwartet, können wir nicht verraten, aber es gibt viele Neuigkeiten …
Was ist dran an dem Klischee, dass Frauen beim Friseur ihr Herz ausschütten?
Andreas Hintz: Da wir klein aber fein sind und eine private Atmosphäre im Salon haben, kommt es natürlich öfter vor, dass wir auch Persönliches mit Kundinnen besprechen. Bei uns kommt es dem Klischee teilweise sehr nahe, dass wir nicht nur Friseur, sondern auch Zuhörer oder ein bisschen Lebensberater sind.

Welche Begegnungen am Frisiertisch sind Ihnen noch nach Jahren im Gedächtnis geblieben?
Sebastian Hintz: Obwohl wir kleine Handtaschen-Haken für die teuren Taschen unserer Kundinnen am Arbeitsplatz haben, kam eine etwas hektische Kundin mit ihrer neuen Louis-Vuitton-Tasche in den Salon gestürmt und knallte sie auf meinen Arbeitsplatz. Nach einiger Zeit, als sie am Waschbecken lag, roch der ganze Salon nach verbranntem Plastik. Wir waren in Panik, denn wir dachten an einen Kabelbrand. Als wir nach der Ursache suchten, klingelte ihr Telefon. Bei der Suche nach dem Telefon entdeckte sie dann einen heißen Lockenstab in der Tasche …
Leider hatte sie beim Ablegen der Tasche das heiße Eisen übersehen und es brannte sich bei 220 Grad durch den Taschenboden. Mein Kommentar war nur: „Da seht ihr Mädels, was ihr euren Haaren mit dem heißen Eisen so antut."
Andreas Hintz: Es gab Krokodilstränen, aber dank unserer Versicherung auch eine neue Vuitton-Tasche. Heute lachen wir gemeinsam über dieses Erlebnis.
Was lieben Sie an Ihrem Beruf?
Andreas Hintz: Wir haben den Ruf als Haar-Doktoren. Leider gibt es in unserer Zunft viele schwarze Schafe, die Frauen durch falsche Chemie oder nicht nachvollziehbare Haarschnitte unglücklich machen. Zu 90 Prozent sind das unsere Neukundinnen, die uns völlig verzweifelt aufsuchen.
Sebastian Hintz: Durch wirklich hoch komplizierte und aufwendige Arbeit gelingt es uns meistens, diese Frauen langfristig wieder glücklich zu machen. Wir lieben an unserem Beruf, wenn wir es schaffen, Frauen ein anderes Bewusstsein für ihre Haare zu vermitteln und sie so weit zu bringen, mit uns gemeinsam an ihren Haaren zu arbeiten. Wir im Salon und sie zu Hause. Es ist nicht nur Liebe, sondern pures Glück für uns, wenn eine Frau mit Freudentränen in den Augen den Salon verlässt.
Was benötigt ein Friseur, um sich von der Masse abzuheben? Und was sind Ihre Spezialitäten?
Andreas Hintz: Der Friseurberuf hat sich in den letzten 20 Jahren sehr verändert. Wir glauben, dass man sich auch in diesem Beruf spezialisieren sollte. Das Aufgabengebiet ist breit gefächert und man kann nicht in allem perfekt sein.
Sebastian Hintz: Somit habe ich mich ausschließlich auf Farbe konzentriert. Ich habe begonnen, komplizierte Colorationen wie den Ombre-Look und Balayage neu zu erfinden. Hinzu kommt das ständige Recherchieren nach der perfekten Chemie. Andreas, der mit Chemie gar nichts am Hut hat, konzentriert sich nur auf Schnitt und Styling. Er schöpft aus 30 Jahren Erfahrung als internationaler Hair- und Make-up-Artist. Natürlichkeit und lebendiges gesundes Haar sind allerdings immer in unserem Interesse.
Andreas Hintz: Wir sind anders, weil wir nur Arbeiten leisten, hinter denen wir persönlich stehen können. Wir erlauben uns den Luxus, eine Frau auch nach Hause zu schicken, wenn sie unseren Empfehlungen nicht folgen möchte. Wir sind auch anders, weil wir nur hundertprozentige Arbeit leisten. Das bedeutet, dass wir mit der besten Chemie plus den besten Haarpflegeprodukten arbeiten. Uns ist es auch egal, wie zeitaufwendig eine Arbeit ist, wenn wir dadurch den gewünschten Erfolg erzielen. Außerdem lieben wir lange Haare und haben uns auf Coloration und Schnitt für langes Haar spezialisiert.
Welche Mähnen waren Ihre schwierigsten Fälle?
Sebastian Hintz: Es ist jedes Mal aufwendig, komplett verletzte, kaputte Haare in einen akzeptablen Zustand zu versetzen, „aus Stroh Gold zu machen" – aber es lohnt sich.
Andreas Hintz: Schwierig wird es immer, wenn wir für Shootings oder Shows aus wenig Haar üppige Mähnen zaubern sollen. Es ist viel Erfahrung mit Clip-Extensions und Styling gefragt, um den gewünschten Erfolg zu erzielen und ein natürliches Ergebnis zu erhalten.

