Das Restaurant „Beim Patric" in der Blieskasteler Altstadt genießt einen guten Ruf. Und das zu Recht, denn Koch Patric Brocker und seine Frau Manuela bringen beste Qualität und Handwerkskunst auf den Teller und ins Glas.
Seit 2008 führen Manuela Brocker und ihr Mann Patric das Restaurant „Beim Patric" in der Blieskasteler Altstadt. Der Chef steht in der Küche, während seine Frau sich um Service und Weinkarte kümmert. Begonnen hat alles als kleiner Familienbetrieb mit den Kindern Yvonne und Jörg. Die beiden gingen ebenfalls ihren Weg und arbeiten nun in bedeutenden Häusern in Deutschland. Heute werden Manuela und Patric Brocker von Mitarbeitern unterstützt, mit denen sie ein solch herzliches Verhältnis pflegen, dass man fast schon sagen könnte, sie gehören ebenfalls zur Familie. Der Küchenchef liebt eine Küche des Gartens – ob es im Juni die Kirschen sind oder im Hochsommer die Kräuter: Es wird alles verarbeitet, was gut schmeckt und vor allem frisch ist. Es ist immer wieder eine Freude für mich, nach Blieskastel zu fahren, dieses barocke Kleinod des Saarlandes. Allein der historische Stadtkern ist einen Besuch wert. Geprägt durch das Zeitalter des Barocks sind auch der Herkulesbrunnen von 1691 und der Napoleonsbrunnen von 1804, der umgangssprachlich auch Schlangenbrunnen heißt. Die Altstadt umfasst insgesamt 133 Einzeldenkmale und liegt im Herzen des Biosphärenreservates Bliesgau. Gräfin Marianne von der Leyen, die im 18. Jahrhundert in Blieskastel residierte, ist für diese zauberhafte Nachlassenschaft verantwortlich.
Die Stadt hat imposante Altstadtgassen. Mittelpunkt des barocken Kleinods ist der mit Platanen gesäumte Paradeplatz mit dem historischen Rathaus aus dem 18. Jahrhundert. Bei einem kleinen Spaziergang kommt man durch die verwinkelte Pfarrgasse zur Schlossbergstraße mit den imposanten Hofratshäusern. Am oberen Ende der Straße steht das Prunkstück Blieskastels, die Schlosskirche, die 1778 eingeweiht wurde. In unmittelbarer Nachbarschaft liegt die Orangerie mit schönem Barockgarten. Wenige Minuten entfernt liegt das Wallfahrtskloster mit Heilig-Kreuz-Kapelle und Pieta. Über eine Treppe kommt man zurück in die Stadt. Das Wahrzeichen der Stadt ist der rund 5.000 Jahre alte Gollenstein, der zu den ältesten Kulturdenkmälern in Deutschland zählt. Mit etwa sieben Metern Höhe ist er der größte Menhir Mitteleuropas.
Aber zurück zu Familie Brocker und ihrem Restaurant. Sie traf die Zeit der Schließung wegen der Corona-Pandemie im Frühjahr genauso hart wie die meisten Kollegen. Doch die beiden haderten nicht lange mit ihrem Schicksal, sondern versuchten, das Beste daraus zu machen. Da sie niemanden ins Restaurant lassen durften, lieferten sie ihre Speisen eben aus. Manuela Brocker erinnert sich: „Nach ein paar Tagen schon musste die Freundin unseres Sohnes auf Facebook einen Aufruf starten, weil unser Geschirr etwas knapp wurde. Wir entschieden uns damals, auch aus Gründen des Umweltschutzes, Teller statt Plastik zu kaufen. Damit lieferten wir aus. Und irgendwann brauchten wir unser Geschirr wieder, weil es knapp wurde."
In Corona-Zeit war die Lasagne ein echter Renner
Der Schwiegersohn prognostizierte schon zwei Wochen vor der Schließung, dass diese bald kommen würde. Die Familie richtete zeitnah einen Liefer- und Abholservice ein. Sie erarbeiteten eine neue Speisekarte, und die Mitarbeiter wurden für den Lieferservice eingesetzt. In der Gegend sprach sich schnell herum, dass die Lasagne von Patric der Renner ist. Er machte den Teig nachts selbst und brauchte täglich 60 bis 70 Liter Hackfleischsauce. Die Lasagne war so beliebt, dass er jede Nacht in der Küche stand.
