Ansturm wegen Influencern
So viele Zuschauer hatte das Stadion Neukölln anlässlich eines Spiels des SV Tasmania seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt – und das bei einem Testspiel am Mittwochabend letzter Woche gegen ein Team aus der Kreisliga C. Doch etwa 95 Prozent der Besucher – Schätzungen zufolge lag ihre Gesamtzahl zwischen 3.000 und 4.000 – waren wegen des Gegners Delay Sports Berlin gekommen. Der Verein ist seit diesem Sommer neu im Hauptstadtfußball vertreten und besitzt dank Internetstar Elias Nerlich (eSports) mit 1,1 Millionen Followern bei „Twitch" oder Ex-Profi Sidney Friede über die sozialen Netzwerke extremes Mobilisierungspotenzial. Sie hatten ihre Fans zum Besuch des Spiels inklusive anschließender „Selfie"-Stunde eingeladen. Dafür waren eigens ein Verein und ein Ort ausgesucht worden, wo eine Umsetzung in dieser Größenordnung möglich war – die vorangegangenen Tests hatte Delay Sports deswegen gar nicht erst beworben. Oberligist SV Tasmania, der auch zur Finanzierung des Ordnungsdienstes Eintritt erhob, setzte sich am Ende mit 2:0 durch.
Altglienicke legt nach
Elf Neuzugänge hatte die VSG Altglienicke bereits kurz nach Ende der abgelaufenen Spielzeit verkündet und damit eigentlich ihre Aktivitäten auf dem Transfermarkt für beendet erklärt. Nun aber schlug der Regionalligist noch einmal zu und teilte am Freitag vergangener Woche die Verpflichtung dreier weiterer Spieler mit. So legten die Treptower, die ihre Heimspiele 2022/23 weiterhin im Amateurstadion bei Hertha BSC austragen werden, noch mal im Sturm mit Arlind Shoshi (zuletzt SV Straelen/RL West) und Peterson Appiah von Neuling Greifswalder FC nach. Ein echter „Königstransfer" gelang jedoch vor allem mit Tolcay Cigerci: Der offensive Mittelfeldspieler hatte bis voriges Jahr schon einmal den Altglienicker Dress getragen, spielte dann für Viktoria in der 3. Liga, ehe es ihn zu Samsunspor in die 2. türkische Liga zog. Nun soll der 27-Jährige also wieder im Mittelfeld des Teams von Trainer Karsten Heine die Fäden ziehen. Der 27-Jährige ist der Bruder des früheren Hertha-Profis und aktuell vereinslosen Tolga Cigerci (30).
Zwei Bezirkspokalsieger
Sie haben eine lange Tradition – die in der Vorbereitungszeit der Saison ausgetragenen Pokalwettbewerbe der Berliner Bezirke. Nicht jeder allerdings hat die (Corona-)Zeiten besonders gut überstanden: So traten zum Neuköllner Stadt und Land-Pokal nur noch ganze vier Teams an. Früher verbunden mit einer Durchführung über Wochen, wurde das Turnier mit Halbfinale und Endspiel dieses Jahr an einem einzigen Wochenende ausgetragen. So setzte sich auch wenig überraschend der SV Tasmania durch, denn die drei anderen Konkurrenten des Oberligisten spielen zwei Klassen tiefer. Das Endspiel entschied „Tas" gegen den entkräfteten Landesligisten Concordia Britz mit 8:3 für sich. Im Spandauer Bürgermeister-Pokal wiederum gingen zwölf Teams (darunter auch drei Zweite Mannschaften) bereits ab 21. Juli an den Start. In dem ebenfalls im K.-o.-Modus ausgetragenen Wettbewerb setzten sich am Sonntag letztlich die Spandauer Kickers (Berlin-Liga) gegen Titelverteidiger SSC Teutonia (Landesliga) mit 4:2 durch.
DFB-Pokal
Achtbar geschlagen
Der FC Viktoria 89 ist als Vertreter des Berliner Amateurfußballs in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals ausgeschieden – vergangenen Sonnabend unterlag der Drittligaabsteiger dem VfL Bochum mit 0:3 (0:2). Von Beginn an war der Bundesligist vor rund 5.500 Besuchern im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark spielbestimmend und stellte die Weichen durch den Doppelschlag von Simon Zoller (18.) und Takuma Asano (22.) frühzeitig auf Sieg. Nach dem Wechsel kamen die Himmelblauen, die eine Startelf mit einem Durchschnittsalter von 21,6 Jahren aufgeboten hatten, besser ins Spiel. Doch unmittelbar nach ihrer besten Chance durch Ünal Durmushan (63.) beseitigte der Favorit dank Philipp Hofmanns 0:3 (65.) die allerletzten Zweifel. „Auch als Außenseiter will man nicht verlieren – aber nach fünf Wochen Vorbereitung war es ein ordentlicher Auftritt von uns", erklärte Viktoria-Kapitän Jakob Lewald nach dem Schlusspfiff. In der Regionalliga Nordost eröffnen die Berliner am Samstag die Saison beim FC Carl Zeiss Jena.
