Patrick Biedenkapp gibt auf seinem Blog, Instagram & Co. Einblicke in sein Piloten-Dasein und begeistert damit mehrere Hunderttausend Menschen. Doch der Erfolg hat auch Schattenseiten: Täglich werden seine Fotos gestohlen, um Fake-Profile mit betrügerischen Absichten zu eröffnen, über die er im Interview spricht.
Herr Biedenkapp, Sie werden seit geraumer Zeit immer wieder Opfer von Internetkriminalität, indem Ihre Fotos für falsche Profile verwendet werden. Wie sind Sie darauf aufmerksam geworden?
Ich wurde ziemlich bald nach dem Start meines Blogs www.pilotpatrick.com von meinen Abonnenten, die ich liebevoll meine Aviator nenne, immer wieder mal auf Fake-Profile hingewiesen. Zu Beginn passierte dies jedoch nur sehr vereinzelt, und ich konnte noch keinen kriminellen Hintergrund erkennen.
In den meisten Fällen schreiben mich meine Aviator via E-Mail an und informieren mich darüber, dass sie von einem Profil angeschrieben wurden, welches einen anderen Namen trägt, aber meine Bilder verwendet. Es passiert aber auch häufig, dass Opfer mir wüste Beschimpfungen auf meinen sozialen Kanälen wie Instagram oder Facebook hinterlassen. Diese verlangen ihr Geld zurück, welches sie den Betrügern überwiesen haben. Oftmals glauben die Opfer bis zuletzt, mit mir geschrieben zu haben. Erst nach langen Dialogen verstehen sie, dass ich gar nicht derjenige war, mit dem sie oftmals über Monate hinweg geschrieben haben.
Wie ist die Lage inzwischen?
Mittlerweile ist es ein sehr großes Problem für mich. Mich erreichen täglich E-Mails, Kommentare oder direkte Nachrichten auf den sozialen Netzen, in denen steht, dass es ein Fake-Profil von mir gibt. Auf Facebook ist es ziemlich leicht, diese Profile löschen zu lassen, da ich dort ein verifiziertes Profil – von Facebook offiziell als öffentliche Person anerkannt – habe. Facebook löscht diese Profile oftmals innerhalb von 24 Stunden. Aber auch auf Facebook werden die Täter immer besser. Haben sich die Betrüger dort anfangs noch Pilot Patrick genannt, verwenden Sie jetzt Decknamen wie Henry Hernandez. Außerdem stellen sie ihre Profile so ein, dass man bei Facebook nicht nach ihnen suchen kann. Somit müssen mir die Opfer die genaue URL des Facebook-Profils schicken, damit ich es melden kann. Viele Opfer wissen jedoch nicht mal, wie man eine URL herausbekommt, da sie nur die App verwenden. Die neueste Masche der Betrüger ist es, einfach weitere Facebook-Fanseiten zu eröffnen. Diese kann man nicht bei Facebook melden, und sie können somit meinerseits nicht gelöscht werden. Hier muss ich hilflos zusehen, wie die Betrüger meinen Namen und meine Bilder kopieren und meine Follower um Geld betrügen.


Auf Instagram bin ich hingegen komplett machtlos. Da mein Profil dort bis heute nicht verifiziert wurde, werden meine Meldungen von Betrügern einfach ignoriert. Es wird generell eine Meldung zurückgeschickt, dass das gemeldete Profil geprüft wurde, aber kein Verstoß gegen die Richtlinien vorliege, obwohl das Profil ganz klar vorgibt, von mir zu sein. Ich habe schon oft versucht, mit Instagram ins Gespräch zu kommen, jedoch ohne Erfolg. Die Täter können auch hier ungehindert ihrer Betrüger-Tätigkeit nachgehen.
Was ich aus Zeitgründen auch nicht verfolgen kann, sind Fake-Profile auf Dating-Plattformen. Dort tummeln sich ebenfalls unzählige Betrüger. Ich habe jedoch nicht die Kapazitäten, dafür jedes Mal eine Mail an den Betreiber zu schreiben. Auch hier bin ich machtlos.
