Das „Kloster Hornbach" und das „Lösch für Freunde" gehören zusammen und könnten doch unterschiedlicher kaum sein. Letzteres verfolgt ein Konzept, das vor allem jüngere Gäste anspricht, und das sehr familiär ist.
Schön, dass ihr da seid!", begrüßt uns Carmen Lang im „Lösch für Freunde". Hier kommt man nicht wie sonst im Hotel üblich an eine Rezeption mit vielen Mitarbeitern, sondern man klingelt an der Eingangstür und wird dort vom Gastgeber persönlich empfangen. Bei nur 15 Zimmern geht es fast schon familiär zu. Entweder öffnet wie in unserem Fall Carmen Lang die Tür oder ihr Kollege Adi Held. Wer von beiden ist im Grunde völlig egal, denn beide sind Gastgeber aus Leidenschaft, das merkt man sofort. Mit Hingabe kümmern sie sich um das Wohlergehen ihrer Gäste, sodass man sich hier im schönen Hornbach so wohl wie bei „Freunden" fühlen darf.
Empfangen werden wir mit einem prickelnden Begrüßungsdrink an der Theke der begehbaren Weinbar, einem Secco Cuvée Rosé vom Wein- und Sekthaus Alois Kiefer aus St. Martin. Anschließend führt Carmen Lang uns ins Esszimmer mit offener Küche. Das Besondere: Hier essen abends alle Gäste des „Lösch für Freunde" zusammen an einer langen Tafel. Vor dem Essen kann man in der offenen Küche dem Koch und den Gastgebern bei den Vorbereitungen über die Schulter schauen – und sich vielleicht sogar den ein oder anderen Tipp vom Profil holen.
Wer will, darf sich nachmittags gern ein Stück Kuchen in der offenen Küche schnappen und es sich in einem der Sessel des wirklich geschmackvoll eingerichteten Aufenthaltsraums gemütlich machen. Klar, dass wir uns das nicht entgehen lassen. Bei gutem Wetter lockt der Garten, der an die offene Küche grenzt, als Ruheplatz. Hier lassen sich wirklich wunderbar die Ruhe und der Ausblick auf den Turm der Stiftskirche St. Fabian genießen.
Wer den Kuchen auslässt und lieber erst sein Zimmer erkunden möchte, muss auf etwas Süßes nicht verzichten. In unserer Suite wartet bereits ein richtig leckeres Stück Karottenkuchen auf uns. Ich bin immer wieder selbst überrascht, wie glücklich man mich mit solchen kleinen Leckereien machen kann. Das gibt definitiv Pluspunkte.
Aber nochmals zurück zum Aufenthaltsraum. Hier dürfen sich die Gäste nach Lust und Laune selbst an den Getränken bedienen. Es gibt nicht nur Wein aus der begehbaren Weinbar, sondern auch eine Theke mit etlichen Teesorten – und kleinen Naschereien. Schokolinsen gibt’s sogar ganz oldschool aus einem Kaugummi-Automaten. Irgendwie fühle ich mich sofort in meine Kindheitstage zurückversetzt, denn meine Tante hatte damals auch so einen. Als ich die Namen der Teesorten studiere und schon mal fürs Frühstück vorselektiere, bin ich echt gespannt auf den Geschmack. „8 Uhr Tee", „Kleine Auszeit" oder „Hafen Tee" machen Lust auf mehr.
Junge, moderne Atmosphäre
Die Teesorten von „Mutterland" sind ein kleines Indiz für die Herkunft der Chefin Christiane Lösch. Beide stammen sie aus der schönen Hansestadt Hamburg. Ihren Mann, Edelbert Lösch, hat sie aber in Köln kennen und lieben gelernt. Beide kommen aus dem Hotel- und Gastronomiegewerbe und hegten schon immer den Traum, sich selbstständig zu machen. Diesen Traum erfüllten sich die beiden zunächst im Oberbergischen Land im Großraum Köln.
1999 kam Familie Lösch mit ihren beiden Töchtern in die Südwestpfalz nach Hornbach. Hier wurde nach vielen Jahren der Restauration vor mehr als 19 Jahren das Hotel „Kloster Hornbach" eröffnet – unter der Leitung von Familie Lösch. Nebenan die Stiftskirche und das Privathaus der Familie, eine entkernte und zum Wohnhaus umfunktionierte Scheune.
