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WAS MACHT EIGENTLICH...

Für Gloria Gaynor, hier in den 80er-Jahren, ist „I Will Survive“ ihr künstlerisches „Herzstück“
Foto: picture alliance / United Archives | United Archives / ZIK Images

… Gloria Gaynor?

Ihr Superhit „I Will Survive", der 1979 mit dem Grammy aus­gezeichnet wurde, hat bis heute als Hymne der Schwulen-Szene überlebt. Auch Songs wie „I Am What I Am" und „Never Can Say Goodbye" trugen zu ihrem Ruhm als Disco-Interpretin bei. Heute hat sich die 79-Jährige dem Gospel zugewandt und bekam 2020 für ihr Album „Testimony" ihren zweiten Grammy.

Vor 44 Jahren eroberte Gloria Gaynors Song „I Will Survive" weltweit die Charts, dabei war er eigentlich nur die B-Seite ihrer Single „Substitute". Erst Disc-Jockeys entdeckten „I Will Survive" und spielten den Song in den Clubs rauf und runter. Er entwickelte sich, ebenso wie der 1984 erschienene Nachfolger „I Am What I Am", zu einem bis heute gültigen musikalischen Symbol der Schwulen- und Emanzipationsbewegung. Gaynor verriet 2020, dass „I Will Survive" ihr selbst während der Produktionszeit geholfen habe, einen schweren Bühnensturz und einige Zeit im Stützkorsett zu überstehen. Den Song, der 2005 ebenso wie die Künstlerin in die Dance Music Hall of Fame aufgenommen wurde, hat Gaynor dann 1984 mit ein paar textlichen Änderungen unter dem Titel „America" erneut aufgenommen. Während es im Original um eine Frau geht, die eine Trennung meistert, wollte sie in der Wiederauflage ihre neue christliche Weltanschauung dokumentieren. „I Will Survive" habe für sie „zu verschiedenen Zeiten verschiedene Bedeutungen gehabt", betont Gaynor heute, und es sei immer noch eine gute Gelegenheit, sich daran aufzurichten. 2020 sagte sie im US-Magazin „Discover Music" über ihren größten Hit: „Er wurde zu einer weltweiten Hymne für Menschen, die sich in ihrem Leben großen Herausforderungen und Tragödien stellen müssen." Auch heute sei es noch enorm wichtig, sich gegenseitig zu helfen und durch die Musik Mut und Inspiration zu fördern. Viele Menschen, auch junge Leute, berichten Gaynor seit Jahren davon, wieviel „I Will Survive" ihnen bei Krisen geholfen habe. Der in Dance-Clubs immer noch häufig eingesetzte Song erlebte durch die Corona-Pandemie 2020 einen erneuten Höhenflug: In einem Tiktok-Clip benutzte Gaynor den Hit dazu, sich vorbildlich die Hände zu waschen. Die Hygiene-Anleitung im Dance-Rhythmus wurde über vier Millionen Mal angeklickt und fand im Netz viele Nachahmer. Gaynor ergänzte ihr Engagement noch durch eine besondere Corona-Aktion: Auf ihrer Webseite bietet sie Gesichtsmasken mit dem Aufdruck „I Will Survive" an: „Das Tragen dieser Masken hilft dabei, die positive Botschaft auszusenden, dass wir diese Herausforderung überstehen werden", erklärt Gaynor in der „Broadway World".

Schwerer Sturz von der Bühne

Die 79-jährige Sängerin hat sich heute dem Gospel zugewandt
Die 79-jährige Sängerin hat sich heute dem Gospel zugewandt - Foto: picture alliance / Andy Kropa / Invision / AP | Andy Kropa 

Gaynor bezeichnet das Lied als „Herzstück" ihres künstlerischen Anliegens: „Es ist wundervoll, dass ich so etwas Wichtiges angeregt habe und es mit dem gleichen Song immer noch tun kann, auch bei einer ganz neuen Generation von Hörern", betonte die Sängerin 2020 im Magazin „New Jersey Art". Obwohl sie mit ihrem Cover des Jackson-Five-Titels „Never Can Say Goodbye" 1975 als erste Sängerin ein eigenes Disco-Album vorgelegt hatte und mit „I Will Survive" 1978 und „I Am What I Am" 1984 zwei Welthits landete, blieben danach die weiteren großen Erfolge aus. Erst 2002, nach 18-jähriger Pause, veröffentlichte sie ein neues Album mit den beiden Singles „Just Keep Thinking About You" und „I Never Knew", die beide jeweils wieder Platz eins der Dance-Charts erobern konnten. In den Folgejahren war Gaynor regelmäßig auf Tour in den USA oder hatte Gastauftritte in verschiedenen Shows. In diesem Jahr gastiert sie auch zweimal in Europa: am 1. Juli in Latschach/Österreich und am 2. Juli in Kirkham/England.

Erhielt Ehrendoktor

Vor einigen Jahren hat sich Gaynor von der Dance-Musik verabschiedet und sich dem Gospel zugewandt. Mit dieser Musik sei sie zu Hause aufgewachsen und habe auch anfangs selbst Gospel-Platten veröffentlichen wollen. Von ihrer Plattenfirma sei sie dann aber auf einen anderen Weg gebracht worden. Als Gaynor vor drei Jahren ihre Gospel-Pläne endlich umsetzen wollte, stieß sie bei mehreren Plattenfirmen erneut auf taube Ohren: „Für sie war ich nur: Gloria Gaynor, Disco-Sängerin." Endlich fand sich dann doch ein Label, das die Platte produzieren wollte. Das Gospel-Album „Testimony" entstand in Nashville analog in dreijähriger Arbeit: „Etliche Songs wurden wie früher mit allen Musikern im Studio gemeinsam eingespielt, denn spontane Kreativität kann nur entstehen, wenn die Musiker zusammen arbeiten und sich gegenseitig inspirieren", beschrieb Gaynor 2020 die Produktionsweise des Albums. In den teilweise autobiografischen Texten der neuen Songs bekräftigt Gaynor ihr Vertrauen in Gott. „Ich möchte, dass das mein Vermächtnis ist: Dass ich die Menschen zu einer Beziehung mit Christus inspiriert habe", bekennt sie 2019 im christlichen Magazin „Pro". Die intensive Arbeit an „Testimony" hat sich gelohnt: Ziemlich genau 40 Jahre nach ihrem ersten Grammy für „I Will Survive" bekam Gaynors neues Album 2020 diesen begehrten Musikpreis in der Kategorie „Gospel" erneut. Zuvor hatte die Sängerin 2015 bereits für ihre Verdienste die Ehrendoktorwürde für Musik des Dowling College erhalten. Im Jahr danach wurde ihr größter Hit in das nationale Schallplatten-Register der US-Kongressbibliothek aufgenommen. Nach dem Hurrican Harvey 2017 sang Gaynor ihren Song umgetextet als „Texas Will Survive" auf ihrem Twitter-Account.

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