Karl-Heinz Vogt, ehemaliger Torjäger des FCS und des FCK, verfolgt das Geschehen nur noch am TV und bedauert Fan-Ausschreitungen.
Er spielte in den frühen 70er-Jahren als Fußballprofi für die südwestdeutschen Spitzenclubs 1. FC Saarbrücken, 1. FC Kaiserslautern und FC Homburg und wurde 1971 Zweiter in der Bundesliga-Torschützenliste. Heute hat sich der 77-jährige Stürmer mit dem Spitznamen „Hexer" vom Sport zurückgezogen und lebt verwitwet in Zweibrücken.
Dass er seinen ehrfurchteinflößenden Spitznamen „Der Hexer" laut FCK-Website seiner Vorliebe für Edgar-Wallace-Kriminalromane verdankt, kann Karl-Heinz Vogt nicht bestätigen: „Den Namen hat mir die ‚Bild‘ nach dem Derby-Sieg meines FC Saarbrücken gegen Saar 05 gegeben, weil ich im Strafraum oft so unberechenbar agiere!", stellt der 77-Jährige im FORUM-Gespräch richtig. Das Boulevardblatt hatte ihn in einer Fotoserie damals im Hexer-Kostüm dargestellt. Begonnen hatte die Karriere des Stürmers mit acht Jahren bei Tura Ludwigshafen.
Als die Familie 1957 nach Homburg umzog, schnürte der damals zwölfjährige Karl-Heinz seine Fußballstiefel für den FC Homburg, wo er es in die saarländische C-Jugendauswahl und schon mit 17 Jahren in die Erste Mannschaft schaffte.
Auftritt im Hexen-Kostüm
Beim 1. FC Saarbrücken, damals in der zweithöchsten Spielklasse, der Regionalliga, wurde Vogt im Sommer 1965 Vertragsspieler und kam bis Juni 1969 auf 17 Einsätze mit insgesamt elf Toren. „Bedauerlicherweise sind wir 1966 und 1967 gleich zweimal in Folge in der Aufstiegsrunde zur Bundesliga gescheitert", resümiert Vogt seine Zeit bei den Malstattern, wo er unter anderem mit Emil Poklitar und Wolfgang Seel für Torgefahr sorgte. Zum Bundesligaspieler wurde Vogt dann 1969 mit seinem Wechsel zum Erstligisten 1. FC Kaiserslautern: Während er in der ersten Spielzeit nur zwölfmal zum Einsatz kam, schoss sich der „Hexer" in der Saison 1970/71 in die Mannschaft und die Herzen der FCK-Fans. Mit 22 Treffern wurde er hinter dem Oberhausener Lothar Kobluhn Zweiter in der Bundesliga-Torschützenliste, gleichauf mit Bayern-Goalgetter Gerd Müller. Während seiner vier Jahre bei den Roten Teufeln erzielte Vogt in 111 Pflichtspielen 46 Tore, davon 39 in seinen 96 Bundesligapartien, die übrigen im DFB-Pokal und im Uefa-Cup. Mit seinen 22 Saisontreffern ist der gebürtige Stettener zusammen mit Klaus Toppmüller (Saison 1975/76) bis heute der insgesamt beste FCK-Bundesligatorjäger.
Dieser Erfolg weckte auch das Interesse anderer Bundesligaclubs, doch konkrete Angebote gab es nicht: „Ich habe zu früh beim FCK verlängert und war dadurch vom Markt", begründet Vogt heute seinen damaligen Verbleib bei dem Betzenberg-Club, wo er mit Otto Rehhagel, Klaus Toppmöller oder Seppl Pirrung prominente Teamkollegen hatte. Die besonders eifrigen Fußball-Statistiker vermelden für Vogt noch einen weiteren Rekord, den er mit Wolfgang Schäfer (1985 für Bayer Uerdingen) und Robert Lewandowski (2016 für Bayern München) hält: 1971 erzielte er nach der Winterpause die ersten sechs Treffer seines Clubs im Alleingang. Trotzdem erinnert sich Vogt nicht unbedingt in erster Linie an seine vielen Tore: „Der Einzug des FCK ins Finale des DFB-Pokals 1972 gegen Schalke 04 gehört zu meinen schönsten Fußballerinnerungen, auch wenn ich erst in der zweiten Halbzeit eingewechselt wurde und wir mit 0:5 untergingen." Nach seiner Top-Saison 1970/71 traf Vogt in der darauffolgenden Spielzeit weitere 17-mal. Danach setzte ihn eine siebenmonatige Verletzungspause wegen eines Muskelrisses außer Gefecht. Er kämpfte sich jedoch wieder in die Mannschaft zurück, fand aber im Folgejahr beim neuen Trainer