Auch dieses Jahr scheint für den BFC Dynamo kein Weg in die 3. Liga zu führen. Eine Änderung in der Führungsebene soll perspektivisch Abhilfe schaffen.
Geht es um die Frage, welcher Verein das Potenzial besitzt, in Berlin dauerhaft die Rolle der dritten Kraft hinter dem 1. FC Union (Bundesliga) und Hertha BSC (2. Liga) zu besetzen, wird seit Jahren schon einhellig der BFC Dynamo genannt. Doch die Hohenschönhauser, die aus ihrer erfolgreichsten sportlichen Zeit noch das Attribut „DDR-Rekordmeister“ (zehn Titel in der damaligen Oberliga) für immer innehaben, hängen nun auch schon seit über zehn Jahren in der viertklassigen Regionalliga Nordost mit aktuell vier weiteren Berliner Vertretern fest. Als dem Konkurrenten Viktoria Berlin 2021 einmal der Sprung in die 3. Liga gelungen war, versuchten die Lichterfelder, diesen Status für sich in Besitz zu nehmen – doch sie scheiterten.
Negativ-Serie nach hervorragendem Start
Sportlich führte nach herausragendem Start eine Negativ-Serie doch noch zum direkten Abstieg. Schmerzhafter war für die Verantwortlichen damals jedoch die Erkenntnis, dass Viktoria mit all seinen Versuchen, den Status als Nummer drei in der Hauptstadt für sich in Anspruch zu nehmen, letztlich nicht angenommen wurde. Denn auch, was den Zuschauerschnitt anging, landete Viktoria in der 3. Liga auf einem Abstiegsplatz mit nicht einmal 2.000 Zahlenden pro Heimspiel. Dass man damals vom nicht drittligatauglichen Stadion Lichterfelde im Berliner Südwesten in den Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark (Bezirk Pankow) umziehen musste, hatte dabei obendrein nur geringen Ausschlag für diesen Wert – schließlich waren so im Herzen Berlins auch einige deutsche Traditionsvereine mit gewisser Zugkraft zu Gast: etwa der 1. FC Magdeburg, der 1. FC Kaiserslautern oder 1860 München. Doch unterm Strich füllten nur deren Fans die Ausweichspielstätte der Viktoria – was die Verantwortlichen nach dem Abstieg letztlich dazu bewog, den Verein nur noch als Ausbildungsclub für Talente aufzustellen. Schließlich hatte sich das (gescheiterte) „Abenteuer 3. Liga“ eben auch als kostspielig erwiesen. Der VSG Altglienicke wiederum, die seit Jahren den Aufstieg auf die nationale Ebene anstrebt, wird für den Fall nur eine ähnliche Erfahrung zugetraut. Auch bei den Treptowern, die seit Jahren mit dem Bau eines eigenen Stadions in ihrem Bezirk feststecken und dadurch schon durch verschiedene Spielstätten der Hauptstadt tingeln mussten, ist die Akzeptanz das große Problem. Diese Saison erreichte die VSG so im ersten Halbjahr der Nordost-Staffel nur einen Besucherschnitt von rund 600. Auch wenn die Verantwortlichen es sich leisten zu können scheinen, das Team seit Jahren auch schon in der Regionalliga als Zuschussgeschäft zu betreiben, wäre mit einer Steigerung des Zulaufs in der 3. Liga und der Etablierung als Emporkömmling im Berliner Fußball nicht zu rechnen.