Da das „Kloster Hornbach" ein beliebter Ort für Brautpaare ist, um sich das Jawort zu geben, hat das Hotel auch immer jede Menge Übernachtungsgäste. Die Kapazitäten des Hotels stießen damals an ihre Grenzen. Also kauften die Löschs 2004 das Bauernhaus direkt neben ihrem Haus, auch wenn sie noch keine genaue Vorstellung hatten, was daraus entstehen sollte. Sie zogen einen Architekten zurate, und schnell war klar, dass der Platz für eine Dependance nicht reichen würde. Kurzerhand zog Familie Lösch um und räumte ihr Privathaus, sodass die beiden anderen Häuser miteinander verbunden werden konnten. Heute können die Gäste die wunderschön gestalteten Zimmer im „Lösch für Freunde" genießen.
Das „Lösch für Freunde" und das „Kloster Hornbach" sind also eng miteinander verbunden, doch vom Konzept her grundverschieden. Ich gestehe: Mit meinen 28 Jahren fühle ich mich dem Konzept des „Lösch für Freunde" definitiv näher als dem des „Kloster Hornbach", das eher gediegen ist. Trotzdem haben beide Übernachtungsmöglichkeiten definitiv etwas für sich. Der Charme des alten Klosters ist wirklich bezaubernd. Im Sommer kann man im Biergarten oder im Klostergarten ein frisch gezapftes Bier genießen oder sich abends im Gourmetrestaurant „Refugium" von Chefkoch Martin Opitz kulinarisch verwöhnen lassen.
Der Chef begrüßt jeden Gast
Das „Lösch für Freunde" hingegen hat eine jüngere und modernere Atmosphäre. Hier kann man sich ganz frei bewegen – fast so, als wäre man zu Hause. Ganz ehrlich: Dieses Gefühl hatte ich definitiv noch in keinem anderen Hotel. Hier ist kein Zimmer wie das andere, alle haben ihren eigenen „Paten". Christiane Lösch erzählt uns, dass sie sich zusammen mit dem Architekten überlegt hat, wer aus ihrem Umfeld liebenswerte Spleens oder witzige Hobbys oder Berufe hat. Ziemlich schnell waren die passenden Paten für die Zimmer und Suiten gefunden, die so tolle Namen wie „Land & Meer", „Traumfabrik" oder „Musikzimmer" haben.
Mein Freund und ich kamen sogar in den Genuss der Suite „Mein Atelier". Inklusive Frühstück kostet die Nacht 130 Euro pro Person. Wer das Paket „Gaumenfreuden" bucht, zahlt 194 Euro pro Person. Dafür sind neben dem Frühstück auch ein Abendessen mit Wein, Aperitif und Wasser im Preis enthalten sowie der Kuchen am Nachmittag. Besonders gefällt mir, dass man in jedem Zimmer dem Thema entsprechend die passenden Bücher und DVDs findet. Wenn die Zimmer nicht belegt sind, hängt an jedem Zimmer ein Schlüssel mit grünem Anhänger und der Aufschrift „Sturmfrei". Sozusagen das Zeichen für alle Gäste, sich gern einmal umzuschauen, wie die anderen Zimmer gestaltet sind. „Ein Projekt, das lebt", wie Christiane Lösch betont, denn immer wieder erhält sie von ihren Gästen Film- und Buchideen, um die Zimmer weiter optimieren zu können. Lösch freut sich über jeden Hinweis ihrer Gäste. „Stammgäste der Gartensuite haben sogar schon eine Plüschameise mitgebracht, die seitdem dort wohnen darf", fügt sie lachend hinzu.
Ein weiteres Highlight in den Zimmern darf ebenfalls nicht unerwähnt bleiben: Falls jemand mal sein Shampoo oder Duschgel vergessen hat, ist das kein Beinbruch. Ich habe mein mitgebrachtes Zeug schlicht links liegen lassen und die unfassbar lecker duftenden Produkte von Malin+Goetz benutzt. Das „Peppermint Shampoo" ist der Knaller. In allen Zimmern stehen dem Gast Bodylotion, Shampoo und Duschgel zur Verfügung.
