Viele Genießer verbinden den Namen Hauck mit der früheren Weinstube am St. Johanner Markt in Saarbrücken. In der Alten Feuerwache erlebt diese inzwischen eine Renaissance – als Weinbistro. Betreiber ist heute wie damals Jan Willem Fluit.
Ich mache mich heute auf den Weg zum Saarbrücker Landwehrplatz. Dort hat das Staatstheater seine Spielstätte Alte Feuerwache. Nebenan befindet sich das Theater im Viertel. Hier finde ich auch das „Weinbistro Hauck". Jan Willem Fluit ist dort der Gastgeber – den Weinfreaks im Saarland und darüber hinaus kein Unbekannter, sein Name steht für Kompetenz und Qualität. Das Bistro selbst ist schmal, lang und hat große Fenster, sodass es tagsüber – vor allem im Sommer – lichtdurchflutet ist. Beim Bau konnte es nicht breiter gestaltet werden, da es unmittelbar an die Bühne des Theaters grenzt.
Schon unsere Vorfahren kannten den Namen Hauck, ist er doch im Saarland mit einer langen Tradition verbunden. Bereits 1856 wurde mit dem Weinhandel der Grundstein gelegt. Ich erinnere mich noch an eine kleine Filiale in den 1960er-Jahren an der Stelle, wo sich heute das Kaufhaus „C & A" befindet. 1974 eröffnete dann die „Weinstube Hauck" am St. Johanner Markt in Saarbrücken, dort, wo später das Oro war. 1994 übernahm Jan Willem Fluit das Hauck.
Seit Spätsommer 2011 feiert das Bistro nun seine Renaissance an neuem Ort: Gemütliche Räumlichkeiten in der Alten Feuerwache am Landwehrplatz sind wie gesagt das neue Zuhause. Das „Weinbistro Hauck" ist ein Ort zum Verweilen, hier kann man herrlich abschalten. Neben den kulinarischen Angeboten bietet das Haus auch eine kleine öffentliche Bibliothek. Dort kann man Bücher entnehmen, aber auch welche dazustellen. Es ist aber auch ein herrlicher Ort zum „Klönen", wie der Saarländer sagt. Der Großstadtlärm bleibt vor der Tür.
Ich setzte mich mit Jan Willem Fluit an einen Tisch in der Sonne. Wir bestellen uns einen Käseteller und einen Wein. Wie er eigentlich zum Wein gekommen ist, will ich zuerst wissen. Er lacht: „Mein Leben mit Wein fing sehr früh an. Ich besuchte in Amsterdam eine Schule für Küche und Service. Danach habe ich die Hotelfachschule besucht, anschließend habe ich Marketing und Betriebswirtschaft studiert. Aber meine ersten Kontakte mit Wein liegen sogar noch ein Stück weiter zurück." Als er 15 Jahre alt war, fuhr er mit der Schule nach Rüdesheim. „Eine Woche lang", erzählt er. „Von dort aus besuchten wir herausragende Weingüter: Schloss Vollrads, Kloster Eberbach und auch das Weingut Reinhartshausen sowie ein paar Genossenschaften, die guten Wein machten."
Nach Abschluss seiner Ausbildungen ging er zu Mövenpick und arbeitete fünf Jahre für diesen Konzern – in der Kö-Galerie in Düsseldorf, wo er den Weinverkauf und das Weinlokal von Mövenpick führte. Dort servierte er auch die ganz großen Weingüter, denn die Gäste konnten hier die berühmtesten Weine der Welt auch glasweise probieren: etwa Mouton-Rothschild, Margaux oder Lafitte.
Unter dem Namen Finetime eigenen Wein im Sortiment
Bei Mövenpick in Düsseldorf lernte er auch Sigrun Essenspreis und Thomas Nickels kennen. Beide sind zwei ausgewiesene Weinexperten und seit Jahrzehnten mit ihrem „Landgasthaus Paulus" in Sitzerath im Nordsaarland erfolgreich. „1992 riefen sie an und fragten mich, ob ich nicht ins Saarland kommen wolle", erzählt Fluit. Sie schlugen ihm vor, im „Weinhaus Hauck" anzufangen. So begann sein Leben in der Selbstständigkeit, und über die Jahrzehnte hat er sich – mit viel Empathie und Fingerspitzengefühl –
einen großen Namen gemacht. Nach dem Ende des „Weinhaus Hauck" am St. Johanner Markt in Saarbrücken entstand dann die Marke Finetime. Unter diesem Label betreibt er heute unterschiedliche Gastronomiebetriebe.
