Livia Auer aus Berlin begeistert auf ihrem Blog und bei Instagram über 227.000 Follower mit ihren Fashion- und Lifestyle-Fotos. Die Bloggerin spricht über ihren Beruf und den Pariser Chic, von dem ihre Looks und Bilder inspiriert sind.
Liebe Livia, wie sahen Deine ersten Schritte als Bloggerin und bei Instagram aus?
Rückblickend würde ich meine ersten Schritte wohl als recht holprig beschreiben. Aber genau dieses Hineinstolpern hat extrem viel Spaß gemacht, da ja alles so neu und aufregend war. Ich fand Mode und Fotografie schon immer sehr interessant, habe mein ganzes Taschen- und Geburtstagsgeld für eine Spiegelreflexkamera gespart, die mir dann viele Jahre treue Dienste erwiesen hat, und bereits zur Schulzeit sehr viel Zeit auf Lookbook.nu verbracht. Damals war ich großer Fan von Victoria Törnegrens neutralem und minimalistischem Stil. Weil ich mir persönlich aber auch gern Outfits überlegt habe, startete ich bald meinen eigenen Blog. Nach dem Abi wollte ich dann Modejournalistin werden und habe mein Germanistikstudium angefangen, was sich leider als sehr trocken herausgestellt hat, aber gleichzeitig ideal war, um mein kreatives Ventil weiter auszubauen. Ich habe also Stunden damit verbracht, mir meinen Blog mit den absoluten HTML-Basics zusammenzukleistern und irgendwann auch Instagram für mich entdeckt. Bis ich allerdings meinen eignen Weg und Stil gefunden habe, hat es noch eine Weile gedauert.
Wie kam schließlich der Erfolg? Und wie sind Brands auf Dich aufmerksam geworden?
Ich denke, wie bei vielen Bereichen des Lebens, lohnt es sich immer dranzubleiben und nie aufzugeben. Obwohl ich es sehr genoss, meinen Blog samt Instagram aus rein privatem Interesse zu betreiben, war es natürlich ein riesengroßer Traum für mich, tatsächlich in die Modewelt einzutauchen. Die ersten kleineren Anfragen kamen sogar recht schnell, und irgendwann wurden meine Fotos besser dank der Hilfe meines Freundes. Ich wurde immer engagierter und so kamen peu à peu auch größere Kooperationen zustande. So richtig los ging es aber erst vor gut zweieinhalb Jahren, als ich endlich meinen persönlichen Stil gefunden habe und für ein Semester nach Paris gezogen bin. Ich bin in meiner Lieblingsstadt total aufgeblüht und ich denke, das haben dann schließlich auch Marken und Agenturen auf meinen Fotos gesehen.
Welche Fähigkeiten muss man haben, um als Bloggerin erfolgreich zu sein?
Man sollte auf jeden Fall seinen eigenen Weg suchen und verfolgen, sich nicht zu stark an anderen orientieren und auf gar keinen Fall andere kopieren. Sich selbst nicht zu wichtig nehmen, immer höflich und auf dem Boden zu bleiben und etwas Originelles mitzubringen, schadet auch nie. Gerade am Anfang muss man sehr viel Arbeit investieren und Ausdauer haben, aber je länger man dranbleibt und sich bemüht, desto höher sind die Chancen, eines Tages zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Bei mir hat es ja auch etwas gedauert, bis alles zusammengepasst hat und sich die vielen Jahre des Ausprobierens ausgezahlt haben.
Was benötigt ein Fashion- und Beauty-Blog, um sich von der Masse abzuheben und zu begeistern?
Wie gerade schon erwähnt, ist Originalität sehr wichtig. Nur etwas, das ein wenig anders ist, eine neue Nische bedient, sorgt für Neugier und Interesse, und hat damit höhere Chancen aus der Masse herauszustechen. Ich denke, den Begriff Authentizität haben wir alle schon so häufig gehört und gelesen, dass er in diesem Zusammenhang fast schon abgedroschen klingt, aber authentisch zu sein ist tatsächlich die Basis. Nicht nur für die Menschen, die man erreichen möchte, sondern auch für sich selbst.
Du hast so einen tollen Pariser Chic. Was magst Du an Paris und an der französischen Mode?
Oh, vielen lieben Dank! Paris ist einfach magisch. Angefangen beim Licht und der Architektur, der Kunst, den Patisserien bis zum Flair insgesamt. Ich weiß selbst, dass ich bei Paris die rosarote Brille aufsetze, aber ich kann einfach nicht anders. Die Pariser Mode ist ebenso faszinierend wie die Stadt an sich, weil der Effortless Chic das modische Stadtbild prägt, ohne langweilig zu wirken. Das liegt nicht nur daran, womit sich die Pariserinnen kleiden, sondern wie sie ihre Kleidung tragen, wie sie gehen, flanieren. Die Pariser Terrassen sind wie die Front Row einer Fashion Show, nur, dass diese Show niemals endet und man dabei leckeres Essen bestellen kann. In so einer Atmosphäre kann man sich der Inspiration nicht entziehen.
Mit welchen Kleidungsstücken und Accessoires kann man den Pariser Chic am besten umsetzen – kannst Du uns ein paar Tipps geben?
Bei den Basics startet man am besten mit einem oversized Männerhemd, einer perfekt sitzenden Jeans oder Stoffhose und einem tollen Blazer. Dieses simple Outfit bildet die perfekte Grundlage für einen Casual Look mit Sneakern oder aber ein etwas eleganteres Outfit mit Pumps, einer hochwertigen Tasche und einem Spitzen-Bralette, das dezent unter dem Hemd getragen wird. Der Pariser Chic ist meistens sehr ausbalanciert und nie „too much" in irgendeine Richtung, deshalb ist weniger oft mehr, und der Fokus liegt vielmehr auf dem Schnitt, dem Material, den Details und der Persönlichkeit.
