Die bundesweite Initiative „Proud to Care" will mit einem positiven Image für den Pflegeberuf werben. Das Besondere: Entwickelt wurde die Initiative von Pflege-Azubis selbst, die zeigen wollen, warum sie stolz auf ihren Beruf sind.
Die Stimmung in der Residenz Losheim am See ist ausgelassen. Pflegekräfte in Magenta-T-Shirts mit dem „Proud-to-Care"- Emblem kümmern sich um Gäste der Residenz, ein DJ sorgt für die musikalische Atmosphäre. Mit einer gewissen Spannung wartet man auf den eigentlichen Höhepunkt. Es ist der Auftakt einer in dieser Form bislang einzigartigen Initiative, um für die Pflege zu werben. Gleichzeitig an bundesweit 120 Standorten startet die Initiative „Proud to Care". Pflege ist „ein Beruf, auf den man verdammt stolz sein kann", sagt Chantal Ostermann, Mitglied der Geschäftsleitung der Victor’s Group und Initiatorin von „Proud to Care". Daniela Schlegel-Friedrich, Landrätin des Kreises Merzig-Wadern und eine der zahlreichen prominenten Gäste bei der Auftaktveranstaltung, zeigt sich beeindruckt von der Initiative: „Ich finde es toll, weil nicht irgendjemand für die Pflege wirbt, sondern diejenigen, die schon in der Pflege tätig sind. Ich glaube, es kann niemand besser einen jungen Menschen von einem Beruf überzeugen, als derjenige, der den eigenen Beruf mit Freude ausübt."
„Wir müssen viel mehr zusammenarbeiten"
Auch Chantal Ostermann hebt hervor, das Besondere an der Initiative sei, „dass sie von unseren Auszubildenden entwickelt worden ist". Ausgangspunkt war eine Auszubildendenveranstaltung im vergangenen Jahr in Berlin, bei der rund 200 Pflege-Azubis herausgearbeitet haben, warum sie stolz darauf sind, in der Pflege zu arbeiten. Pflege sei vielleicht nicht immer der coolste Beruf, jeden Tag gebe es neue Herausforderungen, bei denen es immer darum gehe, den Bewohnern ein langes, gesundes und erfülltes Leben zu bescheren. „Das ist ein Beruf, auf den man stolz sein kann, und das wollen wir mit ‚Proud to Care‘ zeigen".
Die Azubis haben einen Text gemacht, den der Berliner Rollstuhl-Rapper Graf Fidi zu einem Song verarbeitet hat. Das Video dazu wurde mit großem Beifall aufgenommen. Auch das soll dazu beitragen, „eine ganze Bewegung zu starten, um zu zeigen, was Pflege kann und was die Menschen in der Pflege leisten", unterstreicht Chantal Ostermann.
Dabei sei die Initiative bewusst auch trägerübergreifend, ob private, kirchliche Träger oder Wohlfahrtsverbände, angelegt. „Ich glaube, wir müssen viel mehr zusammenarbeiten, um Menschen für die Pflege zu begeistern. Jeder neue Mitarbeiter, der in Pflege anfängt, ist ein Gewinn für alle."
„Pflege braucht Verbündete, damit sie die Aufmerksamkeit bekommt, die ihr eigentlich zusteht", betont auch die saarländische Wirtschafts- und Arbeitsministerin Anke Rehlinger. Im Durchschnitt brauche es ein halbes Jahr, bis eine ausgeschriebene Stelle besetzt werden könne, zitiert die Ministerin aktuelle Statistiken. Die Konsequenz sei: „Die Arbeit ist nicht weniger geworden in diesem halben Jahr, sondern weniger Menschen müssen die gleiche Arbeit verrichten." Werbung für dieses Berufsbild sei folglich eine „existenzielle Notwendigkeit", das umso mehr angesichts des demografischen Wandels. Auf der einen Seite steige die Nachfrage von Menschen, die Pflege brauchen, gleichzeitig gebe es weniger junge Menschen. Umso wichtiger sei es, mit einem positiven Bild des Pflegeberufs Menschen für diese Aufgaben zu gewinnen. Und dafür gebe es „viele gute Argumente". Zwar gebe es auch an der ein oder anderen Stelle Probleme, räumte die Ministerin ein. Die Regel seien aber die „vielen guten Einrichtungen und engagierten Mitarbeiter. Und dort, wo es gut ist, sollte man auch sagen, dass es gut ist".
„Jede Pflegekraft macht jeden Tag einen richtig tollen Job"
Auch Thorsten Sprengart, Residenzleiter, weiß um negative Schlagzeilen. Gerade deshalb sei die Initiative wichtig: „Jede Pflegekraft macht jeden Tag einen richtig tollen Job, und die Leute wollen stolz auf ihren Beruf sein und das auch nach außen tragen", beschreibt er „Sinn und Zweck dieser Initiative".
Dabei gehe es schließlich „nicht um einzelne Einrichtungen, sondern den Pflegeberuf generell. Es ist ja auch eine trägerübergreifende Initiative". Zugleich zeigt er sich überzeugt, dass die Initiative „bundesweit greifen wird". Schon wenige Stunden nach dem Start habe er beispielsweise auf Facebook gesehen, dass auch Mitarbeiter anderer Träger das „Proud to Care"-Logo auf ihrem Profilbild verwendet hätten.
Die Residenz in Losheim ist im Übrigen ein Beispiel dafür, dass Pflege längst nicht mehr nur eine weitgehende Frauendomäne ist. Von den sechs Azubis, die zum neuen Ausbildungsjahr anfangen, sind fünf junge Männer, sagt Thorsten Sprengart.