Spätestens seit vor gut einem Jahr in Pompeji ein noch sehr gut erhaltener Imbissstand ausgegraben wurde, steht fest: Fast Food liegt schon seit Menschengedenken im Trend. Doch wie haben sich Essen und Kundenverhalten im Laufe der Zeit verändert? Ein Überblick.
An dem wiederentdeckten Stand der italienischen Stadt Pompeji, die 79 n. Chr. durch einen Ausbruch des Vesuv verschüttet wurde, wurden vermutlich Speisen von der Ente, von Schweinen, Ziegen, Fischen und Schnecken verkauft. Für viele der Bewohner war dies mutmaßlich eine der wenigen Gelegenheiten für eine warme Mahlzeit, da die Mietwohnungen dort oft ohne einen Herd auskommen mussten.
Im alten Rom trafen sich die Menschen in sogenannten Popinas, kleinen Weinlokalen. Dort gab es einfache Speisen wie Oliven, Brote oder Eintöpfe. Im China des 12. Jahrhunderts wiederum gab es frittierte Backwaren, Suppen oder gefüllte Brote. In größeren Städten im Mittelalter setzten sich süße oder herzhafte Kuchen, Pasteten, Tartes, Waffeln oder Pfannkuchen in den Herzen der hungrigen Menschen fest. Als Kunden kamen neben den normalen Bürgern auch Pilger auf ihren Wallfahrten vorbei.
Als echte Erfolgsgeschichte kann man den Trend aus Großbritannien bezeichnen, der seit dem 19. Jahrhundert zu so etwas wie dem inoffiziellen Nationalgericht der Insel-Europäer aufstieg: Fish ’n’ Chips, also in Backteig frittierter Fisch mit Pommes frites. Das gab es je nach Ort und Küstennähe etwa mit Aalen, Austern, Schalen- und Krustentieren oder mit jeglichen anderen Fischsorten. In Großbritannien waren bis in die 1920er-Jahre mehr als 35.000 Fish ’n’ Chips-Shops bekannt.
Weltweit 42.000 Subway-Filialen
Als erste Fast-Food-Kette der Welt gilt das Unternehmen „White Castle", das Walter A. Anderson 1921 mit seinem Geschäftspartner Edgar Waldo „Billy" A. Ingram eröffnete. Die Spezialität darin: Hamburger, in diesem Fall auch Slider genannt. Das „Time"-Magazin wählte diesen als einflussreichsten Burger überhaupt. Bei seiner Einführung kostete der einfache und schnell zuzubereitende Klassiker gerade mal fünf Cent. Als Beilage schon damals: Pommes frites.
Das 1940 gegründete Unternehmen McDonald’s steht quasi synonym für den Begriff Fast Food und ist in seiner Branche der umsatzstärkste Konzern der Welt. Alle Handgriffe sind genau abgestimmt, die Portionierungen der Zutaten der einzelnen Speisen sind weltweit gleich, sodass es in Indien ebenso schmeckt wie in Island oder hierzulande. Die Brüder Richard und Maurice McDonald führten diese besonders rationelle Art der Zubereitung mit strikter Aufgabenteilung in der Küche ein und stellten auf Selbstbedienung um.
Sicherlich hilfreich bei dem folgenden Siegeszug waren die immer weiter fortschreitende Industrialisierung und der immer größere Zeitdruck von Arbeitnehmern, auch während der Mittagspause. So passten und passen Restaurants, bei denen vom Bestellvorgang bis zum Empfang des Essens noch keine zehn Minuten vergehen, prima in den Zeitgeist. Heute hat „das goldene M" weit mehr als 30.000 Restaurants in rund 120 Ländern auf jedem bewohnbaren Kontinent. An die zwei Millionen Menschen sind weltweit angestellt, alleine etwa 60.000 in Deutschland, wo man übrigens höchstens 16 Kilometer von der nächsten Filiale entfernt ist. McDonald’s steht aber nicht nur synonym für schnelles, sondern auch für ungesundes Essen. Denn die Speisen enthalten viel zu viel Fett und viel zu viel Zucker – Suchtfaktor garantiert. Das Konzept der schnellen Zubereitung und der finanzielle Erfolg, der damit einhergehen kann, sprach sich jedenfalls herum und wurde auf weitere Gerichte ausgeweitet, was wiederum aufzeigt, was alles unter den Begriff Fast Food fallen kann. So ist neben McDonald’s in Sachen Hamburger Burger King weltweit gesehen ganz weit vorne vertreten; bei Essen nach italienischer Art dominieren Domino’s Pizza und Pizza Hut, süß wird es mit Dunkin’ Donuts, auf Hähnchenfleisch hat sich KFC spezialisiert, die Tex-Mex-Küche bedient Taco Bell, in Sachen Kaffeekultur mit Kuchen und Gebäck versucht sich Starbucks.
