Gleich zwei Finals und ein Halbfinale bestritt der 1. FC Saarbrücken Tischtennis in der vergangenen Saison gegen Dauerrivale Borussia Düsseldorf. Einmal hatte der FCS dabei die Nase vorn.
Zwar hat der 1. FC Saarbrücken Tischtennis Mitte Juni das Finale um die Deutsche Meisterschaft verloren – doch schon im Januar sorgten die Saarländer mit dem Pokalsieg dafür, dass die Trauer über die verpasste Meisterschaft nicht lange anhalten würde. „So früh in der Saison einen Titel zu gewinnen, war für uns einfach phänomenal", sagt der sportliche Leiter Erwin Berg und ergänzt: „Das alleine hat unsere Saison schon gerettet, und wir konnten entspannt in die weiteren Aufgaben gehen."
In beiden Endspielen wie auch im Champions-League-Halbfinale, wo für den FCS Schluss war, hieß der Gegner Borussia Düsseldorf – die Übermannschaft der vergangenen Jahre. Dem Rekordmeister um Weltstar Timo Boll bot der FCS jedes Mal einen großen Kampf. Auch im Bundesliga-Finale vor 2.350 Zuschauern in Frankfurt lag Saarbrücken zwischenzeitlich mit 2:1 in Führung und verlangte Düsseldorf erneut alles ab: Nachdem Anton Källberg die Borussia mit einem 3:1 gegen Tomas Polansky in Führung gebracht hatte, schlug der FCS zurück. Zunächst setzte sich Patrick Franziska im Duell der deutschen Nationalspieler mit 3:2 gegen Dang Qiu durch, dann triumphierte Darko Jorgic nach einer herausragenden Leistung gegen Timo Boll. Immer wieder rissen die Punkte des Saarbrückers die Zuschauer regelrecht von ihren Sitzen, durch Jorgics 3:1 (14:12, 11:6, 8:11, 11:4)-Erfolg war für Saarbrücken die Meisterschaft zum Greifen nah. Doch letztlich hatte Düsseldorf die Nervenschlacht denkbar knapp mit 3:2 für sich entschieden und der Traum vom ersten Double der Saarbrücker Vereinsgeschichte war geplatzt.
Traum vom ersten Double ist geplatzt
„Es ist schade, dass es am Ende nicht gereicht hat, aber mit dem zweiten Platz können wir dieses Jahr sehr zufrieden sein – er gibt uns fürs nächste Jahr auch Spielraum nach oben", sagt Erwin Berg und FCS-Trainer Wang Zhi ergänzt: „Wir haben alles versucht und alles gegeben. Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Wir haben dieses Mal knapp verloren, aber nächstes Jahr greifen wir wieder an." Ähnlich sieht es Saarbrückens Nummer eins, Patrick Franziska: „Nach einer Niederlage ist man natürlich nie zufrieden", erklärte der Nationalspieler nach dem letzten Saisonspiel. „Es ist schade, dass ich den ersten Satz nicht klauen konnte, dann wäre es vielleicht knapper geworden. Aber wir haben den Pokal gewonnen und standen zum vierten Mal in Folge im TTBL-Finale. Wir sind als Verein auf einem richtig guten Weg."
Das musste auch Timo Boll anerkennen: „Die Konkurrenz wird immer stärker. Wir müssen für jeden Titel brutal hart kämpfen", sagte er und ergänzte mit Blick auf seine Niederlage gegen Jorgic: „Darko hat sich zu einem Topspieler entwickelt. Sein Aufschlag ist sehr unangenehm für mich, er dagegen nimmt meinen inzwischen sehr gut an. Ich war eigentlich gut vorbereitet, aber er hat verdient gewonnen." Bolls Teamkollegen gaben in der Folge kein Spiel mehr ab. Källberg hielt im Spitzen-Einzel dem Druck stand, wehrte Franziskas Angriff im ersten Satz ab und sorgte mit seinem 3:1 für den Ausgleich. Im Doppel hatte die Borussia alles im Griff: Kristian Karlsson, der zum französischen Club Hennebont wechselt, kam an der Seite von Qiu zu seinem Abschiedsspiel und sorgte mit dem 3:0 gegen Polansky/Jorgic für die Entscheidung im Titelkampf.