Gegen Diskriminierung
„Fußball vereint gegen Rassismus": So nennt sich eine neue DFB-Kampagne. Vier Clubs nehmen an dem Projekt teil – darunter auch der Drittligist 1. FC Saarbrücken.
Die Antidiskriminierungs-Beauftragte Jasmin Dickerson soll für das Thema sensibilisieren. Finanziert wird die halbe Stelle vom DFB, der mit seiner neuen Kampagne „Fußball vereint gegen Rassismus" zunächst einmal an vier Standorten in Deutschland startet.
Auch der Fall „Dennis Erdmann" – der frühere FCS-Spieler, der in der vergangenen Saison einen Magdeburger Gegenspieler mit Migrationshintergrund rassistisch beleidigt haben soll –
führte zu einer intensiveren Auseinandersetzung, heißt es vonseiten des Saarbrücker Clubs.
Man wolle auf alle Fälle auf Diskriminierung eingehen – neben und auf dem Platz. Der Verein habe sich auf das DFB-Projekt beworben, sagte FCS-Pressesprecher Peter Müller.
Zudem sei das Thema „Antirassismus und Antidiskriminierung" auf einer Generalversammlung zum Vereinsziel erhoben worden.
Sieg vor dem Start
Am Samstagnachmittag stand für den FC Homburg das letzte Vorbereitungsspiel vor dem Regionalliga-Saisonstart in einer Woche in Koblenz an. Im Waldstadion besiegten die Grün-Weißen den französischen Viertligisten FCSR Haguenau mit 4:0. Fabian Eisele fehlte den Homburgern im Testspiel angeschlagen (Schulterprobleme). Dafür stand Philipp Hoffmann nach langer Verletzungspause erstmals wieder im Kader der Grün-Weißen. In der 30. Minute erzielte schließlich David Hummel die Führung für den FCH. Mit diesem Stand ging es dann auch in die Halbzeitpause. Joel Gerezgiher war es, der in der 64. Minute das 2:0 für die Grün-Weißen erzielte. Markus Mendler erhöhte gute zehn Minuten später auf 3:0. In der 81. Minute gab Philipp Hoffmann nach monatelanger Verletzungspause sein Comeback und erzielte nur drei Minuten später mit einem sehenswerten Distanzschuss den Treffer zum 4:0-Endstand für den FCH. „In der ersten Halbzeit taten wir uns etwas schwer, ins Spiel zu finden und agierten zu passiv. Trotzdem haben wir uns einige Tormöglichkeiten erspielt, wobei die Chancenauswertung heute nicht ganz so gut war", lautete das Fazit von Cheftrainer Wenzel zum letzten Testspiel der Sommervorbereitung. Am kommenden Samstag steht für den FCH das erste Saisonspiel der Regionalliga Südwest 2022/23 an. Um 14 Uhr ist man beim FC Rot-Weiss Koblenz zu Gast.
DFB-Pokal
Lautern verliert spät
Erst ein Gegentor von der Mittellinie, dann das späte Comeback: Der SC Freiburg hat die harte Pokal-Prüfung beim 1. FC Kaiserslautern mit einem mühevoll erkämpften 2:1 (1:1, 0:1) nach Verlängerung bestanden und zum elften Mal in Folge die zweite Runde erreicht. 71 Tage nach dem verlorenen Finale gegen RB Leipzig gewannen die Breisgauer beim Zweitliga-Fünften allerdings nur mit Ach und Krach. Vor 38.317 Zuschauern am Betzenberg erlösten Roland Sallai (82.) und Ritsu Doan (111.) die Mannschaft von Christian Streich, der wenige Stunden vor Anstoß zu Deutschlands Trainer des Jahres gewählt worden war. Die in der Liga noch ungeschlagenen Pfälzer waren durch einen Geniestreich von Marlon Ritter (33.) aus 49,5 Metern in Führung gegangen, schieden aber zum dritten Mal in Folge in der ersten Runde aus. „Es war heute ein richtiges Brett. Nach dem Tor aus 50 Metern flog hier fast die Decke weg", sagte Freiburgs Sportvorstand Jochen Saier bei Sky: „Wir haben uns schwergetan, Chancen zu kreieren. Unterm Strich waren wir dann die bessere Mannschaft." Streich hatte vor der stattlichen Kulisse einen „coolen", aber „nicht unterkühlten" Auftritt seiner Elf gefordert. Die Führung resultierte indes aus einer spontanen Eingebung: Freiburgs Maximilian Eggestein vertändelte an der Mittellinie den Ball, Ritter behielt die Übersicht und überwand den weit vor dem Tor stehenden Schlussmann Mark Flekken. Erst nach der Pause drängte Freiburg mit mehr Einsatz auf den Ausgleich, traf aber auf gut organisierte Lauterer. Der aus Augsburg geholte Michael Gregoritsch (52.) zielte bei der bis dahin besten Chance der Gäste aus zentraler Position knapp am Tor vorbei. Das Streich-Team agierte in der hitzigen Schlussphase immer nervöser, dann rettete Sallai den SCF aus kurzer Distanz in die Verlängerung. Dort diktierte Freiburg das Geschehen und wurde durch einen Freistoßtreffer von Doan belohnt.