Doch zurück zum Wein. In den 1990er-Jahren riet ihm sein damaliger Hausarzt, er solle mehr Sport treiben. Ein Verein oder ein Fitnessstudio kamen für Jan Willem Fluit allerdings nicht infrage. Stattdessen pachtete er eine Steillage an der Mosel, das hält auch fit. Etwa 800 Rebstöcke bewirtschafteten seine Frau und er im Weingut von Bernhard Kirsten in Klüsserath. Ein toller Winzer, ich sage nur „Herzstück". Alle Rieslingfans schnalzen dann mit der Zunge.
Die inzwischen 20 Hektar umfassenden Rebflächen des Weinguts Kirsten/Schlossguts Liebieg finden sich entlang der Mittelmosel von Longuich über Pölich und Klüsserath bis nach Trittenheim sowie neuerdings an der Untermosel in Winningen. In diesem Gebiet werden insgesamt 14 Rebsorten angebaut, hauptsächlich Riesling, aber auch Weißburgunder, Sauvignon Blanc, Pinot Noir und demnächst noch weitere.
Jan Willem Fluit lernte, was im Weinberg zu tun ist. Die Reben lieferte er dann ab, und Bernhard Kirsten machte daraus gute Tropfen. Fluit merkte schnell, dass verdammt viel Arbeit dahintersteckt, und diese Arbeit machte er mit seiner Familie und Freunden sieben Jahre lang. „Das hat mir nochmals einen ganz anderen Blick auf das Thema Wein gegeben", merkt er zufrieden an. Noch heute bietet er unter dem Namen Finetime auf dem Etikett seine eigenen Tropfen im Haus an. Gutsriesling von Bernhard Kirsten etwa.
Während unserer Plauderei genieße ich die Käseplatte und den Wein, einen Hauswein, 2017er Finetime Riesling, Klüsserather Bruderschaft Weingut Kirsten, trocken. Mittlerweile mag ich eher einen Weißwein als einen Rotwein zum Käse. Auf diesen Gedanken brachte mich vor 15 Jahren ein französischer Sommelier. Und er hatte Recht. Bei meinem Besuch stelle ich schnell fest: In diesem Haus geht es um Qualität. Der Käse stammt von einem deutschen Affineur aus Erlangen. Dort hat Volker Waltmann, ein „Maître Affineur" der internationalen Spitzengastronomie, eine riesige Auswahl bester Sorten. Denn Käse ist keineswegs gleich Käse. Ein Affineur veredelt die jungen Laibe, die ihm angeliefert werden. Alles natürlich aus Rohmilch. Der Maître bürstet die Käse, lässt sie auf Stroh reifen oder wäscht sie in Cidre, tränkt sie in Calvados. Und – zum richtigen Reifepunkt – beliefert er dann seine Kunden mit diesen gereiften Spezialitäten. Das Brot dazu stammt aus dem Nauwieser Viertel, von der Bäckerei Sander, die in Demeter-Qualität – also echtes Biobrot – liefert. Die Zutaten für die Backwaren von Horst Sander stammen alle aus biologisch-dynamischer Landwirtschaft.
Mein Blick fällt auf die Speisekarte. Vorneweg ein paar Kleinigkeiten, Brot mit Quark oder Käse, eine hausgemachte Tagessuppe, Nudelgerichte, Salatkreationen und einige Fleisch- sowie einige Wochengerichte entdecke ich dort. Ich entscheide mich zum Wein für einen Flammkuchen, den es in acht Varianten gibt. Ich bestelle den mit Speck und Zwiebeln. Genau der Richtige. Wer es lieber süß mag, findet vier entsprechende Flammkuchen auf der Karte. Und dazu Eis von Henry’s Eismanufaktur, aus regionalen Bioprodukten. Ein Weinbistro wie es sein soll. Ein Ort der Entspannung mit hoher Qualität! Ich freue mich schon auf den nächsten Besuch.