Erich Ribbeck immer seltener Berücksichtigung, „obwohl ich in Freundschaftsspielen immer meine Tore gemacht habe, bekam ich in der Liga keine Chance mehr", klagt Vogt über mangelnde Wertschätzung. Nachdem er in der ersten Phase der Saison 1973/74 nur noch zweimal zum Einsatz kam, wechselte er im November 1973 „ohne gehaltliche Einbußen" zum VfR Oli Bürstadt in die Amateurliga Hessen, damals dritthöchste Spielklasse. Dort konnte er sich in zweieinhalb Jahren über 100-mal in die Torschützenliste eintragen und wurde mit seinem neuen Club 1975 sogar Amateurmeister: „Dieser Erfolg und die familiäre Atmosphäre im Verein gehören zu meinen schönsten Fußballerlebnissen, zumal ich im Amateur-Finale beim 3:0-Sieg gegen Victoria Hamburg alle drei Tore erzielt habe", erinnert sich Vogt. Auch im Folgejahr schaffte er es mit Bürstadt ins deutsche Amateur-Endspiel, das sein Club diesmal aber mit 0:1 gegen SV Holzwickede verlor. Im Sommer 1976 kehrte Vogt noch mal in den Profi-Fußball zurück: Beim Zweitligisten FC Homburg kam er unter Trainer Klimaschefski nur in sieben Partien zum Einsatz und konnte dabei ein Tor erzielen, sodass er zum Saisonende seine Spielerkarriere beendete. Ab 1977 war er als Trainer tätig, zuerst beim lothringischen Verein CS Stiring-Wendel, dann in Niederauerbach, Reiskirchen und Walsheim. „Danach habe ich mich aus dem Fußball zurückgezogen, weil ich mit der Einstellung vieler junger Kicker meine Probleme hatte." Stattdessen konzentrierte er sich auf seine berufliche Tätigkeit bei der Brauerei Karlsberg, wo er über 30 Jahre lang als gelernter Maschinenbauer hauptberuflich tätig war, während der aktiven Zeit allerdings meist nur halbtags. Als Vogt sich 1969 auf das „Abenteuer Bundesliga" beim FCK einließ, gab ihm die Brauerei sogar eine Arbeitsplatzgarantie, falls die Profikarriere mal ins Stocken geraten sollte. So verlief für ihn die Fortsetzung seiner beruflichen Laufbahn unproblematisch.
Vogt empfiehlt Funktionären den Blick nach England
Karl-Heinz Vogt geht es heute gesundheitlich „soweit immer noch gut", und er konnte auch seine sportliche Figur halten: „Sport mache ich aber nicht mehr und gehe nur öfter spazieren. Beim Essen passe ich aber auf." In seiner Freizeit „knoddelt" er gern an seinem Auto herum oder unternimmt kleinere Touren auf seinem Motorrad. „Ich unterhalte eigentlich auch keine Kontakte zu ehemaligen Vereinen und Mitspielern." Wohl aber nimmt er seit Neuestem am monatlichen Treffen ehemaliger FCS-Profis teil, wo es nach langjähriger Pause ein Wiedersehen gab mit seinen früheren Saarbrücker Mannschaftskameraden Emil Poklitar, Wolfgang Seel und Gerd Werthmüller. Es freut Vogt ganz besonders, dass Kaiserslautern gerade den Aufstieg in die Zweite Liga geschafft hat: „Aber ein Spiel im Stadion habe ich mir nicht angesehen. Dafür habe ich natürlich alles im Fernsehen verfolgt", verrät er.
Als Grund für seine Stadionabstinenz nennt Vogt die zunehmende Aggressivität vieler Zuschauer. „Wenn ich sehe, was kürzlich beim Drittligaspiel des FCK bei Dynamo Dresden alles los war, mit Randale und Pyrotechnik schon vor dem Spiel, verstehe ich die Fußballwelt nicht mehr." Vogt wünscht sich hier ein größeres Gegensteuern des DFB, der sich in dieser Sache mal in England umsehen sollte: „Dort sitzen die Leute doch auch meist zivilisiert auf ihren Plätzen."
Der Hexer, seit 2018 nach 52 Ehejahren verwitwet und Opa von fünf Enkeln, wohnt heute in seinem Eigenheim im Zweibrücker Stadtteil Mörsbach, Sohn Klaus (54) und Tochter Anke (52) haben direkt in der Nachbarschaft gebaut, sodass Vater und Sohn gern mal die Bundesligaspiele gemeinsam am Fernsehen verfolgen.