Das kann eben nur der BFC Dynamo, der es im Nordosten 2024/25 auf knapp 2.500 Zuschauer im Schnitt bringt. Damit liegen die Weinrot-Weißen im Konzert der zahlreichen Traditionsvereine wie Carl Zeiss Jena, dem Halleschen FC oder Lok Leipzig zwar auch nur im Mittelfeld dieser Wertung – für den schwierigen Standort Berlin mit seinen zahlreichen Fußballvereinen ist dieser Schnitt jedoch sehr respektabel. Dazu scheint der Club diesbezüglich als einziger in der Hauptstadt noch über ein gewisses Steigerungspotenzial zu verfügen, sollte der Aufstieg erst einmal vollbracht sein. Doch auch für den BFC gestaltet sich dieses Projekt mit einigen Engpässen – da ist zum einen der finanzielle Faktor. Aktuell etwa kann man sich einen Kader im Gesamtmarktwert von zwei Millionen Euro leisten, was „nur“ Platz sechs in der Nordost-Staffel (unter anderem auch hinter der VSG Altglienicke) bedeutet. Dazu wäre eine Wirtschaftlichkeit in der 3. Liga wohl nur gegeben, wenn die heimische Spielstätte drittligatauglich umgebaut und somit kein Umzug etwa ins tief im Westen der Hauptstadt gelegene Mommsenstadion notwendig würde. Doch bis jetzt sind die von der Politik ins Spiel gebrachten Umbaupläne für das Sportforum Hohenschönhausen auch bloß in der Theorie stecken geblieben. Dazu kommt sportlich die Problematik mit der Aufstiegsregelung: Nur in der Regionalliga West beziehungsweise Südwest steigt der Meister jedes Jahr direkt in die 3. Liga auf – in den anderen Staffeln (Bayern, Nord, Nordost) ist das nur turnusmäßig alle drei Jahre der Fall. Ansonsten müssen deren Meister noch eine Aufstiegsqualifikation ausspielen – bei Dynamo machte man damit schon 2022 leidvolle Erfahrungen. Als souveräner Meister im Nordosten musste man sich seinerzeit dem VfB Oldenburg in zwei Partien knapp geschlagen geben und verblieb so in der Viertklassigkeit. Vergangene Spielzeit, als der Aufstieg wieder mal auf direktem Weg möglich war, zogen die Berliner auf Platz vier am Ende den Kürzeren und verpassten den ersehnten Sprung auf die Bundesebene. Diese Saison ereilte den BFC dabei wie schon in der vorherigen das Schicksal, frühzeitig einen neuen Trainer suchen zu müssen: 2023/24 zog es Heiner Backhaus plötzlich zu Alemannia Aachen, 2024/25 zwangen Andreas Heraf gesundheitliche Probleme zur frühzeitigen Aufgabe.
In naher Zukunft in Liga drei
So läuft man aktuell mit dem spät ins Amt gekommenen Dennis Kutrieb und 15 Punkten zu Platz eins der Musik schon deutlich hinterher. Verantwortliche und Umfeld teilen aber gleichermaßen den Traum sowie den Anspruch, in naher Zukunft in die 3. Liga vorzustoßen – trotz aller erwähnter Widrigkeiten. So ist nun auch die Ankündigung zu verstehen, den Verein auf sportlicher Leitungsebene neu aufzustellen: Per Präsidiumsbeschluss wurde die Schaffung der Stelle eines Geschäftsführers Sport auf den Weg gebracht, die Ex-Profi Enis Alushi (unter anderem Paderborn, St. Pauli) besetzt. Der 39-Jährige soll mit seinem Netzwerk die entscheidenden Weichen stellen, um den Weg in die 3. Liga freizumachen – der bisherige Sportliche Leiter Angelo Vier (52) wird Alushi dabei bis zum Sommer „einarbeiten“ und dann aus beruflichen Gründen sein Amt aufgeben. Hintergedanke dürfte dabei auch sein, dass der Neue gerade keinen Stallgeruch wie Vier besitzt, den es einst von der Dynamo-Akademie in den Profifußball zog und der später auch schon einmal als Sportdirektor in Hohenschönhausen fungierte. Von Alushi dürfte sich das Präsidium eine unabhängigere und modernere Expertise versprechen, die letztlich zum Erfolg führen soll – und der ist für jeden, der es mit dem BFC Dynamo hält, bei aller Traditionspflege mindestens genauso unerlässlich.