Das erste Mal gemodelt hat Nicola Cavanis mit sieben Jahren. Mittlerweile begeistert die 22-jährige Münchnerin über 818.000 Instagram-Follower mit ihren Fashion-, Beauty- und Fitness-Fotos.
Nicola, seit wann modelst Du, und wie genau bist Du zum Modeln gekommen?
Meinen ersten echten Modeljob hatte ich mit sieben Jahren: für Escada.
Meine Mutter arbeitete damals dort und einer ihrer Kollegen fragte mich, als ich meine Mutter bei der Arbeit besuchte, ob ich denn nicht Lust hätte, für deren Kinderkollektion als „Runway Minimodel" zu arbeiten. Das war allerdings mein erster und letzter Job, bis ich mich nach meinem Realschulabschluss bei einer Modelagentur bewarb. Drei Monate später bekam ich die Zusage.
Damals war ich 17 Jahre und gerade erst fertig mit der Schule. Das ist jetzt fünf Jahre her. Vor drei Jahren, nachdem ich meine Ausbildung zur Kauffrau für Versicherungen und Finanzen abschloss, begann ich das Modeln professioneller anzugehen. In der Zwischenzeit habe ich mein Fachabitur nachgeholt und eine Teilzeitstelle in einem Münchener Schuh-Unternehmen angefangen.
Wie sahen Deine ersten Schritte bei Instagram aus?
Mit 15 Jahren habe ich mich dort angemeldet. Am Anfang hatte es für mich nur den Zweck, alte Kontakte zu pflegen und zu sehen, was Freunde und Bekannte machen. 2017 knackte ich dann die ersten 10 k Follower auf Instagram. Im Jahr darauf machte ich das Modeln zu meinem Hauptberuf und erreichte durch regelmäßiges Posten von Modelbildern die 70 k Follower. Ich kann mich noch daran erinnern, da ich zu dieser Zeit in Miami war und erstaunt darüber, wie viele Menschen mir bereits folgten. Ab da nahm alles seinen Lauf, und meine Followerschaft wächst stetig.
Wie wurdest Du dort erfolgreich?
Meinen Instagram-Erfolg habe ich definitiv einem befreundeten Fotografen zu verdanken. Peter Müller und ich trafen uns 2017 das erste Mal zu einem gemeinsamen Shooting. Verschiedene Instagram-Seiten wurden daraufhin auf unsere Bilder aufmerksam und reposteten diese. Ein weiterer Erfolg war das Shooting mit Kai Böttcher im Jahr 2018. Dank ihm sind mir innerhalb von zwei Wochen ungefähr 200.000 Leute gefolgt. Die Bilder von unserem Shooting kamen so gut an, dass erneut viele Menschen diese repostet hatten.
Wie sieht Dein Alltag aus?
Die ersten drei Tage der Woche ist mein Alltag geregelt. Ich stehe früh auf, mache direkt Sport und fahre dann ins Büro. Abends überlege ich mir Work-outs, die ich am Wochenende für meinen Youtube-Account filme, gehe große Runden spazieren – ich liebe die frische Luft, das befreit einfach den Geist und die Seele – oder probiere mich im Backen und Kochen. Donnerstag und Freitag habe ich meistens Modeljobs. Dann sieht mein Alltag ähnlich aus, nur dass ich nicht viel sitze, sondern sehr viel stehe und gehe und meine Kollegen nicht kenne, sondern neue Leute treffen darf. Ich liebe es, dass ich zum einen die geregelten Tage im Büro habe, an denen alles vertraut und eingespielt ist und die restlichen Tage der Woche einfach nur ein großes Fragezeichen ist. Es ist alles möglich, alles offen und ungewiss und man kann einfach kaum etwas planen.
Bist Du – außerhalb der Corona-Zeit – stets von einer Stadt oder einem Land zum nächsten Shooting unterwegs?
Das Jahr nach meiner Ausbildung im Jahr 2018 war definitiv so. Ich war viel in Amerika und Kolumbien, hatte Shootings in Berlin und am nächsten Tag in England, Spanien oder in irgendeinem anderen Land. Ich war kaum zu Hause. Vor allem hatte ich bis dato wenig Kunden in Deutschland.
Dann hatte ich mich entschlossen mein Fachabitur nachzuholen und war die meiste Zeit zu Hause und lernte fleißig. Nebenbei habe ich natürlich trotzdem weiterhin gemodelt, allerdings musste ich mich auf die Schule konzentrieren und habe die meisten Jobs abgesagt. Außerdem bahnte sich in der Mitte meiner Schulzeit auf der Fachhochschule bereits eine weltweite Pandemie an. Mein Plan war eigentlich, nach meinem Abschluss noch mal alles zu geben, nach Miami und L.A. zu reisen und dort viele neue Kunden zu akquirieren. Corona hat mir dann aber leider einen Strich durch die Rechnung gemacht. Im Nachhinein bin ich allerdings froh, dass ich erst mal hier in Deutschland bei nationalen Kunden Fuß fassen durfte und tolle Jobs machen konnte. Das kann mich natürlich auch im Ausland weiterbringen.
Wie würdest Du Deinen Stil beschreiben?
Mein Kleidungsstil ist ein wilder Mix. Mal kleide ich mich klassisch und schlicht, trage meinen Hosenanzug und darüber einen schönen Trenchcoat. An einem anderen Tag hole ich meine löchrige Boyfriend-Jeans aus dem Schrank und kombiniere sie mit meinen Nike Air Jordans und einem Crop Top.
Was würdest Du sagen, grenzt Dich und Dein Profil von anderen ab?
