Das „Café Lottaleben – Kaffee Kraut & Liebe" in Merzig ist ein Paradies für alle Frühstücksfans. Lena Schaaf und ihr Team haben aber noch weitaus mehr zu bieten.
Eine heiße Schokolade zum Verlieben steht vor mir auf einem der schönen Holztische im „Café Lottaleben" am Merziger Kirchplatz. Zum einen duftet dieses Heißgetränk zum Niederknien gut, und zum anderen hoffe ich während des Trinkens, dass mein Glas niemals leer wird. Diese „Belgische Schokolade", wie man sie in der Getränkekarte aufgelistet findet, ist einfach himmlisch gut! Dazu gibt’s schon mal vor dem Frühstück einen kleinen Keks. Meine Begleitung, Mama Köstlich, hat sich für einen Flat White entschieden, in dessen Milchschaum ein Herzmuster gegossen wurde. Tatsächlich muss ich gestehen, dass ich erst mal eine Suchmaschine befragen musste, was in einem Flat White drin ist. Im Grunde unterscheidet ihn nur die Menge des Espressos, die Höhe und Beschaffenheit des Milchschaums von einem Cappuccino. Der Milchschaum eines Cappuccinos ragt nämlich über den Tassenrand hinaus, der eines Flat Whites schließt mit dem Tassenrand bündig ab. Ein Flat White wird zudem mit einem doppelten Espresso oder einem Ristretto Shot zubereitet und ein Cappuccino nur mit einem einfachen Espresso.
Lena Schaaf, die Inhaberin und Geschäftsführerin des „Café Lottaleben", hat nicht nur einen Sinn für die tolle und vor allem gemütliche Einrichtung des Cafés, sondern auch für perfekt zubereiteten Kaffee. Hier werden die Kaffeebohnen der Spezialitätenrösterei „Good Karma Coffee" aus Karlsruhe von Hand gemahlen und aufgegossen. Deshalb kostet eine Tasse Filterkaffee mit 250 Milliliter Inhalt eben 3,50 Euro. Das erscheint dem ein oder anderen vielleicht auf den ersten Blick etwas teuer, aber Qualität hat nun mal ihren Preis. Und die bekommt man im „Café Lottaleben" ganz sicher. Zudem gibt es fürs Café eine eigene Röstung peruanischer Bohnen namens „Lotta Cueva".
Die 29-jährige Cafébesitzerin hat in Berlin ihr Praxissemester ihres Innenarchitekturstudiums absolviert und über einem Café gewohnt. Dort hat sie ihre Liebe zu gutem Kaffee entdeckt, einige Workshops zum Thema besucht und immer schon nebenberuflich in der Gastronomie gearbeitet. Ihr großer Traum war schon lange ein eigenes Café – und diesen hat sie sich in der Merziger Innenstadt erfüllt. Die Räume eines früheren Antiquitätenladens sind die perfekte Location. Lange bevor sie wusste, wo und wann ihr Traum in Erfüllung gehen würde, stand bereits das Konzept für ihr Café. Es sollte in die skandinavische Richtung gehen, und um einen passenden Namen zu finden, musste sie auch nicht lange überlegen. Lena Schaaf wuchs – genau wie ich – mit den Figuren von Astrid Lindgren auf, und eine ihrer Lieblingsfiguren diente zur Inspiration: Lotta aus der Krachmacherstraße. Schon war der Name „Café Lottaleben" gefunden.
Eigene Röstung speziell fürs Café
Lena Schaaf erstellte die Pläne für die Renovierung selbst und machte sich ans Werk. Nach einem halben Jahr waren die Umbauarbeiten beendet, und im Mai 2018 öffneten die Türen des „Café Lottaleben". Die junge Frau erzählt, dass die Gäste von Anfang an regelrecht in Scharen kamen. Das Konzept kommt an – was Schaaf natürlich freut. Ob ältere Damen, die zu Kaffee und Kuchen am Nachmittag vorbeischauen, oder junge Mädels, die sich über das sehr instagram-taugliche Frühstück freuen. „Ich freue mich immer, wenn das Essen fotografiert wird", erzählt Lena begeistert. „Das ist sozusagen das größte Lob für einen Gastronomen heutzutage", fügt sie hinzu.
Aber nicht nur das Essen wird hier auf Fotos zum Hauptakteur, sondern auch Menschen. Lena Schaaf bereitet nicht nur leckeren Kaffee zu, sondern schießt auch wunderschöne Fotos. Daher nutzt sie die beiden Ruhetage – sonntags und montags – dazu, um ihre Models im Café abzulichten. Eine tolle Idee, denn die Fotos sehen wirklich super aus! Eines ihrer größten Steckenpferde ist die Hochzeitsfotografie. Mit ihren Bildern schafft es die Cafébesitzerin unter die Top zwei meiner potenziellen Wunschfotografen – falls ich mal heiraten sollte.