In den hätte auch Shang Kun eingreifen sollen. Der Chinese war beim FCS als Nummer zwei hinter Patrick Franziska eingeplant, doch zu einem Einsatz kam es wegen der Corona-Reisebestimmungen in seinem Heimatland nicht. „Wir mussten die Bundesliga also mit nur drei Spielern durchspielen, was sehr ungewöhnlich ist. Trotzdem haben wir sehr gute Ergebnisse abgeliefert, in der Runde erneut Düsseldorf geschlagen und sind verdient als Tabellenzweiter in die Play-offs eingezogen", resümiert Erwin Berg und lobt: „Das alleine war schon ganz stark – und das ohne unseren Chinesen. Patrick Franziska hat einfach eine herausragende Runde gespielt." Aber auch Darko Jorgic und der eigentlich als Nummer vier eingeplante Tomas Polansky lieferten ab. Polansky sogar mit ausgeglichener Bilanz, was nach seiner leidvollen Verletzungsgeschichte nicht selbstverständlich war. Für eine Schrecksekunde sorgte der Tscheche dennoch: Vor den Play-offs hatte sich der 23-Jährige verletzt und musste für das Halbfinale gegen Post SV Mühlhausen von der medizinischen Abteilung des FCS fit gespritzt werden. Polansky bestritt beide Spiele ohne Training, gewann beide und leistete seinen Beitrag zum Finaleinzug.
Starke Leistung auch ohne Shang Kun
In der nächsten Spielzeit wollen die Blau-Schwarzen von Personalsorgen verschont bleiben. Da Shang Kun aller Voraussicht nach auch kommende Saison nicht zur Verfügung stehen wird, haben die FCS-Verantwortlichen mit zwei Neuverpflichtungen vorgesorgt: Patrick Franziska, Darko Jorgic und Tomas Polansky bleiben dem Verein erhalten, außerdem werden der Belgier Cedric Nuytinck und der Japaner Jin Takuya den Kader erweitern. „Beide sind richtige Teamplayer, echte Kampfschweine und passen auch vom Alter her perfekt in unsere Mannschaft", findet der organisatorische Leiter des FCS, Nicolas Barrois: „Sie entspannen nicht nur unsere personelle Situation, sondern tun uns auch insgesamt gut." Und Takuya sagt zu seinem Wechsel: „Ich freue mich auf das Abenteuer TTBL – für mich ist es eine der stärksten Ligen der Welt. Es ist mir eine Ehre, einen Verein wie den FCS in dieser Liga zu vertreten."
In der Weltrangliste notiert der 29 Jahre alte japanische Nationalspieler aktuell auf dem 55. Platz. Zuletzt hatte er Mitte März beim WTT Contender in Doha auf sich aufmerksam gemacht, als er seinen künftigen Teamkollegen Franziska mit 3:2 schlug. Sieben Jahre nach seinem Abschied vom 1. FC Saarbrücken TT kehrt Cedric Nuytinck zurück ins Saarland. Der 28-jährige Linkshänder kommt von GV Hennebont TT aus Frankreich nach Saarbrücken, wo der belgische Nationalspieler einen Vertrag bis 2025 unterschrieben hat. Erst im Januar waren der FCS und Hennebont im Viertelfinale der Champions League aufeinandergetroffen, mit 3:0 und 3:2 sicherte sich Saarbrücken den Halbfinal-Einzug. „Ich bin sehr glücklich, wieder zurück an dem Ort zu sein, an dem mein Abenteuer Tischtennis-Profi gestartet ist", sagt Nuytinck, der aktuell auf Platz 71 der Weltrangliste gelistet ist: „Ich habe nie so ganz mit dem Kapitel Saarbrücken abgeschlossen und wollte unbedingt wieder zurück. Ich freue mich, dass es endlich geklappt hat." Vielleicht gelingt mit den beiden Neuzugängen das erste Double der Vereinsgeschichte.