Mit der Auszeichnung als „Top-Ausbildungsbetrieb“ ist das Victor’s Residenz-Hotel am Deutsch-Französischen Garten im Wettbewerb um Fachkräfte gut aufgestellt. Dieser könnte stärker werden, sagt Hotelchef Irakli Gogadze, insbesondere nach den beiden Jahren der Pandemie.
Herr Gogadze, das Victor’s Residenz-Hotel am Deutsch-Französischen Garten hat die Auszeichnung als „Top-Ausbildungsbetrieb“ erhalten. Wie läuft dieses Verfahren ab?
Darauf sind wir sehr stolz und freuen uns sehr, dass die jungen Menschen es als so positiv empfinden, hier in diesem Haus ihren Beruf zu erlernen. Daran haben nicht nur wir als Hotelleitung, sondern auch die Azubis aktiv mitgewirkt – in einem neuen Verfahren, um das Ausbildungssiegel zu erhalten. Das heißt, es geht nicht nur darum, einen Antrag auszufüllen und danach einige Kriterien zu erfüllen. In dem neuen Verfahren werden die Auszubildenden einzeln angeschrieben und befragt, wie sie ausgebildet werden, welche Angebote es seitens des Hauses oder der Hotelgruppe darüber hinaus gibt, zum Beispiel Freizeit- oder Schulungsangebote. Darauf müssen sie antworten. Mindestens die Hälfte der Azubis sollte an dem Verfahren teilnehmen. Ein Großteil unserer Azubis bis auf diejenigen, die im Urlaub waren, hat schließlich auch teilgenommen.
Haben Sie Teile Ihrer Ausbildung geändert, um an der Ausschreibung teilzunehmen?
Daran haben wir nichts geändert. Wir haben uns lediglich die Anforderungen angeschaut und gesehen, dass wir sie erfüllen.
Welche Auswirkungen hat dieses Dehoga-Zertifikat nun auf die Ausbildung?
Wir versprechen uns davon mehr Interesse und mehr Zulauf an Bewerbungen für künftige Auszubildende. Unser Ziel ist, die Besten davon aufzunehmen, fit zu machen und sie in unsere Betriebe als nächste Generation unserer Mitarbeiter zu integrieren – da wir sie seit drei Jahren kennen. Vielleicht nicht immer im gleichen Haus, in dem sie ausgebildet wurden, aber in einem anderen Haus der Hotelgruppe.
Die Pandemie hat der Branche stark zugesetzt. Wie ist das Victor’s Residenz Hotel damit umgegangen?
Das Gästeaufkommen war natürlich geringer, das Reisen insgesamt ein völlig anderes. Im Sommer kamen wir in eine Normalität, im Herbst in eine nächste Welle. Die Zeit aber haben wir genutzt, um umzudenken und neue Wege zu gehen. Deshalb sind wir bereits jetzt gut aufgestellt, um uns auf die neuen Gegebenheiten einzustellen und sofort loslegen zu können, sobald das Interesse wieder spürbar anzieht.
Dieses Hotel hat den Vorteil, innerhalb einer Gruppe zu existieren. Wie sehen Sie den Umgang der übrigen Marktteilnehmer mit der Pandemie, insbesondere Familienbetriebe?
Die Zukunft der Hotellerie für Familienbetriebe ist schwierig und oftmals ein sehr großer Kampf. Viele haben ihr Angebot umgestellt und neue Angebote geschaffen. Die Hilfen waren da, aber für viele Betriebe auch nicht ausreichend, um die finanziellen Schwierigkeiten auszugleichen.
Der Fachkräftemangel in der Hotel- und Gastronomiebranche war bereits vor der Pandemie spürbar. Wie haben Sie dies als Regionaldirektor Saarland von Victor’s erlebt?
In den vergangenen zwei Jahren mussten wir keine Fachkräfte suchen – das Gästeaufkommen war nicht groß genug. Aber wir waren froh, dass wir als eines der wenigen Häuser im Land durchgehend öffnen durften. Die Abwanderung in der Branche ist spürbar, denn sie hat sich nicht als krisensicher erwiesen. Wir waren die ersten, die in den Lockdown mussten, aber auch die letzten, die wieder öffnen durften. Viele Angestellte aus der Branche wechselten deshalb zum Beispiel in den Lebensmittel-Einzelhandel. Durch die Pandemie wird sich die Branche hinsichtlich der Geschäftsreisenden ändern. Die meisten Unternehmen haben gelernt, dass Videokonferenzen gut funktionieren. Trotzdem hat eine Präsenztagung eine völlig andere Qualität und Stimmung. Die Firmen vermissen dies sicher auch. Kleinere, „unwichtigere“ Meetings werden aber weiterhin per Video abgehalten. Größere und wichtigere Besprechungen werden in den Tagungsbereich zurückkehren. Wir erwarten branchenweit, dass wir auf circa 70 Prozent der Tagungskapazität im Vergleich zu Zeiten vor der Pandemie zurückkehren werden.
Glauben Sie, dass Fachkräfte aus den anderen Branchen, in die sie abgewandert sind, wieder in die Hotellerie oder Gastronomie zurückkehren?
Das weiß ich nicht. Die Menschen, die in der Gastronomie oder der Hotelbranche arbeiten, besitzen die Passion, die Begeisterung, mit und für Menschen zu arbeiten. Wenn man diese Begeisterung teilt, kann das eine das andere nicht ersetzen. Ich hoffe, dass sie zurückkommen. Aber wir werden künftig Zuwanderung brauchen, um die offenen Stellen zu besetzen. Denn Tatsache ist, dass viele Stellen trotz guter Beschäftigungsquote erst einmal offen bleiben werden.
Wie gehen Sie nun mit der geringeren Tagungskapazität um?
Der Trend geht mehr in Richtung der Freizeitgäste. Dafür müssen wir die Angebote in den Häusern schaffen und wir sind derzeit aktiv dabei, dies auf die Beine zu stellen. So soll das Victor’s Residenz Hotel zum motorradfreundlichen Hotel werden, zu einem fahrradfreundlichen Hotel mit Leih-Fahrrädern und E-Bikes, es gibt Arrangements mit Freizeit- und Kulturangeboten, unser Restaurant hat sein Angebot erweitert, zum Beispiel mit einer „Tea-Time“. Damit wollen wir uns gegenüber den übrigen Hotels abheben.
Bedeutet das mehr oder weniger Fachkräftebedarf?
Wir werden weniger Tagungsgäste begrüßen. Aber mehr Freizeitgäste bedeutet für uns, dass wir mehr Fachkräfte benötigen. Dies ist sehr personalintensiv, also werden wir weiter darum kämpfen, die Besten ausbilden zu dürfen.