Wie ist das Vorgehen der Betrüger?
Es gibt verschiedene Methoden, wie die Opfer ausgenutzt werden:
Erstens: Die Opfer sollen Konten auf ihre Namen eröffnen und den Tätern die Zugangsdaten geben.
Zweitens: Anderen Opfern wird dann eine Notsituation vorgegaukelt und gebeten, Summen bis zu 2.500 Dollar auf die Konten der ersten Betrugsopfer zu überweisen. Die Notsituationen reichen von kranken Familienmitgliedern bis hin zu verlorener Kreditkarte. In allen Fällen soll das Geld später zurücküberwiesen werden. Bleibt die Überweisung aus, melden sie sich irgendwann bei mir. Ermittelt die Polizei später, finden sie nur die Namen der ersten Betrugsopfer, da die Konten auf deren Namen laufen. Das Geld wurde bis dahin schon auf irgendwelche Nummernkonten verschoben.
Drittens, auch schon vorgekommen: Die Betrüger schreiben meine Abonnenten an, die gern Pilot werden wollen und versprechen gegen eine Gebühr, den Namen auf eine höhere Priorität der Warteliste zu setzen.
Die Betrüger haben früher viel häufiger meine Abonnenten angeschrieben – diejenigen, die am meisten bei mir kommentieren. Doch seitdem ich häufiger vor Betrügern warne und sich diese nicht mehr Pilot Patrick nennen können, akquirieren sie ihre Opfer jetzt viel mehr selbst, beispielsweise über Dating-Profile.

Den Opfern werden Liebe vorgelogen und gefälschte Dokumente vorgelegt. Oftmals auch eine Hochzeit in Aussicht gestellt. Das geht teilweise über Wochen, bis die Opfer endlich zahlen. Danach werden die Opfer fallen gelassen oder schlimmer: versucht, weiter Geld zu bekommen unter Vortäuschung neuer Bedarfsfälle.
Die Täter haben es sogar technisch drauf, ihre Opfer via Skype im Video-Telefonat zu täuschen. Sie blenden einfach eines meiner Videos ein, die man überall auf YouTube oder Facebook von mir findet.
Wie häufig wurden Ihre Bilder ungefähr schon gestohlen und für betrügerische Zwecke missbraucht?
Unzählige Male. Ich melde die Profile allein auf Facebook fast täglich. Manchmal melde ich bis zu 15 Profile auf einen Schlag. Das Ausmaß ist gigantisch.
Wie gehen Sie gegen diesen Missbrauch vor?
Zunächst einmal reagiere ich auf die Meldungen meiner Aviator. Alle Profile, die mir durchgegeben werden, melde ich bei Facebook und bei Instagram. Zusätzlich suche ich bei Facebook aktiv nach Personen und verwende gewisse Schlagworte wie Pilot oder Airline XY Pilot, und so weiter und gehe alle Profile in der Suche durch. Dann melde ich alle Profile, die meine Bilder verwenden.
Ich habe auch schon versucht, mit Facebook und Instagram in Kontakt zu treten, dort wird jedoch nur darauf verwiesen, dass ich jedes Profil einzeln melden soll. Bei Instagram ist man noch dreister und verlangt einen Nachweis, dass die Nutzer dieser Profile andere betrügen. Allein die Tatsache, dass die Profile meine Bilder verwenden und vorgeben, ich zu sein, reicht dafür nicht aus. Wenn ich keinen Beweis erbringen kann, verlangt man, dass ich jedes Bild einzeln melden muss, welches von mir verwendet wird, damit es nach Prüfung gelöscht wird. Dies würde den Rahmen meiner Zeit mehr als sprengen.
Wissen Sie inzwischen, wer Ihre Fotos für seine Zweckemissbraucht hat?
Ich gehe davon aus, dass es sich um organisierte Kriminalität handelt, den Schilderungen der Opfer nach um Banden aus Afrika. Oftmals arbeitet das vermeintliche Ich in Afrika.


Können die Täter belangt werden?