Bei der Anzahl der Läden ist Subway mittlerweile der Marktführer mit mehr als 42.000 Filialen auf der Welt. Die Zutaten für die „Subs" sehen auf den ersten Blick deutlich gesünder aus als bei den Burger-Mitbewerbern. Tatsächlich las und liest sich die Liste der Zusatzstoffe teilweise fast wie eine Liste aus dem BASF-Chemielabor. So urteilte der Supreme Court von Irland im vergangenen Jahr beispielsweise, dass es sich bei dem verwendeten Brot um eine Süßware handelt – immerhin übersteige der Zuckergehalt den für Brot gesetzlich zugelassenen Wert um das Fünffache.
Im Rahmen des Fast Foods tatsächlich gesünder agierte die 2002 gegründete deutsche Kette Vapiano. Das Unternehmen feierte als Vertreter der Fast-Casual-Kultur frühe Erfolge, erntete aber auch Kritik. Zwar wurde mit frischen Zutaten gekocht, gebraten und gebacken – und das auch im Front Cooking vor den Augen der Kunden. Durch das Schlangestehen und den fehlenden Service zeigte sich das Preis-Leistungs-Verhältnis im Endeffekt jedoch nicht als besonders gut – im April 2020 stellte Vapiano einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens.
Aber gerade das Fast-Casual-Prinzip verdeutlicht, dass sich das Verhalten der Verbraucher verändert hat. Schnell ja, aber lecker und möglichst frisch eben auch – und zu teuer darf es auch nicht sein. Am besten sollen also die Buns für den Hamburger von der kleinen Bäckerei im Ort extra fürs Restaurant angefertigt sein. Das Fleisch soll vom kleinen Ökobauern um die Ecke kommen. Für das Pflücken des Salats sollen am besten Facharbeiter einen fairen Mindestlohn bekommen. Also eine eierlegende Wollmilchsau, nur ohne Massentierhaltung?
Ketten bessern ständig nach
Zumindest wissen die Großen, was die Stunde geschlagen hat und tun das, was sie schon immer gut konnten: Sie passen sich den sich stetig wechselnden Wünschen ihrer Kunden an. So berichtet agrarheute.de, dass McDonald’s ausschließlich antibiotikafreies Hühnerfleisch anbiete, Eier nicht mehr aus Käfighaltung stammen, Kuhmilch von Tieren kommt, die nicht mit künstlichen Wachstumshormonen behandelt wurden und Brötchen ohne fruktosehaltigen Maissirup auskommen.
Burger King bietet diverse Plant-based-Produkte an, mit veganem Patty auf Soja- und Weizenbasis. Überhaupt sind Veggie-Produkte auf dem Vormarsch, oft zu erkennen an dem „V" im Namen, etwa „Visch" bei Nordsee. Vegane Speisen sind auch die Spezialität von Food Trucks, die in den vergangenen Jahren gern auf Stadtfesten oder an gut frequentierten Plätzen in größeren Städten zu finden sind. Die Mittagspause mit Sushi-Booten, Currywurst mit Pommes oder dem schnellen Wrap ist zu einer Art politischem Statement geworden.
Regional, saisonal, bio und handgemacht – so soll es sich möglichst auf dem Teller widerspiegeln. Dieses neue Interesse an der Nahrung, die nicht mehr nur konsumiert werden soll, wird vermutlich auch die Art des Anbaus verändern. Hier kommen dann beispielsweise sogenannte Farmscraper ins Spiel. Die mehrgeschossigen Gebäude werden wohl vermehrt eine Rolle in der vertikalen Landwirtschaft spielen. Damit bezeichnet man eine Sonderform der urbanen Landwirtschaft, bei der pflanzliche und tierische Erzeugnisse in Hochhäusern „nach oben" angebaut werden. So können Speisepilze, Algen, Früchte oder Gemüse ganzjährig verfügbar sein. Es bleibt also spannend.