Die professionellen deutschen Fußball-Ligen haben am vergangenen Wochenende ihre Wettbewerbe weitestgehend abgeschlossen. Es war ein trauriges, tristes Jahr. Dabei war es absehbar, dass diese Saison unter erschwerten Bedingungen stattfinden wird. Der deutsche Profifußball hat sich allen Unkenrufen zum Trotz wacker geschlagen. Es gab verhältnismäßig wenige Corona-Fälle, die Nachholspiele gingen zügig über die Bühne. Doch die Zuschauer, das Salz in der Suppe, fehlten. Für die Hallensportarten war es dagegen ein absolut verlorenes Jahr. Einige Sportarten zogen den Wettbewerb unter Ausschluss der Öffentlichkeit durch. Für die Vereine ist es ein finanzielles Desaster. Für den Breitensport und den Unterbau war es hingegen eine absolute Katastrophe. Alleine gelassen von der Politik fristete er ein stiefmütterliches Dasein.
Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ hat in der vergangenen Woche im Hinblick auf die anstehende Fußball-Europameisterschaft noch einmal eine alte Story publiziert. Unter dem Motto „Leben wie Gott in Frankreich“ wurde über eine Sause deutscher Fußball-Funktionäre berichtet, die diese während der EM 2016 abgehalten haben. Jene, die sich seit Jahren schamlos Spesen auf Kosten der Basis gönnten, haben anscheinend das Interesse am Sport verloren, seit die VIP-Räume der Republik leer sind. Weder die Bundeskanzlerin noch die Landesfürsten sind in ihren jüngsten Pressekonferenzen auf die beängstigende Lage eingegangen, in der sich die größte deutsche Personenvereinigung – und das ist der organisierte Sport nun einmal – befindet.
Mit der Impfung kehrt die Hoffnung zurück. Hoffnung auf volle Stadien, auf volle Sportplätze, auf den Geruch von Bratwurst und den Dunst stickiger Wettkampfhallen. Es gehört wenig Vorstellungskraft dazu, dass diese im Spätsommer wieder eine Tingeltangeltour durch die Business-Bereiche und über die Sportanlagen machen werden. Es ist schließlich Wahlkampf. Die Basis hat hier die Gelegenheit zu fragen, wo die hohen Damen und Herren denn in den vergangenen Monaten waren? Dann könnte dieses verlorene Jahr doch noch etwas Gutes haben.
SPORT

Foto: picture alliance/dpa/Tom Weller
Nachspielzeit: Ein verlorenes Jahr
Sport - Kolumne
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