Moderne Spielekonsolen sind in der Lage, viele Technik-Geräte im Wohnzimmer zu ersetzen, denn sie können weitaus mehr, als Spiele auf den Bildschirm zu bringen. Wir stellen die Flaggschiffe von Sony und Microsoft vor.
CD-, DVD- und Blu-Ray-Player haben den Videorekorder und den Plattenspieler schon vor Jahren aus dem Wohnzimmer verdrängt. Doch auch sie laufen Gefahr, selbst bald im Technikmuseum zu landen. Verdrängt nicht nur von modernen Möglichkeiten des Musik- oder FilmStreamings, sondern auch von einem Gerät, das früher nur zum Spielen aus dem Schrank geholt wurde oder in erster Linie im Kinderzimmer zu finden war.
Die Rede ist von der modernen Spielekonsole. Geräte wie die Flaggschiffe Playstation 4 Pro von Sony oder Xbox One X von Microsoft sind weit mehr als bloße Daddelkisten, die die Möglichkeiten moderner, hochauflösender UHD-Fernseher erstmals so richtig ausreizen. Beide Geräte bieten ähnliche Möglichkeiten, aber unterscheiden sich in nicht unerheblichen Details.
Beide Konsolen haben einen AMD-Prozessor mit acht Kernen an Bord, die Xbox ist aber mit ihrer schnelleren Grafikeinheit und ihren 6 Teraflops (Sony 4,2) deutlich leistungsstärker. Die Maßeinheit gibt an, wie viele Berechnungen ein Rechner pro Sekunde durchführen kann. Je mehr Flops ein Computer schafft, desto schneller und leistungsstärker ist er. Mit sechs Billionen Berechnungen ist die Xbox also satte 43 Prozent schneller – ein nicht zu unterschätzender Vorteil für scharfauflösende Texturen und flüssige Darstellungen. Im Gegensatz zur Playstation Pro besitzt die Xbox One X damit genug Rechenleistung, um Spiele in sogenannter nativer 4K-Auflösung (3.840 mal 2.160 Bildpunkten) mit sämtlichen Effekten und in ruckelfreien 60 Bildern pro Sekunde darzustellen. Bei der PS4 Pro werden viele Spiele hingegen „nur“ in 1.080 oder in 1.440 Punkten berechnet und anschließend auf die 4K-Auflösung hochgerechnet. Der Fernseher erhält zwar ein 4K-Signal von der Konsole, aber eben keine native 4K-Grafik.
Egal ob PS4 Pro oder Xbox One – wer einmal Autorennen, Fußball oder andere Spiele in voller Pracht am großen UHD-Fernseher genossen hat, möchte nie wieder zurück zum kleinen PC-Monitor. Schon allein deswegen werden die Konsolen dauerhaft einen Platz im Wohnzimmer erobern.
Zusätzlich hat die Xbox One – wie übrigens auch die kleinere und günstigere Version S – einen UHD-Player an Bord. Das heißt, das entsprechende HDR Blu-Ray-Laufwerk kann hochauflösende 4K-Blue-Rays abspielen. Die Playstation hat dagegen nur ein herkömmliches Blu-Ray-Laufwerk an Bord (Full-HD) und PS4-Pro-Nutzer somit das Nachsehen: Die Sony-Konsole kann 4K somit nur per Stream – zum Beispiel über die Youtube-App. Das hat allerdings in Regionen, in denen der Breitbandausbau noch nicht vorangeschritten ist, erhebliche Nachteile. Um Inhalte in Ultra-HD streamen zu können, ist eine Geschwindigkeit von 15 bis 25 Mbit/s nötig. Sonst drohen Qualitätseinbußen oder ist ein 4K-Streaming gar nicht möglich.
