Die vierte Staffel des Netflix-Hits „Stranger Things" ist nun komplett. Auch diesmal geht es um Liebe, Tod und Teufel und vor allem um Zusammenhalt und ums Erwachsenwerden.
Kate Bush und „Stranger Things" – das passt perfekt. Hier die ikonische Sängerin, die in den 80er-Jahren Mega-Erfolge feierte, dort der Mystery-Grusel, der seit seinem Beginn vor sechs Jahren das Popkultur-Jahrzehnt schlechthin abfeiert. Kate Bushs Lied „Running Up That Hill" spielt in Staffel vier eine tragende Rolle und fasst auch die Handlung ganz gut zusammen. Denn die jugendliche Bande muss im wahrsten Sinne immer wieder emotionale Berge erklimmen, um dem Bösen zu entkommen, das sich erneut im fiktiven Städtchen Hawkins herumtreibt. Das alles hat seinen Ursprung in der Öffnung der Schattenwelt beziehungsweise „der anderen Seite" – im Original „Upside Down".
Zusammenhalt steht weiter an erster Stelle
„Stranger Things" orientiert sich seit Beginn an den Science-Fiction-Grusel-Mystery-Geschichten der Achtziger à la Stephen King und zitiert daraus großflächig, ohne schlichte Kopie zu sein. Die top besetzten Charaktere lassen einen mitfiebern, die großen und kleinen Dramen und die immer wieder aufkeimende Libido lassen die Gruselelemente fast schon beiläufig in die Geschichten einfließen. Sehr sympathisch: Alle Personen bekommen ihren Freiraum. Sowohl die Alteingesessenen, um sich weiterzuentwickeln, als auch die neuen, um sich einzuführen und um nicht im Ensemble unterzugehen – die Freundschaft steht weiter im Mittelpunkt. Das hat auf der anderen Seite aber auch zur Folge, dass die Folgen der neuen Staffel immer länger werden.
Rückblick Staffel eins: Forscher in Hawkins öffnen 1983 einen Spalt zu ebenjener alternativen Dimension, „der anderen Seite". Will Byers (Noah Schnapp) wird von einem der daraus entspringenden Monster entführt. Seine Mutter Joyce (herrlich überdreht: Winona Ryder) wendet sich an Sheriff Jim Hopper (ebenso knuddelbärig wie bärbeißig: David Harbour). Auch die Freunde Mike (Finn Wolfhard), Dustin (Gaten Matarazzo) und Lucas (Caleb McLaughlin) möchten helfen. Zwischenzeitlich taucht noch das mysteriöse Mädchen Elf (Millie Bobby Brown) mit telekinetischen Superkräften auf. Gemeinsam bietet man dem Monster Demogorgon Paroli.
In Staffel zwei lebt die aus dem Upside Down entkommene Elf bei Sheriff Hopper in einer Hütte. Gleichzeitig nistet sich bei Dustin ein Kind des Demogorgon ein. Parallel hat Will Visionen von einem riesigen spinnenartigen Monstrum, dem Gedankenschinder (Mind Flayer). Mithilfe des neuen Mädchens an der Schule, Maxine „Madmax" Mayfield (Sadie Sink) und mit Unterstützung durch den Verschwörungstheoretiker Murray Bauman (Brett Gelman) gelingt es, die Gefahr zu bändigen. Wiederum ein knappes Jahr später spielen in Staffel drei die Hormone zwischen Elf und Mike verrückt, was Hopper natürlich nicht passt. Parallel arbeiten auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges sowjetische Wissenschaftler daran, ein Tor zur Schattenwelt dauerhaft zu öffnen. Dies will die nun immer größer angewachsene Schar an Freunden und Vertrauten verhindern, indem sie in die Forschungseinrichtung eindringen. Und dann ist da ja noch der Mind Flayer – nicht alle werden überleben.
Ein neuer Dämon aus der Schattenwelt als Gegner
Staffel vier setzt einige Monate nach dem nervenaufreibenden Finale der Vorgängerin ein. Aus dem Upside Down ist der Dämon Vecna in die reale Welt gekommen und treibt Kinder und Jugendliche zuerst in den Wahnsinn und schließlich in den Tod, auch Max hat er im Auge. Währenddessen erklärt sich Joyce bereit, eine Lösegeldsumme für Hopper zu begleichen, der in einem Gefangenenlager in Kamtschatka in Russland festsitzt, wohin sie mit Murray reist. Gleichzeitig kriselt es in Mikes Beziehung mit Elf, die in der Schule gemobbt wird und immer noch mit dem Verlust ihrer Kräfte zu kämpfen hat. Der Rest der Charaktere versucht, die Unschuld eines Drogendealers zu beweisen, der des Mordes bezichtigt wird, den Dämon Vecna begangen hat. Und das sind nur die Grundkonflikte im ersten Teil von Staffel vier, die seit 1. Juli komplett auf Netflix verfügbar ist.
Dass man sich tatsächlich wie Mitte der Achtziger fühlt, ist neben dem perfekt abgestimmten Soundtrack auch der Ausstattung und den Effekten zu verdanken, die sich vor großen Hollywood-Produktionen nicht zu verstecken brauchen. Entsprungen ist „Stranger Things" den Hirnen der Duffer-Brüder, die schreiben, produzieren und teilweise auch Regie führen. Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, dass die populäre Serie bei den Emmys in vor allem technischen Kategorien absahnte. Schade ist, dass die Leistungen der Schauspieler noch nicht honoriert wurden. Aber vielleicht kommt das ja noch, eine fünfte Staffel wurde bereits angekündigt. Es soll der letzte Ausflug in die Schattenwelt werden.