Welches Make-up verleiht einen französischen Look? Wie schminkst Du Dich?
In Paris habe ich beobachtet, dass sehr viele Frauen überhaupt kein Make-up tragen, oder zumindest extrem gut darin sind, es so aussehen zu lassen, als würden sie keines tragen. Ich persönlich schminke mich recht dezent und versuche immer, die Natürlichkeit in meinen Looks zu bewahren – ich sehe lieber natürlich aus als „perfekt". Deshalb ist mir eine frisch aussehende Haut mit einem gesunden Glow am wichtigsten, was allerdings schon bei der Hautpflege beginnt. Trotzdem trage ich ab und an gern einen roten Lippenstift, mit dem fühlt man sich automatisch wie eine Parisienne.
Welchen Blogs und Influencern folgst Du persönlich am liebsten?
Das wechselt tatsächlich ständig, aber momentan sind es wohl diese Accounts: lovisabarkman, mathildegoehler, matildadjerf, mimiarr, sofiamcoelho, mvb.
Welche Deiner Instagram-Beiträge sind die beliebtesten?
Oft die, von denen ich es nicht erwarte und die recht spontan und innerhalb weniger Schnappschüsse zustande gekommen sind – eben die besonders „authentischen".
Was waren die Highlights Deiner Karriere?
Ich bin wirklich sehr dankbar, dass ich bereits so viele tolle Menschen kennenlernen und so viele schöne Momente erleben durfte. Bei einer Blogger-Reise in Österreich hatte ich die Chance den ersten Helikopterflug meines Lebens zu machen, den ich wahrscheinlich sonst nie gemacht hätte, weil ich wahnsinnig große Flugangst habe. Obwohl ich wirklich panisch im Helikopter saß und immer noch zittrige Knie bekomme, sobald ich ein Flugzeug sehe, werde ich den wunderschönen Ausblick über die schneebedeckten Alpen nie vergessen. Ein weiterer toller Moment war, als ich bei einem sehr intimen Lunch von Dior dabei sein durfte, wo ich François Demachy, den Chef-Parfümeur von Dior, kennenlernen und ihm ein paar Fragen stellen konnte. Das war für mich wirklich aufregend, da Miss Dior jahrelang mein absolutes Lieblingsparfum war.
Sind Dir Themen wie Nachhaltigkeit wichtig? Wenn ja: Wie setzt Du sie um?
Nachhaltigkeit und Fair Fashion sind mir sehr wichtig, aber ich denke auch, dass jeder Schritt in die richtige Richtung ein wertvoller ist, und niemand perfekt sein kann. Obwohl viele Brands angeben, nachhaltig zu sein, zeigt sich nach ein bisschen Recherche, dass dem häufig nicht so ist. Es ist aber auch wirklich schwer, in der gesamten Produktionskette, bei allen Materialien und jedem noch so kleinen Detail für hundertprozentige Nachhaltigkeit zu garantieren. Deshalb ist es umso wichtiger, dass es immer mehr Brands gibt, die sich dem verschreiben, sich diese große Mühe machen und eine echte Alternative zu den großen Playern darstellen. Ich persönlich versuche schon lange, meinen Konsum zu reduzieren und trage die meisten meiner Sachen schon viele Jahre. Bei einer farblich neutralen Garderobe ist es prinzipiell auch einfacher, nachhaltige Kaufentscheidungen zu treffen, da die Kleidungsstücke sowieso meist zeitlos und unendlich kombinierbar sind, und man daher auf bessere Materialien mit einem höheren Preis setzen kann. Durch meinen Job sammelt sich aber natürlich trotzdem einiges an, wenn auch lange nicht so viel wie bei meinen Kolleginnen.
Was hat sich mit der Corona-Krise in Deinem Leben als Influencerin geändert?
Normalerweise habe ich meine Looks draußen fotografiert, gern auch mal in Cafés und Restaurants. Das ging natürlich nicht mehr. Aus Streetstyles wurden dann schnell gemütliche Outfits für daheim, wie auch mein Content insgesamt etwas gemütlicher und heimeliger wurde. Wir alle mussten uns an die neue Realität anpassen. Im Vergleich zu sehr vielen Menschen, die die Krise vor wahnsinnige Herausforderungen gestellt hat, bin ich allerdings in der sehr, sehr glücklichen Lage, dass mich die Krise in meinem Job nicht wirklich getroffen hat.
Wie ist die Lage aktuell?
Glücklicherweise wurden bei mir keine Kooperationen aufgrund von Corona abgesagt, höchstens pausiert. Seit ein paar Monaten ist die Auftragslage aber wieder normal. Kurz vor Weihnachten gab es auch wieder viele tolle Projekte, auf die ich mich sehr freute und auch wieder draußen fotografieren konnte. Ich achte aber sehr darauf, genug Abstand zu halten und eine Maske zu tragen, wo es erforderlich ist.
Wo sind Deine Fotos in der letzten Zeit entstanden?
Im Frühling sind meine Fotos fast ausschließlich in unserer Wohnung entstanden. Als die Maßnahmen wieder gelockert wurden und wir in großen Parks spazieren gegangen sind, oder auch an die Ostsee oder nach Italien an den Comer See gefahren sind, haben wir auch dort fotografiert. Wie schon erwähnt, fotografiert mein Freund meine Outfits, wofür ich unglaublich dankbar bin. Insbesondere in einer solchen Phase war es hilfreich, dass wir sowieso schon seit Jahren zusammenleben und unsere Kontakte daher auf ein Minimum begrenzen konnten.