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WAS MACHT EIGENTLICH...

Sophia Loren, hier 1962 in „El Cid“, wurde 1950 von dem Produzenten Carlo Ponti entdeckt
Foto: imago images / Prod.DB

… Sophia Loren?

In Komödien wie „Hausboot" und mit Charakterrollen wie in „Und dennoch leben sie" wurde die Italienerin in den 50er- und 60er-Jahren zum oscarprämierten Kinostar. Nach über einem Jahrzehnt Kino-Pause stand die 87-Jährige 2020 noch einmal vor der Kamera.

Die Verleihung des italienischen Filmpreises „David de Donatello" im Vorjahr soll noch nicht das Ende von Sophia Lorens langer Filmkarriere bedeuten. 2020 hatte die Oscarpreisträgerin in dem Netflix-Film „Du hast das Leben vor dir" unter der Regie ihres Sohnes Edoardo Ponti in einfühlsamer Art die Holocaustüberlebende und Ex-Prostituierte Rosa gespielt, die als italienische Tagesmutter einen Straßenjungen aufnimmt. Im Vorjahr hatten Loren und Ponti sich sogar Hoffnungen auf einen Oscar gemacht, es gab allerdings dann nur eine Nominierung in der Kategorie „Bester Filmsong". „Ich weiß nicht, ob das mein letzter Film war. Ich habe noch große Lust, weitere Filme zu machen, immer schönere", sagte Loren 2021. Ihr Sohn bescheinigte seiner Mutter eine hervorragende Leistung: „Wenn ich nur noch mit einer einzigen Schauspielerin arbeiten könnte, würde ich immer wieder und wieder mit meiner Mutter arbeiten." Auch Loren kann sich vorstellen, noch mal mit ihrem Sohn zusammenzuarbeiten. Dafür akzeptiere sie auch, dass er am Set der Boss ist: „Und ich habe Angst vor ihm", scherzt sie in einem Interview. Natürlich ist die Diva stolz auf Edoardo (49), genauso wie auf ihren anderen Sohn Carlo junior (53), der in Kalifornien als Orchester-Dirigent gefeiert wird: „Ich habe meine Söhne immer geschätzt, ich liebe sie, wie sie sind, und bin gern mit ihnen zusammen. Sie sind ein Teil von mir", betonte Loren kürzlich im US-Portal „Goldderby". Auch in ihren erfolgreichsten Zeiten habe sie immer „an ein Heim, an Kinder und an Familie" gedacht. Für ihre beiden Kinder hatte sie deshalb ab den 80er-Jahren ihre Schauspiel-Engagements zurückgefahren und danach auch eher nur noch sporadisch gearbeitet. Ihr letzter Kinofilm „Nine" datiert aus dem Jahr 2009, danach gab sie 2014 noch ein Gastspiel im Kurzfilm „La voce umana".

„Kann ohne Kino nicht leben"

Sophia Loren stand nach über einem Jahrzehnt Kino-Pause 2020 wieder vor der Kamera
Sophia Loren stand nach über einem Jahrzehnt Kino-Pause 2020 wieder vor der Kamera - Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Billy Bennight 

Trotz ihrer über 70-jährigen Kameraerfahrung ist Loren bei Dreharbeiten immer noch nervös: „Ich werde nervös, wenn ich nicht nervös bin", erklärte sie 2021 dem Kinoportal „Deadline". „Ich liebe, was ich tue, ich liebe die Storys. Ich bin am Filmset geboren, ich war immer am Set, deshalb weiß ich nicht, was ich tun soll, wenn ich nicht am Set bin", beschreibt sie ihre „Film-Verrücktheit". Mit der Verleihung des „Davids" schloss sich für die in der Schweiz lebende Schauspielerin ein Kreis, denn den ersten ihrer zehn „italienischen Oscars" als beste Darstellerin hatte sie genau 60 Jahre vorher erhalten. „Ich empfinde heute dieselbe Freude wie damals und noch mehr", kommentierte Loren die „David"-Auszeichnung, die ihre häusliche Trophäen-Sammlung mit Oscar und Ehren-Oscar, vier Henrietta-Awards, fünf Golden Globes, einem Grammy und neun Bambis eindrucksvoll ergänzt.

Trotz ihres hohen Alters will Loren noch nicht ans Aufhören denken: „Ich kann ohne Kino nicht leben, absolut", verrät sie bei „NTV", obwohl sie gesundheitlich inzwischen etwas eingeschränkt ist und schon bei der David-Verleihung im Mai 2021 beim Gehen gestützt werden musste.

Loren hat mit großen Regisseuren und mit fast allen männlichen Hollywood-Heroen gedreht und insgesamt in rund 100 Filmen vor der Kamera gestanden. Sie hat oft streitbare Frauen gespielt, Prostituierte, Immigrantinnen, Spioninnen, Kriegsmütter und Hausfrauen. Trotzdem wurde sie von der Kritik lange Zeit auf das Image „Sexbombe" reduziert. Als sie 2021 gefragt wurde, ob sie sich jemals gewünscht hätte, „normal" zu sein, antwortet sie nur, dass sie sich auch als Star immer ganz normal gefühlt habe.

War 30 Tage im Gefängnis

Nicht ganz so normal ist aber wohl Lorens stattlicher Immobilienbesitz: Neben ihrem Hauptwohnsitz am Genfer See („Dagegen ist der Buckingham Palast trist", schrieb im Vorjahr der „Independent") hat die Familie noch eine Ranch in Kalifornien, einen Palazzo in Rom, ein Chalet in der Schweiz und eine Wohnung im New Yorker Trump-Tower. Dennoch redet die Schauspielerin gern über ihre ärmliche Jugend, um anderen Kindern aus nicht-traditionellen Familien zu helfen, trotzdem stolz auf ihre Herkunft zu sein. Loren, die 1980 wegen Steuerhinterziehung sogar 30 Tage im Gefängnis verbringen musste, hat inzwischen vier Enkel und bezeichnet sie als „die schönsten Enkel, die sie jemals gesehen habe". Ihre Filme hat sie ihnen aber noch nicht gezeigt, weil sie ihnen nichts aufdrücken will, „für das sie sich nicht interessieren". Edoardos 15-jährige Tochter hat sich im Vorjahr dennoch den letzten Film ihrer Oma „Du hast das Leben vor dir" angesehen und war zu Tränen gerührt.

Sophia Loren ist privat eine leidenschaftliche Köchin und verwöhnt Söhne und Enkel am liebsten mit Pasta, auch wenn die Besuche zuletzt wegen der Pandemie reduziert werden mussten. Heute ist sie am liebsten daheim in Genf, wo sie gelegentlich noch kurze Spaziergänge im Park mit Freunden macht: „Hier finde ich jetzt in kleinen Dingen Freude. Ich verbringe die Zeit mit Nachdenken, Lesen und liebe es auch zu ­schreiben."

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