Nein! Da diese im Ausland sitzen, sind sie sozusagen im rechtsfreien Raum.
Haben Sie sich auch schon mit anderen Influencern über diesen Missbrauch unterhalten?
Nein, ich habe aufgrund der Einzigartigkeit meines Themas Luftfahrt nicht viel Kontakt zu anderen Bloggern. Jene, mit denen ich in Kontakt stehe, sind viel unbekannter und somit noch keine Opfer.
Was glauben Sie, wieso ausgerechnet Ihnen das widerfährt?
Ich glaube, dass ich bekannt genug bin, um genügend Opfer über mich generieren zu können, aber nicht so bekannt, dass mich jeder automatisch erkennt und den Betrug erkennt. Außerdem verrate ich meinen Nachnamen nicht auf meinen sozialen Netzen, sodass die Opfer schon erstmal glauben, dass ich der „private“ Patrick bin. Auch bin ich einer der wenigen Piloten, die ein stereotypisches Aussehen aufweisen und regelmäßig Bilder von sich veröffentlichen. Piloten genießen in weiten Teilen der weltweiten Bevölkerung ein hohes Ansehen und Vertrauen. Dieses Aussehen und das Image sind perfekt, um die Opfer um ihr Geld zu bringen. Hinzu kommt, dass ich generell nur Kommentare meiner Aviator beantworte, das macht es den Betrügern noch einmal leichter, vorzugeben, sie seien der private Patrick, da eine schnelle Rückfrage auf meinen offiziellen Kanälen nicht möglich ist. Mir fehlt jedoch schlicht und ergreifend die Zeit, alle privaten Nachrichtenanfragen auf allen meinen Kanälen zu bearbeiten.
Wie sehr leiden Sie persönlich unter diesen Erfahrungen?
Ich leide nicht persönlich darunter, da ich das Bloggen strikt von meinem privaten Leben trenne. Jedoch habe ich das Gefühl, dass gerade mein Instagram-Account bereits so oft von Opfern bei Instagram gemeldet wurde, dass ich seit einigen Monaten von Instagram gebannt werde. Dies bedeutet, dass mein Profil und die Bilder, die ich poste, nur noch meinen eigenen Abonnenten angezeigt werden. Es sei denn, man sucht direkt nach meinem Profil. Dies kann ich anhand der Statistiken sehen, die einem als Business-Profil-Inhaber zur Verfügung stehen. Dort ist klar ersichtlich, dass meine Bilder nicht mehr auf der Instagram-Explorerseite und bei den Hashtags angezeigt werden.
Denken Sie, dass dies Ihrem Ansehen geschadet hat?
Sicherlich gibt es viele Opfer, die mir bis zum Schluss nicht glauben, dass ich mit dem Betrug nichts zu tun habe. Aber im Großen und Ganzen kann ich nicht feststellen, dass mein Ansehen bisher großen Schaden genommen hat. Es gibt einige Frauen, die mir vorwerfen, nicht genug gegen die Betrüger zu unternehmen. Mir wurde auch schon vorgeworfen, dass mir das ganz recht sein, da ich so noch bekannter werde, da die betrogenen Frauen mir dann auf meinen sozialen Netzen folgen. Das entbehrt natürlich jeglicher Grundlage. Solche zweifelhafte Bekanntschaft bringt mir nichts. Ich versuche, in meiner wenigen Freizeit das Bestmögliche, um die Betrüger wenigstens bei Facebook zu bekämpfen.

Fühlen Sie sich im Netz noch sicher beziehungsweise hat das Erlebnis Ihren Umgang mit dem Internet verändert?
Ich bin generell vorsichtig im Netz. Alles was ich preisgebe, sind Infos, die mir persönlich nicht schaden können. Für mich hat sich nur gezeigt, wie leichtfertig andere Menschen mit dem Thema Internet-Romanzen umgehen. Ich kann mir bis heute nicht erklären, wie man sich über das Internet verlieben kann und bereit ist, mehrere tausend Euro an eine wildfremde Person zu überweisen.