Da Energie immer teurer wird und die Versorgungssicherheit durch den russischen Krieg in der Ukraine debattiert wird, schauen sich viele Bürger nach Alternativen um. Fotovoltaik ist in aller Munde, aber lohnt sich auch eine Kleinwindkraftanlage?
Kleinwindkraftanlagen sind wie der Name vermuten lässt, die kleinen Geschwister der großen Windkraftanlagen, die wir alle kennen und die wie Fotovoltaikanlagen ein wesentlicher Baustein der Energiewende hin zu nachhaltigem Strom sein sollen. Dann müssten die kleinen Anlagen, oft mit einem Rotordurchmesser von einem Meter bei einem Propeller mit horizontaler Achse, doch eigentlich auch eine gute Investitionsmöglichkeit für Hausbesitzer darstellen, wie es bei Solarkraft auf dem Dach der Fall ist, oder? Diese Frage lässt sich auf den ersten Blick gar nicht so konkret beantworten, da bei Windkraft auf viele Faktoren zu achten ist.
Standort – Damit sich eine eigene Kleinwindkraftanlage überhaupt lohnen kann, braucht diese einen Standort mit ausreichend Wind. Klar ist: In einem Tal aufgestellte Anlagen erzeugen deutlich weniger Energie, als solche, die auf Hügeln aufgestellt sind. Außerdem fallen viele Ort in den Städten als Standort aus, da sie in bestimmten Windrichtungen im Windschatten anderer Gebäude stehen. Zusätzlich können Anlagen, die auf dem eigenen Dach montiert werden, zu Vibrationen und störenden Geräuschen in den eigenen vier Wänden und bei den Nachbarn führen. Wer das vermeiden möchte, braucht einen ausreichend großen Garten, um die Kleinwindkraftanlagen dort aufzustellen.
Wind – Während es relativ gut abzuschätzen ist, auf welcher Seite des Daches sich Fotovoltaikanlagen rechnen könnten, ist es relativ schwer einzuschätzen, ob man in einer Region mit ausreichend starkem Wind wohnt. Einfache Handwindmessgeräte gibt es schon ab 50 Euro, jedoch sollte die Windstärke am besten kontinuierlich über mehrere Monate oder besser noch ein Jahr gemessen werden. Die Kosten für solche Geräte starten bei 100 Euro, professionelle Anlagen bei 1.500 Euro, noch teurer wird es mit mehrmonatigen Windmessungen durch Fachfirmen. So werden die Kleinwindanlagen schnell unrentabel, da die Kosten der Windmessung inklusive der Anlage schnell den möglichen Ertrag bei einer Laufzeit von sehr optimistischen 20 Jahren übersteigen können (siehe Tabelle). Als Faustregel gilt: Anlagen lohnen sich eigentlich erst ab einer durchschnittlichen Windstärke von vier Metern in der Sekunde, eine doppelte Windgeschwindigkeit erzeugt die achtfache Leistung, die halbe nur ein Achtel.
Anlage – Es gibt eine Vielzahl möglicher Kleinwindanlagen für unterschiedlich große Geldbeutel. Dabei sollte man auf verschiedene Faktoren achten, wenn man über eine Investition nachdenkt, denn im Gegensatz zu Photovoltaikanlagen, bei denen seit Jahren ein intensiver Wettbewerb um Lebensdauer und Effizienz geführt wird, gibt es bei kleinen Windkraftanlagen aufgrund des im Vergleich doch deutlich kleineren Markts deutlich mehr ineffiziente Produkte. Besonders die angegebene Lebensdauer, die Sturmsicherheit und Prüfungszertifikate sollten bei der Wahl der Anlage genau angeschaut werden. Dazu empfiehlt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, wenn möglich, nach einem Standort mit schon seit mehreren Jahren installierten Anlagen zu suchen, um sich über die Funktionsfähigkeit selbst ein Bild zu machen.
Zusammenfassend ist private Windkraft nur in Ausnahmefällen rentabel und kommt für die meisten Grundstücke nicht in Frage, da insbesondere die Standortbedingungen, außer bei entlegenen Grundstücken, in der Regel nicht gegeben sind. Andere Maßnahmen, um Energie oder Wärme zu sparen oder zu erzeugen, machen für die meisten Verbraucher häufig mehr Sinn.