Wes Andersons Film „The French Dispatch“ ist eine Liebeserklärung an Journalisten – und die große Zeit des Magazin-Journalismus. Ab dem 21. Oktober läuft er im Kino.
Wes Anderson hat es wieder einmal geschafft: Mit „The French Dispatch“ kommt ein Film in die Kinos, der – um es gleich vorwegzunehmen – großartig geworden ist. Nach dem Stop-Motion-Animationsfilm „Isle of Dogs – Ataris Reise“ aus dem Jahr 2018 hat der Regisseur wieder einen Film mit echten Schauspielern gedreht. Von Stil und Atmosphäre her erinnert „The French Dispatch“ an den vorletzten Film von Wes Anderson, „Grand Budapest Hotel“ aus dem Jahr 2014. Wieder nutzt er den Wechsel zwischen verschiedenen Seitenverhältnissen als Stilmittel, Teile des Films sind in Farbe, Teile in Schwarzweiß gedreht. Und ein Stück der Handlung ist als Animation zu sehen.
Fast jede Figur im Film ist exzentrisch
Der Film ist Wes Andersons Liebeserklärung an die große Zeit des Magazin-Journalismus im Stil der Zeitschrift „The New Yorker“. An eine Zeit, als Verleger Individualität in Redaktionen zu schätzen wussten, und Autoren die Freiheit hatten, über ihre Lieblingsthemen zu schreiben – als die gedruckten Medien noch die Könige des Informations- und Nachrichtenmarktes waren und es nicht ständig um Einschaltquoten, Seitenaufrufe und Werbeeinnahmen ging.
Nahezu alle Charaktere im Film sind – wie bei Wes Anderson üblich – exzentrisch veranlagt. Und natürlich ist eine Reihe von Schauspielern wieder mit dabei, mit denen der Regisseur regelmäßig zusammenarbeitet. Zuallererst ist da natürlich Bill Murray zu nennen, der an jedem Film von Anderson seit „Rushmore“ (1998) mitgewirkt hat, insgesamt nun an neun. Owen Wilson ist zum achten Mal mit dabei, und für Jason Schwartzman ist es der siebte Film. Auch Willem Dafoe, Edward Norton und Tilda Swinton waren schon in mehreren Filmen des Regisseurs zu sehen. Und für Léa Seydoux ist es die zweite Zusammenarbeit mit ihm. „The French Dispatch“ erzählt eine Rahmenhandlung, die eigentlich deutlich mehr als eine bloße Rahmenhandlung ist: Es ist die Geschichte des Verlegers und Chefredakteurs Arthur Howitzer Jr. (Bill Murray), der im Jahr 1925 die fiktive Zeitschrift „The French Dispatch“ gegründet und verfügt hat, dass sie mit seinem Tod – wie sich herausstellt im Jahr 1975 – nach einer letzten Ausgabe eingestellt wird. Das wöchentlich erscheinende Magazin wird in Frankreich produziert, ist aber ein Ableger der ebenfalls fiktiven Zeitung „Liberty, Kansas Evening Sun“. In seiner Redaktion in der genauso fiktiven Stadt Ennui-sur-Blasé hat er aus den USA stammende Autoren um sich versammelt, die ein Gespür haben für gute, vielleicht schon ein wenig literarisch angehauchte Reportagen.
Bis ins letzte Detail durchkomponiert
Vor dem Hintergrund der Rahmenhandlung erzählt der Film – nach einer Fahrradrundfahrt durch die Stadt – die Geschichten aus drei Artikeln, die im Laufe der Jahre in verschiedenen Ressorts des Magazins erschienen sind: In einem Artikel von J.K.L. Berensen (Tilda Swinton) geht es um den Mörder Moses Rosenthaler (Benicio del Toro), der aus dem Gefängnis heraus als Maler Karriere macht. Sein liebstes Modell: Aufseherin Simone (Léa Seydoux). In einem Artikel im Politikressort beschäftigt Lucinda Krementz (Frances McDormand) sich mit einem der Anführer der französischen Studentenunruhen der späten 1960er-Jahre. Dabei verliert sie ein wenig die eigentlich gebotene journalistische Distanz. Und in einem weiteren Artikel geht es um den Koch des Polizeichefs der Stadt – und darum, wie wichtig er für die Arbeit der Polizei ist.Wie für Wes Anderson üblich, sind die Bilder des Films bis ins letzte Detail durchkomponiert. Man darf davon ausgehen, dass jedes Teil der Ausstattung aus genau einem Grund an seinem Platz steht: um das Bild zu erzeugen, das der Regisseur im Kopf gehabt hat. Die Bilder präsentieren so viele unterschiedliche Details parallel, dass es beim einmaligen Sehen schwerfällt, alles gleichzeitig wahrzunehmen – und man den Film am liebsten gleich noch einmal anschauen möchte.