Mit Underpainting erhält das Gesicht nicht nur einen natürlich-strahlenden Glow. Vielmehr wirkt die Make-up-Applikationstechnik wie ein digitaler Schönheitsfilter für die Realität.
Die vor allem von der Generation Z oder den Post-Millennials geschätzte Social-Media-Plattform Tiktok hat sich längst einen exzellenten Ruf mit ihrem schier endlosen Fundus an kreativen Schmink-Tutorials und Beauty-Hacks erworben. Wobei derzeit vor allem der Hashtag #underpainting mit Millionen von Aufrufen für Furore sorgt. Der Begriff „Underpainting" wurde natürlich aus der Kunst entlehnt, wo er für die grundierende Untermalung eines späteren Bildes verwendet wird. In der Beauty-Welt ist Underpainting keine wirkliche Innovation, weil die Make-up-Applikationstechnik schon seit vielen Jahren von professionellen Visagisten eingesetzt wird. Prominente Make-up-Artists wie Jill Powell oder Beau Nelson schwören längst auf die spezielle Schmink-Methode, mit der sich das Gesicht optisch weichzeichnen – bei Bildern kann daher auf verschönernde Filter verzichtet werden – und sich gleichzeitig ein strahlend und natürlicher Glow gestalten lässt, mit betonten Wangenknochen, einer schmaler wirkenden Nase und einer markanten Kieferpartie, ganz ohne die von Kim Kardashian berühmt gemachte Contouring-Technik. „Die Schminktechnik ist super für alle geeignet", so die Celebrity-Visagistin Jill Powell, „die sich mit üblichem Contouring einfach nicht anfreunden können und Angst vor einem zu maskenhaften Look haben." Zudem garantiert Underpainting gleichsam ein perfekt gelungenes Make-up mit sanft modellierten Gesichtszügen und einem frischen Teint, es ist daher vor allem auch etwas für Anfängerinnen in Sachen Gesichts-Malkasten. Und das Beste daran dürfte sein, dass keine zusätzlichen Kosmetik-Artikel zugelegt werden müssen. Alle dafür nötigen Produkte sind ohnehin ein fester Bestandteil der Beauty-Routine.
Der ganze Trick besteht in einer Umkehr der schminkenden Schichtarbeit, sprich die Reihenfolge der Applikationen wird quasi auf den Kopf gestellt. Nach dem sorgsamen Auftragen einer feuchtigkeitsspendenden Creme kommt als erster Schritt nicht etwa wie sonst üblich die als Grundierung für ein schönes, gleichmäßiges Hautbild zuständige und in cremiger, flüssiger oder pudriger Konsistenz verfügbare Foundation zum Einsatz. Sondern beim Underpainting werden alle Produkte, die die Gesichtszüge optisch hervorheben sollen, also Bronzer, Highlighter oder Rouge als erster Step unter die Foundation aufgetragen – und zwar durchaus in großzügigen Mengen, auch wenn das im ersten Augenblick womöglich als etwas too much erscheinen mag.
Foundation ganz zum Schluss auftragen
Besonders angesagt sind sogar wieder auf den internationalen Laufstegen strahlende Apfelbäckchen, die als dezente und natürlich wirkende Röte durch die Foundation hindurch schimmern. Was ganz einfach durch kreisförmig verblendetes Rouge – cremige Texturen sind hier besser als Puder – auf den Wangen erzielt werden kann. Mithilfe des Bronzers lassen sich die Wangenknochen konturieren, mit dem Highlighter auf der Nasenspitze lässt sich ein Stupsnäschen-Effekt erzielen. Eventuelle Unreinheiten oder kleinste Hautunebenheiten können nun auch schon mit dem Concealer abdeckend kaschiert werden. Ein aufwendiges Verblenden kann man sich erst einmal sparen, weil nun im nächsten Schritt die Foundation zum Einsatz kommt. Wobei das eigentliche Make-up möglichst ohne viel Druck und ohne kreisende Bewegungen mit Pinsel, Schwämmchen oder durch Einklopfen appliziert werden sollte, um ein Verschmieren von Bronzer, Blush oder Highlighter zu vermeiden. Jill Powell rät dazu, für das Auftragen der Foundation einen Beautyblender oder einen sehr fluffigen Pinsel zu verwenden. Für den perfekten Weichzeichner-Effekt gilt es nun, das Ganze sorgfältig zu verblenden, sprich möglichst keine Ränder oder Übergänge mehr sichtbar zu lassen. Als Finishing einen Hauch transparentes Puder oder auch einen Spritzer Setting-Spray drübergeben. Fertig ist der Underpainting-Trend-Look.
Derzeit sollte man sich mal vom geliebten Bronzer verabschieden, denn auf den Catwalks vieler Designer dominieren für den Sommer zarte Rosa-Nuancen auf den Wangen der Models und man darf Glitter eine Auszeit gönnen. Rosa Blush wirkt sehr feminin und steht jedem Hauttyp. Daher ist es ziemlich verwunderlich, dass das frische Akzente setzende Rouge in den letzten Saisons ein Schmink-Stiefkind-Dasein gefristet hatte. Eine zarte Röte genügte einigen renommierten Modehäusern daher diesen Sommer nicht mehr. Sie ließen ihre Models in knalligen Rottönen auf den Wangen über die Laufstege stolzieren. „Harper’s Bazaar" sprach in diesem Zusammenhang von „Statement Blush", das amerikanische Frauen- und Lifestyle-Portal „The List" von „Draped Rouge". Bei Anna Sui beispielsweise gab es Korallenrot zu bewundern, Valentino hatte sich für Beerenrot entschieden.