Wegen einer Geburtstagsfeier im „Lösch für Freunde" hat uns Christiane Lösch für den Abend ausnahmsweise einen Tisch im Säulenzimmer des „Kloster Hornbach" reserviert, denn normalerweise essen ja alle Gäste zusammen an der großen Tafel. Hier werden Drei-, Vier- oder auch Fünf-Gang-Menüs im Rahmen der Arrangements des Hotels serviert. Wir starten mit einem Muskateller-Sekt aus der Pfalz als Aperitif. Sehr süffig, und man schmeckt richtig die Muskatellertraube heraus. Während wir am geschmackvoll eingedeckten Tisch vor uns hin schlürfen, begrüßt Edelbert Lösch, der Gastgeber des Abends, alle Gäste einzeln an jedem Tisch im Säulenzimmer. Kurz darauf wird auch schon der Gruß aus der Küche serviert: eine Frischkäse-Praline auf Gurken mit Granatapfelkernen und Thymian. Danach startet unsere Weinreise, das heißt, dass wir zu jedem Gang den passenden Wein bekommen. Das Vier-Gang-Menü startet für meinen Freund mit „Häckerle von der Rauchforelle und Apfel mit roter Bete und dazu Blattsalat". Und für mich gibt’s die Version ohne Fisch. Dafür aber mit einem leckeren und leicht scharfen Paprika-Relish. Mehr davon! Begleitet werden die Vorspeise und unser Zwischengang – ein leichtes Schaumsüppchen vom Butternutkürbis – von einem säurearmen Weißburgunder von Philipp Kuhn.
Wer geht, will wiederkommen
Der Hauptgang ist eine echte Augenweide und kommt in warmen Farbtönen daher. Es gibt Rehkeule, rosa gegart, mit Mini-Mais und Süßkartoffelpüree. Mein Highlight auf diesem Teller sind definitiv die Preiselbeeren mit Portwein, denn diese runden den Geschmack des Wilds perfekt ab. Die Weinreise bringt uns dazu einen Merlot von Alois Kiefer ins Glas.
Gekrönt wird unser Abend vom Dessert; einem Mousse und Filets von Orangen mit Sauerrahmeis. Passend dazu trinken wir den letzten „Stopp" unserer Weinreise – Sauvignon Blanc vom Weingut Oliver Zeter. Ich bin wahrlich kein Weinprofi, aber über einen guten Sauvignon Blanc freue ich mich fast immer.
Nach dem kurzen Fußweg vom „Kloster Hornbach" zurück ins „Lösch für Freunde" fällt uns sofort auf, dass sich in unserem Zimmer etwas verändert hat, seit wir „unser" Atelier verlassen haben. Auf unseren Nachttischen stehen mit Wasser gefüllte Karaffen und frische Gläser. Und auf dem Bett liegt für jeden ein kleines Heft mit einer Leseprobe. Das Gefühl, das mich umgibt, würde ich in einem Wort mit „aufgehoben" beschreiben. Die perfekte Ausgewogenheit zwischen „sich um den Gast kümmern" und „nicht zu aufdringlich". Wirklich toll!
Wie bei jedem Hotelaufenthalt freue ich mich wie immer aufs Frühstück am nächsten Morgen. Zusammen mit den anderen Gästen starten wir im Esszimmer in den Tag. Carmen Lang zaubert uns Rührei, das mit Schnittlauch garniert ist. Auf meinen Notizzettel male ich mir hinter das Wort „Rührei" ein kleines Herz. Dazu gibt es für mich einen frisch gepressten Orangensaft, ein leckeres kleines Croissant mit Erdbeermarmelade und ein Schokocroissant.
Ich zögere das Frühstück in die Länge, denn eigentlich will ich noch gar nicht nach Hause. Im „Lösch für Freunde" haben wir uns wirklich rundum wohlgefühlt. Ein außergewöhnliches Konzept, dass perfekt funktioniert und entsprechend gut angenommen wird. Ich bin wirklich begeistert.
Christiane Lösch hatte immer den Wunsch, dass ihr Projekt „Lösch für Freunde" etwas Beosnderes sein soll. Etwas, über das man als Gast noch lange spricht – und einen guten Grund liefert, nochmals nach Hornbach zu kommen. Meiner Meinung nach hat sie das voll und ganz geschafft und so wunderbar umgesetzt, dass ich mich jetzt schon auf meinen nächsten Besuch dort freue. Und gerne allen weitererzähle, wie toll ich es fand.