Lena Schaaf hat wirklich viele Talente, denn neben der Fotografie, ihrer Liebe zur Innenarchitektur und zum Kaffee, backt sie die verschiedenen Kuchen für ihr kleines Café selbst. Ihr Favorit ist der gedeckte Apfelkuchen. „Den bereite ich im Handumdrehen zu", erzählt sie stolz. Viele schauen auch im „Café Lottaleben" vorbei, um ein Stück des leckeren Schoko-Nuss-Gugelhupfs mit Erdnuss-Topping zu probieren oder um einen Tag zu erwischen, an dem es den Klassiker schlechthin gibt – Rahmkuchen. Ich hoffe, dass ich es mal schaffe, solch einen Tag zu erwischen, denn mir läuft schon während unseres Gesprächs das Wasser im Mund zusammen. Ein Stück Kuchen kostet zwischen 2,60 und 3,50 Euro. In kürzester Zeit konnte das Team des „Lottaleben" mit dem skandinavischen Ambiente, dem freundlichen Service und – nicht zu vergessen – den superleckeren Getränken und Speisen so viele Kunden für sich gewinnen, dass das Café mittlerweile eine lange Liste an Stammkunden vorweisen kann. Bewundernswert und keineswegs selbstverständlich. Viele Kunden kommen auch wegen des Barista Steven von den „Brew Brothers", die in Saarbrücken zurzeit regelmäßig ihre sogenannten „Sunday Session" in der „Fase15 Coworking" veranstalten. Dort bieten die beiden Barista Steven und Joe zu guter Musik und Kuchen feinste Kaffeekreationen an. Die werden sogar ab und an mit Gin und Tonicwater verfeinert. Klingt spannend!
Wochentags bis 11.30 Uhr Frühstück
Aber zurück zum „Lottaleben". Mama Köstlich und ich geben unsere Bestellung auf und können es kaum erwarten. Wir freuen uns auf eine „Knusper Lotta", die wir uns teilen – ein hausgemachtes Knuspermüsli mit Nüssen, Chiasamen, Kokosflocken, Obst der Saison, Honig, Beerenmus und griechischem Joghurt. Für Mama Köstlich gibt es vorweg „Avocado Squash", bestehend aus zwei Scheiben Bio-Körnerbrot mit Avocado, Rucola, zwei pochierten Eiern und Tomaten. Als ich das Wort „Waffel" auf der Frühstückskarte lese, ist sofort klar, was ich bestelle: „Morgenwaffel", Du gehörst mir! Eine hausgemachte belgische Waffel, deren Teig echte Bourbon-Vanille enthält, mit Joghurt, Knuspermüsli, Chiasamen, Honig und frischem Obst der Saison. Selbstredend findet sich auf der Frühstückskarte auch eine „Herzhafte Morgenwaffel" mit Spiegelei, Räucherlachs, Bacon und Rucola.
Spätestens als Lena Schaaf uns persönlich unser Frühstück serviert, ist klar, warum das Essen hier des Öfteren abgelichtet wird. So schön angerichtet, dass es fast zu schade ist, um es aufzuessen. Aber meine Waffel sieht nicht nur gut aus, sie schmeckt auch richtig gut. Die Kombination mit Joghurt muss ich mir merken. Wirklich sehr gelungen, vor allem der Grad an Süße ist perfekt auf die frühen Morgenstunden abgestimmt. Aber auch Mama Köstlich ist restlos begeistert von ihrem super-hübsch angerichteten Avocado-Brot.
Man muss wirklich sagen, dass sich die Gerichte hier sehen lassen können – ganz zu schweigen von unserem Knuspermüsli in der Mitte des Tischs. Ich weiß gar nicht, wo ich zuerst hinschauen beziehungsweise was ich zuerst probieren soll. Was ich nicht unerwähnt lassen möchte, ist der fruchtig gute Geschmack des Beerenmuses zum Knuspermüsli. Einfach stimmig! Frühstück gibt es während der Woche übrigens immer bis 11.30 Uhr und samstags bis 13 Uhr.
Für all diejenigen, die nicht so die Frühstücker sind, sondern lieber zu Abend essen und einen leckeren Wein oder Gin dazu trinken, empfiehlt Lena Schaaf, an einem Donnerstag- oder Freitagabend vorbeizuschauen. An diesen beiden Abenden ist das Café bis 23 Uhr geöffnet, und es gibt jeden Donnerstag ein besonderes Hauptgericht – jeweils einmal mit Fleisch und eine fleischlose Variante. Zum Beispiel Spaghetti Bolognese und Spaghetti mit hausgemachtem Pesto Rosso, Pinienkernen, Parmesan und Rucola oder gebratene Hähnchenbrust mit Zucchini, gebackenen Tomaten an Honig auf Bulgurbett garniert mit Cashewkernen und als vegetarische Variante mit gebratenen Fetakäsetalern. Das hört sich doch richtig lecker an. Solch einen Donnerstag muss ich in jedem Fall bald in meinen Kalender eintragen. Und freitags gibt es immer Flammkuchen oder Quiche.
Am Abend gibt’s eher Herzhaftes
Auch das allseits beliebte Thema Burger kommt im „Lottaleben" nicht zu kurz. Jeden ersten Donnerstag im Monat tischen Lena Schaaf und ihr Team Burger auf. Natürlich mit Hähnchenbrust oder Rindfleisch und in einer fleischlosen Variante. Das Fleisch für die Pattys kauft die sympathische Cafébesitzerin beim Metzger um die Ecke. Und die Burger Buns kommen von der Bäckerei Tinnes in Merzig. Regionaler geht’s kaum.
Heimisch geht’s auch beim Genuss von einem Gin und Tonic zu. Im „Lottaleben" findet man die saarländischen Klassiker wie „Agnes Green Dry Gin" der „Brennerei Penth" in Lebach oder „Naturbursche’s Gold Gin" aus Losheim am See. Beim Wein bedient sich Lena Schaaf in der benachbarten Pfalz. Aber wer kann schon Nein zu einem Glas Grauburgunder vom Weingut Markus Schneider oder dem Rosé namens „Pink" von Lea Metzger sagen? Ich jedenfalls nicht.
So oder so: Ob morgens oder abends, ist das „Lottaleben" im Nordsaarland einen Ausflug wert. Ich war zwar bisher erst zum Frühstück hier, bin aber höchstmotiviert, auch mal nach Feierabend Richtung Merzig zu düsen. Solch ein Abendessen möchte ich mir keinesfalls entgehen lassen.