Heute ist das Restaurant wieder geöffnet. Ich nehme am Tisch Platz, um die Spezialitäten des Meisters zu goutieren. Patric Brocker präsentiert mir zu Beginn des kleinen Menüs einen Salat mit Garnelen, Knoblauch und jungen Zwiebeln, dazu eine hausgemachte Vinaigrette mit Bärlauch. Anschließend bereitet er mir einen Buntbarsch im Kartoffelmantel zu, der schon rein optisch ein echter Hingucker ist.
Normal steht auf der Karte „Welsfilet im Kartoffelmantel", doch bei meinem Besuch war Buntbarsch im Haus und Patric Brocker entschied sich kurzerhand für diesen – angerichtet mit buntem Gemüse auf einer Schnittlauchsauce. Einfach und gut, aber sehr geschmackvoll. Die Frische des Fischs kommt ebenso heraus wie die Aromen der dazu geschwenkten Gemüse. Dekoriert mit einem Basilikumblatt macht mir schon der Anblick große Lust auf das Gericht. Wirklich etwas Besonderes.
Zum Dessert gibt es eine Palette mit drei Besonderheiten: Petersiliensorbet, Mousse au Chocolat mit Nougat verfeinert und ein Mohneis auf einem Fruchtspiegel. Die Kirschen und Erdbeeren stammen aus dem eigenen Garten. Ich bin wirklich begeistert, wie der Küchenchef mit viel Wissen um die Produkte und mit großer Kochkunst dieses Menu so einfach aus der Hüfte zaubert. Ein wirklich sehr gelungenes Menu – gekocht von einem, der sein Handwerk versteht.
Manuela Brocker führt Weinkarte mit Leidenschaft
Gelernt hat Patric Brocker das alles in Blieskastel in dem damals sehr renommierten „Restaurant Schwalb". Das war vor 41 Jahren. Im Anschluss daran ging er auf eine lange Reise. Zunächst in die „Fasanerie" nach Zweibrücken, danach nach Mannheim ins „Steigenberger Hotel". Brocker kochte auch bei den Bayreuther Festspielen im „Steigenberger". Später kehrte er zurück ins Saarland nach Sengscheid zu Ludwin Braun, mit dem er bis heute befreundet ist. Es folgten mehrere Stationen der Selbstständigkeit mit verschiedenen Restaurantwechseln im Blieskasteler Raum. Gelandet ist er nun schon vor einiger Zeit in diesem schmucken Haus im Mühleneck 11, das der Familie gehört.
Sein Hobby ist das Angeln. Eigentlich wäre er um diese Zeit auf den Lofoten in Norwegen. Heilbutt wäre angesagt. Die
gefangenen Fische werden normalerweise schockgefrostet und nach Blieskastel geschickt. Doch wegen der Pandemie musste Brocker umbuchen und fuhr eine Woche später nach Rügen.
Sein Stil ist eine klare Linie mit französischen und regionalen Einflüssen. Er versucht stets, ein Produkt ohne Verfremdung auf den Teller zu bringen. Voraussetzung ist dabei immer ein gutes Produkt, ohne Schickschnack – der Geschmack des Verwendeten ist wesentlich.
Patric Brocker macht in seiner Küche alles selbst – sämtliche Salatsaucen, Parfaits oder Fonds und Saucen. Handwerk ist eben Handwerk, und das hat er gelernt. Deshalb ist sein Haus unter normalen Umständen auch immer voll. Manuela Brocker kümmert sich wie eingangs erwähnt um die Getränkekarte und achtet dabei auch auf regionale Aspekte. Sie arbeitet etwa mit der Saarbrücker „Winefactory" zusammen, die unter anderem Rum und Gin von Mosel und Saar anbietet. Zudem sind Weine ihr Hobby. Sie testet gerne Wein, liest viel darüber. Die Weinkarte birgt viele Überraschungen, hat aber auch Positionen von Markus Molitor. Sie kommt ins Schwärmen: „Von unserm Cahors (ein Rotwein aus dem Südwesten Frankreichs; Anm. d. Red.) bin ich restlos begeistert. Kennengelernt hatte ich ihn in München, im „Tantris". Der Sommelier war damals begeistert, weil ich diesen Wein aussuchte, den nicht viele kennen. Dieser Wein schmeckt wirklich außergewöhnlich." So hat Manuela Brocker einige Geheimtipps auf ihrer Karte, aus Südafrika oder auch aus Deutschland etwa. Und sie freut sich, wenn echte Weinfreaks diese besonderen Tropfen erkennen und bestellen.