Der 1. FC Saarbrücken dreht eine turbulente Partie gegen den 1. FC Magdeburg und feiert einen glänzenden Saisonstart.
Stürmer werden an Toren gemessen, heißt es. Nimmt man diese Aussage zum Maßstab, dann hat Adriano Grimaldi am Mittwoch zum ersten Mal richtig „funktioniert“. Doch der 30-Jährige ist ein abgezockter Hund. „Ich bin ein bisschen zu alt, um mir Gedanken zu machen, wann ich zuletzt getroffen habe. Wichtig ist, dass wir als Mannschaft funktionieren und das tun wir. Es war heute ein krasses Spiel. Flutlicht. Fans. Geil. Was soll man dazu noch mehr sagen“, sagte der Mittelstürmer. Der frühere Uerdinger war der absolute Wunschspieler von Neu-Trainer Uwe Koschinat, der sich einen „Wandstürmer“ wünschte, der Bälle klemmt, festmacht und verlängert. Dies hat Grimaldi in den bisherigen Spielen schon ganz ordentlich gemacht. Beim 2:1-Erfolg gegen den 1. FC Magdeburg war er erstmals auch richtig torgefährlich. Schon vor dem Halbzeitpfiff vergab er eine große Chance, dann erzielte er nach 65 Minuten den Ausgleich und leitete nur drei Minuten später die Aktion ein, bei der Minos Gouras einen höchst zweifelhaften Elfmeter rausholte, den Robin Scheu schließlich zum 2:1-Siegtreffer verwandelte. Es war ausgleichende Gerechtigkeit, denn kurz nach der Pause hatte der überaus unsichere Schiri Robert Kampka dem Deutsch-Griechen einen durchaus möglichen Strafstoß verweigert.
Der gerade aus der Bundesliga abgestiegene Referee warf vor allem in der ersten Halbzeit geradezu wahllos mit Karten um sich und trug maßgeblich dazu bei, dass die Partie immer hitziger wurde. Dabei war der 1. FCS gut gestartet, nach acht Minuten aber in Rückstand geraten, nachdem Kapitän Manuel Zeitz einen kapitalen Fehlpass spielte, den Magdeburg clever ausnutzte und Baris Atik zur Führung vollendete. „Mein erster Scorer-Punkt für diese Saison“, sagte „Zeitzer“ anschließend trocken, aber der Kapitän und seine Mitspieler bissen sich mehr und mehr in die Partie. „Wir sind hohes Risiko gegangen, waren im Strafraum aber teilweise nicht konzentriert genug. Das ist nach der Pause besser geworden. Irgendwann hat man gemerkt, dass der Ausgleich in der Luft liegt. Dann hat uns das Publikum getragen“, sagte Koschinat. 6400 Fans verwandelten den Ludwigspark in einen Hexenkessel, der auch Ex-Trainer Lukas Kwasniok beeindruckte, der den Ludwigspark nicht unter diesen Bedingungen erleben durfte. „Da kommt schon ein bisschen Wehmut auf. Aber generell muss man sagen, dass es mit Fans wieder ein völlig anderes Spiel ist. Man muss sich halt auch drauf einstellen, dass man eine solche Stimmung auch auswärts mal gegen sich hat“, sagte der neue Trainer des Zweitligisten SC Paderborn.
Am Sonntag geht es für die Blau-Schwarzen erst einmal zum strauchelnden Zweitligabsteiger Würzburger Kickers, wo Koschinats Team sicher kein Hexenkessel, aber dafür ein angeschlagener Gegner erwartet. „Wir regenerieren jetzt und wollen dort die nächsten drei Punkte holen. Wir haben gesehen, dass wir uns vor keinem Team der Liga verstecken müssen“, sagte Siegtorschütze Scheu.
FORUM-Einzelkritik (bewertet wurden Spieler mit mehr als 20 Minuten Spielzeit):
Daniel Batz: Einmal überhastet beim Rauslaufen, ansonsten sicher und souverän. Note 2-
Dominik Ernst: Steigerte sich im Laufe der Partie immer mehr. Ab und an etwas übermotiviert. Note 2-
Dennis Erdmann: Wesentlich besser in der Partie als Nebenmann Zeitz. Starker Auftritt des Routiniers. Note 2
Manuel Zeitz: Verschuldete das Gegentor und hatte einmal Glück, dass sein Foul nicht als Notbremse ausgelegt wurde. Nach dem Wechsel aber stärker. Note 4
Nick Galle: Technisch nicht immer sauber, aber unter dem Strich ein ordentlicher Auftritt. Note 3
Luca Kerber: Suchte aus der Zentrale immer die schnelle Lösung nach vorne. Manchmal etwas unsauber, aber wieder ein gutes Spiel. Note 2-
Alexander Groiß: Hatte Mühe ins Spiel zu finden, fußballerisch gut, teilweise mit fehlendem Auge. Note 3-
Robin Scheu: Sehr viel unterwegs, vor dem Wechsel oft vergeblich. Nach der Pause dann richtig stark. Note 2-
Julian Günther-Schmidt: Nicht so auffällig wie sonst, aber an der Entstehung des Ausgleichs beteiligt. Sehr viel unterwegs. Note 3
Minos Gouras: Permanenter Unruheherd mit vielen guten Aktionen. Note 2
Adriano Grimaldi: Endlich in wirklich guter Form. Teilweise etwas umständlich im Abschluss. Aber mit einem sehenswerten Tor. Note 2-
Pius Kretschmer: Kam nach 55 Minuten für Groiß und fügte sich richtig gut ein. Überzeugte vor allem fußballerisch. Note 2-
Tobias Jänicke: Kam für Julian Günther-Schmidt und spielte einen soliden Part. Strahlte in der Schlussphase viel Ruhe aus. Note 3