Dafür kann die PS4 mit Virtual Reality punkten – vorausgesetzt man ist bereit, etwa 300 Euro für entsprechende VR-Bille, Controller und benötigte Kamera zu investieren. Ein Preis, der sich aber in jedem Fall rechnet. Andere VR-Brillen wie etwa die Oculus Rift (um 450 Euro) und die HTC Vive (um 600 Euro) sind nicht nur deutlich teurer – sie benötigen auch einen leistungsstarken PC, der mit etwa 1.000 Euro zu Buche schlägt. Dafür ist bei der PS4 die Auflösung geringer, was sich in einigen VR-Spielen am sogenannten Fliegengittereffekt bemerkbar macht, den man vor Augen hat. Als Einstieg in die Welt der Virtual Reality taugt die PS4 aber allemal. Microsoft hingegen lässt das Thema VR bisher vollkommen links liegen.
Wer einen 3D-Fernseher sein Eigen nennt, ist mit beiden Konsolen auf der sicheren Seite und braucht keinen zusätzlichen 3D-Player. Beide Konsolenlaufwerke können 3D-Inhalte abspielen. Ehrlicherweise muss man sagen, dass für die Filmwiedergabe reine Blu-ray-Player besser geeignet sind, weil sie oft nur ein Viertel des Stroms aufnehmen und deutlich leiser sind. Was beim Spiele zocken wenigAer stört, kann beim Filmgenuss deutlich nerven. Bei ruhendem Desktop und der Filmwiedergabe (Stream) ist die PS4 Pro mit 0,2 bis 0,3 Sone kaum hörbar. Bei einem Blu-ray-Film klettert die Lautstärke auf 0,9 Sone und bei einem Spiel auf 1,7 Sone – bei Letzterem vor allem deswegen, weil die Temperatur steigt und die Lüfter stärker arbeiten müssen. Aus diesem Grund hat Microsoft seiner One X erstmals eine Wasserkühlung verpasst, um den Temperaturhaushalt besser in den Griff zu kriegen, was auch die Lärmkulisse auf einem geringen Niveau hält. Dafür ist Microsofts UHD-Laufwerk beim Filmeschauen deutlich lauter. Da die Discs schneller rotieren als gewöhnliche Blu-ray Discs, steigt der Lärmpegel deutlich an und ist wesentlich lauter als bei herkömmlichen UHD-Blu-ray-Playern.
Die Wasserkühlung der X hält dafür die Temperatur deutlich niedriger als bei früheren Generationen, und das macht sich auch im Stromverbrauch deutlich. Die PS4 Pro wird einige Grad wärmer und verbraucht somit auch etwas mehr Energie. Aufs Jahr gerechnet fallen so für die PS4 Pro etwa 60 Euro an Stromkosten an, mit der One X spart man etwa zehn Euro. Dafür ist sie in der Anschaffung ein gutes Stück teurer als ihr Sony-Konkurrent. Während die PS4 Pro mit einer 1-Terrabyte-Festplatte im Handel zwischen 370 und 399 Euro kostet, muss man für die Xbox One X mit ebenfalls 1-Terrabyte-Festplatte zwischen 470 und 499 Euro hinblättern – also gut 100 Euro mehr (Preise von Mitte April).
Beide perfekt für Streaming
Beide Konsolen sind darüber hinaus natürlich internetfähig und können Filme, Musik oder Sportereignisse streamen. Egal ob Youtube, Netflix, AmazonPrime, Maxdome, Spotify, DAZN oder ähnliche – alle Apps der großen Anbieter sind bereits vorinstalliert oder lassen sich herunterladen. Das ist vor allem für all diejenigen interessant, deren Fernseher diese Funktionen nicht beherrscht.
Für welche der beiden Hightech-Konsolen man sich entscheidet, hängt letztlich davon ab, was einem persönlich wichtiger ist: ein Ultra-HD-Laufwerk oder die Möglichkeit, VR zu nutzen. Wer statt eines Ultra HD-Fernsehers ein Full-HD-Gerät besitzt, sollte lieber zur Xbox One S oder zur PS4 Slim greifen. Sie sind ein gutes Stück günstiger als die Flaggschiffe X und Pro, bieten aber bis auf 4K und HDR, die Full-HD-Geräte ohnehin nicht darstellen können, weitgehend identische Funktionen.