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WAS MACHT EIGENTLICH...

Martin Schmitts steiler Aufstieg begann Ende der 90er, hier beim Weltcup-Skispringen in Willingen
Foto: picture-alliance / dpa | Zucchi Uwe

… Martin Schmitt?

Zwischen 1998 und 2011 gehörte er zur Weltelite der Skispringer, wurde 2002 Olympiasieger, dazu viermal Weltmeister und zweimal Weltcup-Gesamtsieger. Trotz Verletzungsproblemen hielt er sich bis 2014 unter den Topathleten seiner Sportart. Heute betreibt der 44-Jährige eine Sportler-Vermarktungsagentur, ist DSV-Talentscout und TV-Skisprung-Experte.

Als Sportler lebt man intensiv für eine Sache. Das gibt einem unglaublich viel. Es ist ein großes Privileg, Sportler sein zu dürfen", betont Martin Schmitt im Magazin „Wintersport". Trotzdem oder gerade deshalb falle es vielen erfolgreichen Athleten schwer, nach ihrem Karriereende in einem anderen Beruf wieder ganz von vorne anzufangen. „Ich hatte keinen Masterplan. Mir war wichtig, dass ich nach mehreren Seiten offen bin." Deshalb hat der Olympiasieger und vierfache Weltmeister noch mal die Schulbank gedrückt und 2015 ein Trainerstudium an der Sporthochschule Köln und 2016 ein Bachelor-Studium der Sportwissenschaften an der Uni Leipzig jeweils als Jahrgangsbester abgeschlossen. Und an der Sportbusiness-Akademie in Düsseldorf bildete er sich ein Jahr lang zum Advanced Executive Sport Business weiter.

Seinen vielfältigen Studien ließ Schmitt auch gleich die Praxis folgen. Von seinem sportlichen Erfahrungsschatz profitiert seit 2014 der Fachsender Eurosport, für den er auch bei den Olympischen Spielen 2022 in Peking von München aus als Kommentator tätig war. Dass die Winterspiele in China ausgetragen wurden, sieht er wegen der dortigen Menschenrechtsverletzungen kritisch und beklagt die zunehmende Dominanz kommerzieller Interessen.

Als Talentscout unterwegs

Der ehemalige deutsche Skispringer ist heute unter anderem als Talent-Scout und TV-Skisprung-Experte tätig
Der ehemalige deutsche Skispringer ist heute unter anderem als Talent-Scout und TV-Skisprung-Experte tätig - Foto: picture alliance / dpa | Daniel Karmann

Ein Großteil seiner Arbeitskraft widmet Schmitt der Sportler-Vermarktungsagentur Asp Sports Ammann Schmitt & Partner Gmbh, die er 2015 zusammen mit dem Schweizer Skisprung-Kollegen Simon Ammann und dem Sportökonomen Hubert Schiffmann gegründet hat. „Derzeit sind wir nur im Wintersport aktiv, aber wir wollen das mittelfristig auch in den Sommersport ausdehnen", beschreibt Schmitt die geplante Weiterentwicklung seines Unternehmens. Asp vermarktet Sportrechte, initiiert Testimonial-Werbung und betreibt Sponsoring-Beratung. Das Agentur-Portfolio umfasst Skispringer wie Constantin Schmidt oder den gerade zurückgetretenen Severin Freund, sowie Alpinrennfahrer, Biathleten, Nordisch-Kombinierer oder Freerider.

Der Deutsche Skiverband hat sich Schmitts Expertise ebenfalls gesichert und ihn seit 2019 als Talentscout verpflichtet: „Momentan bin ich sehr happy mit dieser Aufgabe, und mir macht das sehr viel Spaß", weist der Olympiasieger weitergehende Ambitionen zurück. Denn manche könnten sich das Multitalent auch als Bundestrainer vorstellen. Schmitt versucht bei der Talentsichtung, immer den ganzen Sportler zu sehen, jeweils die ganz speziellen Stärken und die sportliche Einstellung zu erkennen: „Ein bisschen Draufgängertum und Überwindungsfähigkeit braucht man schon beim Skispringen." Als entscheidenden Moment des Skisprungs bezeichnet Schmitt den Absprung, der weniger als 300 Millisekunden dauert und den Topathleten wegen des großen Aufwandes nur bei etwa 650 Sprüngen im Jahr ausführen können. Die beiden dafür erforderlichen Bewegungsabläufe seien recht einfach, müssten aber höchst präzise und gleichzeitig voller Energie ausgeführt werden. „Das ist wie Elfmeterschießen. Nur eine Möglichkeit, entweder es klappt oder es klappt nicht." Durch die relativ geringe Anzahl der Sprünge könnten die Topathleten ihre Technik nicht so leicht perfektionieren wie in anderen Sportarten und es sei schwieriger, „sich Sicherheit zu holen beziehungsweise schwächere Wiederholungen mental abzuhaken".

Seine Kinder lässt er machen

Schmitt lässt die heutigen Springer gern von seiner Erfahrung profitieren, auch wenn sich in seiner Sportart inzwischen viel geändert habe, nicht nur im Reglement und beim Material. Der leistungsstarken deutschen Skisprungmannschaft traut er in Zukunft einiges zu und will auch einen Sieg bei der Vierschanzen-Tournee nicht ausschließen: „Es ist eine Frage der Zeit, aber ich glaube, wenn es einer gewinnt, dann wird es für die nächsten Springer einfacher, es zu wiederholen." In Bezug auf seine drei Kinder im Vorschulalter habe er keinerlei Erwartungen, wenn sie sich einmal für das Skispringen entscheiden sollten: „Sie dürfen machen, was ihnen Spaß macht, und ihren eigenen Weg gehen. Und ich versuche, sie dabei zu unterstützen", sagte er laut „Badischer Zeitung" vor ein paar Wochen den Schülern beim Besuch einer Freiburger Schule. Dabei verriet er auch, dass er früher im Verein nur Fußball gespielt hat und zu seinen heutigen Hobbys Skifahren, Basketball, Golf und Zeitunglesen zählen. Am liebsten spiele er aber mit seinen Kindern und versuche, so viel Zeit wie möglich mit ihnen zu verbringen. „Wenn ich etwas für mich selber mache, gehe ich mal joggen oder auch im Sommer Radfahren, im Winter auch mal Langlaufen." Das scheint etwas tiefgestapelt zu sein, denn beim „Ninja Warrior Promi-Special" konnte er 2020 den Sieg davontragen.

Mit seiner Frau, der Ärztin Andrea, und seinen drei Kindern lebt Schmitt heute in Freiburg, weil es „übersichtlich und entspannend ist, ein angenehmes Klima hat und man schnell in der schönen Natur" sei. Ehrenamtlich engagiert Schmitt sich in der Deutschen Kinderkrebsnachsorge, wo er schon seit etwa 15 Jahren Kuratoriumsmitglied ist.

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