Gibt es No-Gos in Ihrem Salon?
Andreas Hintz: No-Gos gibt es einige: falsche Vorstellungen von Kundenseite ...
Sebastian Hintz: ... tot blondiertes, kaputtes Haar, Haar mit dem Wunsch, es erneut zu blondieren, unnatürliche Coloration wie Rosa, Lila oder Ähnliches und Dauerwellen.
Welche Trends bezüglich Hairstyling und Farbe kommen 2019 auf uns zu?
Sebastian Hintz: Die Zeit ist vorbei, in der sich jährlich ein neuer Trend zeigt. Es gibt Colorationen und Schnitte, die eine gewisse Zeit von der Industrie als Trend bezeichnet werden. Aber wir arbeiten typgerecht und legen Wert auf Natürlichkeit, um für unsere Kunden das beste Ergebnis zu erzielen. Das heißt, wir informieren uns über die „aktuellen" Trends und adaptieren beziehungsweise kreieren sie neu – speziell für jede einzelne Kundin.
Gibt es neue Farbtrends und neue Färbetechniken?
Sebastian Hintz: Die neuen Trends bezüglich Coloration bauen sich auf der jetzigen Ombre und Balayage auf. Wir arbeiten mittlerweile mit den Techniken, zum Beispiel Blow-Painting, Tortoiseshell-Ecaille, Aqua-Ombrelook.
Bleiben graue Haare und bunte Haare weiterhin im Trend?
Sebastian Hintz: Silberne plus bunte Haare waren in den letzten beiden Saisons zwar ein Trend in den sozialen Medien und in einschlägigen Magazinen. Doch wir haben diesen vermeintlichen Trend immer skeptisch beäugt und bei unseren Kunden nicht umgesetzt, da er zu einer extremen Schädigung der Haarstruktur führt und somit nicht mit unserem Grundsatz nach Natürlichkeit vereinbar ist.
Wie bringt man dunkle Haare im Sommer zum Strahlen?
Andreas Hintz: Dunkle Haare von einem Painting küssen lassen. Haare, die wie von der Sonne geküsst aussehen und einen natürlichen Farbverlauf aufweisen, lassen die Kundin wie frisch aus dem Urlaub aussehen.
Wie pflegt man stark geschädigtes Haar zu Hause am besten?
Andreas Hintz: Bitte immer mit dem Friseur seines Vertrauens Hand in Hand arbeiten. Wir beschäftigen uns sehr stark mit den neuesten Profi-Produkten auf dem Markt und empfehlen unseren Kundinnen die für sie am besten geeigneten und erklären ihnen auch, warum wir das Produkt empfehlen.
Sebastian Hintz: Produkte aus dem Drogeriemarkt sind für strapaziertes Haar sehr zweifelhaft.
Machen Sie noch klassische Strähnchen oder überwiegend Paintings, Balayage und Color Contouring?

Sebastian Hintz: Wir haben kaum noch die Nachfrage nach Strähnen. Im Gegenteil: Die Strähnen-Kunden lassen sich zu 90 Prozent auf eine Balayage- oder Ombre-Behandlung ein und sind mit dem Ergebnis mehr als zufrieden.
Arbeiten Sie viel mit Extensions?
Andreas Hintz: Wir arbeiten seit einigen Jahren aus Überzeugung gar nicht mehr mit Extensions. Es gibt unserer Meinung nach noch nicht die perfekte Technik. Des Öfteren haben wir die Beobachtung gemacht, dass den Kundinnen, die sich Extensions wünschen, gar nicht bewusst ist, welchen Aufwand es an Pflege und Zeit bedarf, damit die Haarverlängerungen gepflegt und echt aussehen. Daher raten wir immer davon ab, zumal Extensions das Haar langfristig zerstören.
Wem steht was – zum Beispiel bezüglich Gesichtsform und Augenfarbe?
Andreas Hintz: Wir sind der Überzeugung, dass es hier keine klaren Regeln gibt, beziehungsweise halten wir die gängigen für veraltet, denn sie schränken die Kundin ein. Wir betrachten jede Frau von Kopf bis Fuß und bringen mit unserer langjährigen Erfahrung das Äußere mit dem Inneren in Einklang, sodass sich ein stimmiges Gesamtbild ergibt.
Wen lassen Sie selbst an Ihre Haare? Stylen Sie sich gegenseitig?
Andreas Hintz: Sebastian hat Gott sei Dank keine Haare! Denn das Drama, ihn zufriedenzustellen, möchte niemand erleben! Ich bin auf die Lust und gute Laune von Sebastian angewiesen. Des Öfteren war ich aber auch schon bei Kollegen zum Schneiden …
Weitere Infos: www.pompadur.hamburg