Definitiv, dass ich im Gegensatz zu 90 Prozent der Instagram-Accounts mit einer ähnlich hohen Followerschaft extrem wenig Werbung mache. Das liegt einfach daran, dass ich bei der Auswahl meiner Kooperationspartner sehr wählerisch bin. Ich möchte, dass die zu bewerbenden Produkte zu 100 Prozent zu mir passen. Ich glaube, das merken die Menschen, die mir folgen und vertrauen mir dafür umso mehr bei Kooperationen, die ich eingehe. Es wirkt authentisch und so bin ich tatsächlich.
Wo und wie hast Du gelernt, so gut vor der Kamera zu posen?
Meine Freundinnen und ich haben uns im Alter von 13, 14 regelmäßig getroffen, die Kamera von meinem Vater ausgeliehen und uns gegenseitig fotografiert. Da wir auf dem Land aufgewachsen sind, hatten wir die Möglichkeit, schnell zu wunderschönen Locations zu kommen und dort Bilder zu schießen. Wir haben die Bilder immer auf Facebook hochgeladen.
Für welche positiven Dinge möchtest Du Deine Reichweite beziehungsweise dein Instagram-Profil nutzen?
In Zukunft möchte ich mich verstärkt auf das Thema Fitness fokussieren und dort mein Wissen zu Work-outs und Ernährung weitergeben. Ich finde es wichtig, dass die Menschen zum Sport animiert werden und finde es gut, dass man durch die sozialen Netzwerke zu einem gesunden Lebensstil animiert wird. Natürlich nur in Maßen, denn Extreme sind nie gut.
Wie wichtig ist Dir Nachhaltigkeit? Wie setzt Du sie um?
Nachhaltigkeit ist mir sehr wichtig, allerdings bin ich aktuell noch auf dem Stand, mich deutlich verbessern zu können.
Ich achte bei meinen Einkäufen auf plastikfreie Verpackungen, verkaufe getragene Kleidung oder verschenke sie und habe Plastikflaschen bereits vor ein paar Jahren so gut es geht verbannt.
Was waren Deine Highlights in Deiner Karriere?
Mein Highlight meiner Karriere war der Werbespot für Nivea, der im Februar 2021 ausgestrahlt wurde und wofür mein Gesicht aktuell in vielen Magazinen abgedruckt ist. Auch mein Cover für das „Shape"-Magazin 2019 war definitiv ein Highlight.
Ein weiteres Karriere-Highlight waren meine Reisen nach Kolumbien für einen Kunden vor Ort.
Das Land ist wunderschön, und ich vermisse es sehr, dorthin reisen zu dürfen.
Wie wurdest Du das Gesicht von Nivea?
Ich wurde ganz normal über meine Agentur für den Job gebucht.
Kannst Du Dich mit dieser Marke auch identifizieren?
Ja sehr, da meine Großmutter und Mutter schon immer diese Produkte benutzt hatten, verbinde ich es mit meiner Kindheit und war stolz, dass ich die Möglichkeit hatte, Gesicht der Marke sein zu dürfen.
In welchen Magazinen warst Du sonst noch zu sehen?
„Joy", „Sous Magazin", „Mädchen"-Magazin, „Boyfriend Mag". Aktuell in vielen Magazinen, allerdings wird mein Name dazu nicht veröffentlicht, da ich „nur" das Gesicht für Nivea bin.
Welche Pläne hast Du für die Zukunft?
Beruflich möchte ich auf jeden Fall noch viele große Jobs gebucht bekommen, auf die ich stolz sein kann. Ich würde gern noch auf ein paar Cover und mindestens einen Fernsehspot drehen.
Auch auf Instagram möchte ich weiterhin aktiv bleiben und meinen Followern Mehrwert geben.
Aktuell versuche ich mich gerade auf Youtube. Ich habe zwar erst 3.000 Follower, aber meine Work-out-Videos kommen gar nicht schlecht an. Das freut mich. Ich möchte natürlich niemanden kopieren und nicht die nächste Pamela Reif werden, aber solange es mir Spaß macht, führe ich das auf jeden Fall weiter. Privat möchte ich irgendwann mit Ende 20 heiraten und Kinder bekommen.
Außerdem möchte ich mich weiterhin für die Elterninitiative Intern3 der Haunerschen Kinderklinik in München einsetzen und größere Beträge spenden, als ich es jetzt tue. Mir liegt die Unterstützung der Einrichtung, die krebskranke Kinder betreut, sehr am Herzen.
Welche Schattenseiten haben Social-Media-Plattformen generell und welche Instagram im Speziellen?
Der anonyme Hass ist eine Schattenseite der Social-Media-Plattformen. Das Problem ist, dass jeder anonym seinen Hass ausleben kann, ohne dafür belangt zu werden.
Wie gehst Du mit Hatern um?
Ich muss sagen, dass ich glücklicherweise nicht viel Hate abbekomme. Wenn es allerdings mal ein paar negative Kommentare oder Nachrichten gibt, ignoriere ich sie ganz einfach.
Hast Du Lieblingsbilder von Dir?
Ich bin sehr kritisch mit mir und habe wenig Bilder, auf denen ich mir wirklich gut gefalle. Allerdings mag ich Bilder mit weißem Hintergrund, auf denen ich natürlich geschminkt bin, am liebsten.
Welchen Blogs und Influencern folgst Du persönlich am liebsten?
Blogs folge ich keinen, aber meine „Lieblings"-Influencer sind unter anderem Lorena Rae, Viky Rader und Anine Bing.